Der Kreml hat den Vorwurf eines russischen Mordkomplotts gegen den Chef des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Papperger, zurückgewiesen. "Solche Berichte können nicht ernst genommen werden", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau mit Blick auf entsprechende Medienberichte. "Das ist im Stil von Fake-News aufgezogen", hob er hervor.
Peskow war nach einem "CNN"-Bericht zu angeblichen russische Anschlagsplänen befragt worden. Der US-Sender berief sich dabei auf westliche Behördenkreise, wonach die USA und Deutschland einen russischen Mordanschlag auf Papperger vereitelt haben sollen. Der Rüstungskonzern Rheinmetall ist ein wichtiger Waffenproduzent für die Ukraine. Der Konzern kommentierte den Bericht, der auch nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" zutrifft, allerdings nicht.
Auch das Bundesinnenministerium hielt sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters bedeckt und verwies auf eine breite Bedrohung Deutschlands durch Russland. "Die Bedrohungen reichen von Spionage, Sabotage und Cyberattacken bis hin zu Staatsterrorismus", sagte ein Sprecher am Freitag in Berlin. Zu Details könne er nichts sagen. Es sei aber klar, dass man einer vielfältigen Bedrohung ausgesetzt sei. "Die Bundesregierung wird sich nicht einschüchtern lassen. Wir haben unsere Schutzmaßnahmen angesichts der russischen Bedrohung in den letzten zwei Jahren massiv hochgefahren", sagte der Sprecher hinzu.
Armin Papperger unter Personenschutz
Der "Spiegel" berichtete am Donnerstagabend unter Berufung auf Sicherheitskreise, westliche Nachrichtendienste hätten in den vergangenen Monaten auffällige Reisen mutmaßlicher Agenten beobachtet. Die Männer sollen demnach aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion stammen, mindestens einer aus Russland. Teils seien sie bereits im Schengen-Raum gewesen, teils hätten Einreisen bevorgestanden.
Verdächtige seien sowohl in der Nähe der Rheinmetall-Zentrale als auch an Reisezielen von Papperger im Ausland festgestellt worden. Leitende Beamte mutmaßten dem "Spiegel" zufolge, dass es sich um von Moskau angeheuerte Handlanger gehandelt haben könnte. Für Festnahmen hätten die Hinweise jedoch nicht gereicht.
In der Vergangenheit gab es bereits einen Brandanschlag auf Pappergers Gartenlaube. Er soll schon seit längerem Personenschutz erhalten. Der Chef des Dax-Konzerns hat wiederholt mit deutlichen Worten den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilt.
Alte Gesichter, neue Gesichter: Putins neuer, alter Machtzirkel

Rheinmetall ist einer der größten europäischen Lieferanten für Panzertechnik und Artilleriegeschosse für die Ukraine und nach eigener Darstellung der größte Hersteller von Artilleriemunition in der westlichen Welt. Im Juni hat Rheinmetall eine Reparaturwerkstatt für Schützenpanzer in der Westukraine eröffnet. Geplant ist auch die Produktion neuer Panzer.
Deutschland über mutmaßliche Anschlagspläne empört
In Deutschland sorgt der CNN-Bericht für Entrüstung. "Es zeigt sich einmal mehr, dass Russland seinen Krieg und seinen Terror auch nach Europa trägt", sagte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marcus Faber (FDP), der "Bild"-Zeitung. "Das Putin-Regime trachtet nun auch deutschen Staatsbürgern nach dem Leben."
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth (SPD), sagte dem Blatt, Kremlchef Wladimir Putin führe "nicht nur einen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine, sondern auch gegen ihre Unterstützer und unsere Werte".
Der Grünen-Sicherheitsexperte Konstantin von Notz fordert ein hartes Durchgreifen, falls sich der Bericht als wahr erweist. "Die Reaktion auf vergleichbare Vorfälle in der Vergangenheit waren oft zu zaghaft und unentschlossen", sagte der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums, das auch für die Geheimdienste zuständig ist, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Auch andere Rüstungskonzern-Manager im Visier
"Bis heute wollen viele die Ernsthaftigkeit des Konflikts und die Entschlossenheit der anderen Seite nicht wahrhaben", sagte von Notz mit Blick auf die russische Aggression. "Wir müssen verstehen, dass es sich längst nicht mehr um singuläre Vorfälle handelt, sondern unsere Demokratie und unser Rechtsstaat gezielt von verschiedenen autoritären Staaten ernsthaft bedroht und auch angegriffen werden."
Dem "CNN"-Bericht zufolge war das aufgedeckte Vorhaben Teil einer geplanten Mordanschlagsserie auf Führungskräfte von Rüstungskonzernen in ganz Europa, die mit ihren Waffen den ukrainischen Verteidigungskrieg gegen Russland unterstützen.
Ukraine gegen Russland unterstützen
Die CDU-Verteidigungsexpertin Serap Güler sagte der "Bild": "Unsere Reaktion darauf kann meines Erachtens nur eine verstärkte Unterstützung für die Ukraine sein." SPD-Mann Roth forderte, die deutsche Antwort müsse "die Härte des demokratischen Rechtsstaates" sein.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte am Rande des Nato-Gipfels in Washington, Russland führe einen hybriden Angriffskrieg. Es habe auch Anschläge auf Menschen auf europäischem Staatsgebiet gegeben sowie auf Fabriken. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, sagte Welt TV, dass Putin westliche Rüstungskonzerne für den Verlauf des Ukraine-Krieges mitverantwortlich mache - dabei könne ihn der Kremlchef selbst "morgen beenden".
Rheinmetall will Produktion weiter ankurbeln
Bis 2026 will Rheinmetall seine jährliche Produktion von Artilleriegranaten auf 1,1 Millionen Schuss steigern, wie Papperger der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte. Vor dem russischen Krieg gegen die Ukraine waren es 70.000. Papperger geht davon aus, dass der Krieg noch lange dauern kann. Dieser schade den Russen zwar auch. "Aber dauern kann er noch ewig, Russland hat seine Industrie komplett auf Kriegswirtschaft umgestellt", sagte der Vorstandschef.
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