Blutige Ausschreitungen Kirgistan kommt nicht zur Ruhe

Erneute Unruhen in Kirgistan: In der Nacht zu Freitag hat es in der Hauptstadt Bischkek Krawalle mit Dutzenden Verletzten gegeben. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt. Die neue Übergangsregierung ordnete eine zweitägige Staatstrauer an.

In Kirgistan bleibt die Lage angespannt: In der Nacht gab es in Bischkek erneut Krawalle, in der ganzen Stadt war Gewehrfeuer zu hören. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 67 Verletzte ins Krankenhaus gebracht, einige hatten Schusswunden erlitten.

Inzwischen hat sich die Lage offenbar stabilisiert. Das Militär, Einheiten des Innenministeriums sowie Bürgerwehren hatten die Situation in Bischkek nach Angaben der Übergangsregierung unter der früheren Außenministerin Rosa Otunbajewa in der Nacht zum Freitag unter Kontrolle. Plünderer und gewalttätige Jugendliche seien mit Tränengas und Warnschüssen gestoppt worden, teilte das Innenministerium der kirgisischen Agentur Akipress zufolge mit. Der neue Geheimdienst warf Präsident Kurmanbek Bakijews Clan vor, in den vergangenen Tagen Plünderer und gewalttätige Jugendliche eingesetzt zu haben, um die Lage zu destabilisieren. Das Innenministerium hatte sie mit Tränengas und Warnschüssen gestoppt.

"Ich bin nicht der mit Blut an den Händen"

Bei den gewaltsamen Zusammenstößen zwischen oppositionellen Demonstranten und Sicherheitskräften waren in der kirgisischen Hauptstadt am Mittwoch mindestens 76 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 1500 weitere wurden verletzt.

Bakijew distanzierte sich von den blutigen Krawallen. Er habe keinen Schießbefehl erteilt, sagte er. "Ich bin nicht derjenige mit Blut an den Händen." Die Opposition habe "bewaffnete Männer" angeheuert, um den Präsidentenpalast zu erstürmen. Eine mögliche Beteiligung an dem Umsturz aus dem Ausland hielt Bakijew für unwahrscheinlich. "Ich glaube nicht, dass Russland oder die USA in diese Ereignisse verwickelt sind", sagte er.

Der gestürzte Präsident Bakijew bot seinen Gegnern inzwischen Verhandlungen an. "Ich setze mich gerne mit der Opposition an den Verhandlungstisch", sagte der gestürzte Staatschef, der in die Stadt Dschalal-Abad im Süden des Landes geflüchtet war. Zugleich bekräftigte er, dass er weiter im Amt bleiben wolle. "Ich habe keine Pläne, das Land zu verlassen und werde nicht als Präsident zurücktreten", sagte er.

Die kirgisische Übergangsregierung lehnte Gespräche mit Bakijew ab. "Es sind keine Verhandlungen vorgesehen", sagte die neue Regierungschefin Otunbajewa. "Was braucht es noch für seinen Rücktritt, nachdem mehr als tausend Menschen im Zuge des Umsturzes verletzt wurden", fragte sie.

"Bakijew ist für die Todesopfer verantwortlich"

Unterdessen haben sich am Freitag tausende Menschen in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek zu einer Trauerfeier für die Opfer der blutigen Unruhen der vergangenen Tage versammelt. Bakijew sei für die Todesopfer dieser Woche verantwortlich, sagte eine der Trauernden. Die Getöteten seien "Helden, die ihr Leben für die Zukunft Kirgistans geopfert haben". Die neue kirgisische Regierungschefin Otunbajewa sicherte den Hinterbliebenen finanzielle Unterstützung zu. Auch die Kosten für die Beisetzungen übernehme der Staat, sagte sie. In Bischkek patrouillierten Bürgerwehren, um weiter für Ruhe und Ordnung zu sorgen, sagte Otunbajewa. Ein Vertreter der Übergangsregierung will am Freitag zu Gesprächen nach Moskau fliegen. Dabei soll es auch um humanitäre Hilfe für das völlig verarmte Hochgebirgsland gehen, meldete die Agentur Interfax. Am Vortag hatte Regierungschef Wladimir Putin der Ex-Sowjetrepublik Unterstützung zugesichert.

DPA
AFP/APN/DPA/ott