Knapp einen Monat nach den Zwischenwahlen in den USA kann die demokratische Partei von Präsident Joe Biden einen weiteren Erfolg feiern. In der Stichwahl um den letzten offenen Senatssitz setzte sich im Bundesstaat Georgia der demokratische Amtsinhaber Raphael Warnock gegen seinen republikanischen Herausforderer Herschel Walker durch.
Wegen der herausragenden Bedeutung für das Machtgefüge im Senat hatten sich namhafte Politiker beider Parteien in den Wahlkampf eingeschaltet. Warnock, ein 53 Jahre alter schwarzer Baptistenpastor, war etwa von Bidens Vorgänger Barack Obama unterstützt worden. Für den sieben Jahre älteren ebenfalls schwarzen einstigen Footballstar Walker hatte sich Ex-Präsident Donald Trump stark gemacht. Doch das war aus Sicht der Republikaner ein Fehler. Denn die Stichwahl in Georgia hat bestätigt, was die übrigen Midterms-Ergebnisse bereits gezeigt hatten: Wenn die Grand Old Party auf Trump und seine Protegés setzt, erntet sie Niederlagen.
Bei den Zwischenwahlen hatte Trump eigentlich im Vorfeld seiner dritten Kandidatur für das Weiße Haus den US-Kongress und die Parlamente der Bundesstaaten mit Verbündeten füllen wollen, die ihre Ämter seiner Unterstützung verdanken. Doch anders als von ihm und seiner Partei erwartet, fielen die häufig umstrittenen und radikalen Kandidaten des Ex-Präsidenten bei den Wählern reihenweise durch. Walker reiht sich nun in eine lange Liste gescheiterter Trump-Anhänger wie Blake Masters und Kari Lake in Arizona, Mehmet Oz in Pennsylvania, Tim Michels in Wisconsin, Tudor Dixon in Michigan und Doug Mastriano in Pennsylvania ein.
Donald Trump hinterlässt in Georgia "angepisste Republikaner"
Dabei hatte seit 30 Jahren kein republikanischer Präsidentschaftskandidat mehr in Georgia verloren, als Trump vor zwei Jahren zur Wiederwahl antrat. Dennoch gewannen Biden und die Demokraten damals die Stimmenmehrheit und beide Senatssitze des Bundesstaates. Und nun verteidigten sie einen Senatssitz gegen einen Kandidaten, der vom ehemaligen Präsidenten ins Rennen geschickt worden war – und diesem auch noch auf besondere Art ähnelt: Walker ist wie Trump ein skandalgeplagter Prominenter, der zum Politiker wurde und die Lüge verbreitet, die Präsidentschaftswahl 2020 sei manipuliert worden.
"Es gab keine Herschel-Kandidatur, bis Trump seinen Mund aufmachte", wetterte der ehemalige Vorsitzende der Republikaner in Georgia, John Watson. Die Würfel in dieser Sache seien vor einem Jahr gefallen, als der Ex-Präsident Walker auserwählt habe. Das Ergebnis sei "eine ganze Menge angepisster Republikaner in Georgia".
Donald Trump will zurück ins Weiße Haus – diese Republikaner könnten ihm gefährlich werden

Die Pleite in dem Südstaat wird wohl auch spürbare Auswirkungen auf Trumps Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur der Grand Old Party haben. "Jede Niederlage eines Republikaners, der von Trump gedrängt wurde, wird wahrscheinlich die Spender verärgern" schreibt der US-Sender CNN.
Zwar hat der Ex-Präsident in seiner Parteibasis nach wie vor eine große Anhängerschaft, und wenn der Wahlkampf im nächsten Jahr anläuft, könnte ihm das wieder Auftrieb geben, dennoch untergräbt der ausbleibende Erfolg das Vertrauen der republikanischen Wähler in die politische Potenz des 76-Jährigen. Und mögliche Rivalen von Trump dürften sich durch die offensichtlich gewordene Schwäche des mehrfach Gescheiterten ermutigt fühlen, ihren Hut für 2024 ebenfalls in den Ring zu werfen.

Schon als vor vier Wochen klar geworden war, dass aus der erwarteten "rote Welle" republikanischer Siege nur ein leichtes Plätschern werden würde, war Trump unter Beschuss aus den eigenen Reihen geraten. Nach der Niederlage in Georgia werden die Rufe der Republikaner nach einer neuen Führungspersönlichkeit wohl lauter werden. Scott Jennings, ein ehemaliger Berater von Präsident George W. Bush und Vertrauter des Fraktionschefs der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, schrieb auf Twitter: "Georgia könnte als der Staat in die Geschichte eingehen, der Trump ein für alle Mal das Genick gebrochen hat."
Quellen: "Politico", "Washington Post", CNN.