Seien es rassistische "Drecksloch"-Kommentare, Schimpfereien über die "Fake News"-Medien oder folgenreiche politische Entscheidungen: Donald Trump strapaziert Nervenkostüme rund um den Globus. Nun ist es sogar amtlich, dass sein Politikstil offenbar auf die Psyche der Amerikaner schlägt. Seit dem Wahlkampf und der Wahl von Trump zum US-Präsidenten ist die Lage der Nation zu ihrem größten Stressfaktor geworden.
Das geht unter anderem aus der repräsentativen Studie "Stress in America: The State of our Nation" hervor, die seit 2007 jährlich von der American Psychological Association (APA) erhoben wird. Die Umfrage der größten Psychologengesellschaft der USA fand zwischen dem 2. und 31. August 2017 statt, befragt wurden insgesamt 3440 Erwachsene verschiedener Altersklassen (ab 18 Jahren), Geschlechter und ethnischer Hintergünde. Dieses Jahr geben die Ergebnisse besonders Grund zur Sorge.
Seit Donald Trump ist eine Sorge besonders groß
Demnach geben zwei Drittel der Amerikaner an (63 Prozent), dass sie die Zukunft des Landes am meisten stresst. Die größten Stressfaktoren der vergangenen Jahre, Geld (62 Prozent) und Arbeit (61 Prozent), wurden damit von der Spitzenposition verdrängt. Mehr als die Hälfte aller Amerikaner (59 Prozent) sieht die USA sogar auf dem Tiefpunkt ihrer Geschichte angelangt. "Die Ungewissheit und Unberechenbarkeit, die mit der Zukunft unserer Nation aktuell verbunden ist, beeinflusst das Wohlergehen und die Gesundheit vieler Amerikaner in einer Weise, die sich in dieser Zeit der jüngeren Geschichte einzigartig anfühlt", erklärt Arhtur C. Evans Jr., CEO der American Psychological Association.
US-Präsident Donald Trump wird in der Studie nicht namentlich genannt, doch sei das Stresslevel der Befragten nach dem Wahlkampf 2016 - damals für 52 Prozent der Amerikaner ein Stressfaktor - signifikant angestiegen. So überrascht es auch nicht, dass ein näherer Blick auf die Gründe der Amerikaner für die Sorge um ihre Nation gewissermaßen die Handschrift von Trump trägt. Stress lösen demnach aus: die Gesundheitsversorgung (43 Prozent), die Wirtschaft (35 Prozent) und das Vertrauen in die Regierung (32 Prozent), aber auch potenzielle Kriege und Konflikte mit anderen Ländern (30 Prozent). Allesamt Themen, die Donald Trump in seinem ersten Jahr als US-Präsident teilweise folgenreich tangiert hat - man denke nur an seinen Kampf gegen "Obamacare" und das Säbelrasseln im Konflikt mit Nordkorea.
Auch Medien befördern Stresslevel
Auch ein anderes Thema stresst die Amerikaner - womöglich ebenso sehr wie US-Präsident Donald Trump selbst. So geben 95 Prozent der "Erwachsenen" (eine Altersspanne für diese Kategorie nennt die Studie nicht) an, regelmäßig Nachrichten zu konsumieren. 56 Prozent sagen aber auch, dass sie der Nachrichtenkonsum stresst. Der Verdacht liegt nahe, dass Trump seinen Anteil daran haben könnte, immerhin sorgt der US-Präsident geradezu täglich für (Negativ-)Schlagzeilen. Allerdings sagen 72 Prozent, dass Medien einige Themen unverhältnismäßig aufblasen.
"Mit 24 Stunden News und Konversationen mit Freunden, Familie und anderen Verbindungen in Sozialen Netzwerken ist es schwierig, den ständigen Stress in Bezug auf nationale Probleme zu vermeiden", erläutert APA-CEO Evans. "Diese reichen von milden Diskussionen bis zu intensivem Gezanke und auf lange Sicht können solche Konflikte Auswirkungen auf die Gesundheit haben", warnt er. Daher müsse man sich Gedanken darüber machen, "wann und wie oft wir welche Art von Medien konsumieren".
Vielleicht könnte bereits ein nicht allzu ernster Umgang mit Trumps Twitter-Tiraden bereits zum Stressabbau beitragen. Zumindest eines scheint aber sicher: Mit einem Scharfmacher wie dem US-Präsidenten ist selbst Stress politisch geworden.
