Der Erreger der gefährlichsten Malariavariante beim Menschen, Malaria tropica, ist überraschend auch bei Gorillas nachgewiesen worden. Forscher aus Frankreich und den USA fanden zudem zwei bislang unbekannte Formen der Malariaparasiten bei den Tieren aus Afrika. Unklar sei noch, ob sich die Gorillas bei Menschen oder anderen Primaten angesteckt hätten und wie stark die Tiere erkrankt seien, schreiben die Wissenschaftler in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS"; online vorab). Dennoch müsse künftig bei der Bekämpfung der von Mücken übertragenen Infektion daran gedacht werden, dass auch Menschenaffen die Plasmodium genannten Erreger in sich tragen können. Weltweit erkranken nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 500 Millionen Menschen jährlich an Malaria; mehr als zwei Millionen Menschen, meist Kinder, sterben daran.
Die Wissenschaftler um Franck Prugnolle vom Labor für die Genetik und Evolution der Infektionskrankheiten am französischen Forschungszentrum CNRS in Montpellier untersuchten mittels Genanalysen Fäkalien und Blut von wilden und in Gefangenschaft lebenden Tieren. Darunter waren Kotproben von 125 Schimpansen und 84 Gorillas aus Kamerun sowie Blutproben von 3 Gorillas aus Gabun.
Zwei neue Formen des Erregers
In Exkrementen von zwei Gorillas aus Kamerun und im Blut eines Tieres aus Gabun wiesen die Forscher den Parasiten Plasmodium falciparum nach, der die Malaria tropica auslöst. Darüber hinaus stießen die Wissenschaftler auf zwei neue Formen der Parasiten bei Gorillas und nannten sie Plasmodium GorA und GorB. Diese sind mit der menschlichen Variante sowie mit zwei bei Schimpansen vorkommenden Plasmodium-Formen verwandt.
Bei 22 von 125 Schimpansen sowie 18 von 84 Gorillas wiesen die Forscher unterschiedliche Plasmodien nach und werteten dies als hohen Verbreitungsgrad der Malaria bei den Tieren. Da Kontakte zwischen Menschen und Primaten unter anderem durch Waldrodung häufiger würden, beständen mehr Möglichkeiten der Krankheitsübertragung von Tieren auf Menschen und andersherum, schreiben die Wissenschaftler weiter.
Im vergangenen Jahr waren US-Wissenschaftler zu der Vermutung gekommen, dass die Malaria tropica vor tausenden von Jahren von Schimpansen auf den Menschen übergesprungen sein müsse ("PNAS", Bd. 106, S. 14902). Sie hatten das Erbgut des Parasiten Plasmodium falciparum mit dem Genom eines bei Schimpansen vorkommenden Erregers verglichen.