Hurrikan "Dorian" hat auf den Bahamas schwere Verwüstungen angerichtet und bedroht noch immer die Ostküste der USA. Zwar hat der Wirbelsturm sich mittlerweile abgeschwächt, doch das Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC) in Miami warnt weiterhin vor lebensgefährlichen Sturmfluten, bedrohlichen Winden und starkem Regen. Am Donnerstagabend kam es bereits nahe der Küste von South Carolina zu Überschwemmungen. Häuser wurden abgedeckt, und Bäume und Strommasten stürzten um. Und was macht Donald Trump in dieser Notlage? Er sorgt sich offenbar weniger um die Menschen als um sein eigenes Image.
Donald Trump will um jeden Preis recht haben
Wie besessen kämpft der US-Präsident seit Tagen darum, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass seine falsche Sturmwarnung vom vergangenen Wochenende richtig war. Trump hatte am Sonntag über die Bedrohung durch "Dorian" getwittert, Florida, South Carolina, North Carolina, Georgia und Alabama würden "höchstwahrscheinlich (viel) härter getroffen als erwartet". Sowohl lokale Meteorologen als auch der Nationale Wetterdienst widersprachen ihm sofort "Alabama wird KEINE Auswirkungen von #Dorian sehen", twitterte die US-Behörde. "Wir wiederholen, in Alabama werden keine Auswirkungen des Hurrikans #Dorian zu spüren sein." Die Sturmfront werde dafür zu weit im Osten bleiben.
Doch Trump will das einfach nicht auf sich sitzen lassen. Mehrfach bestand er in der vergangenen Woche darauf, dass seine Prognose korrekt gewesen sei. Am Mittwoch präsentierte er bei einem "Dorian"-Briefing im Weißen Haus sogar eine offizielle Karte des Hurrikanverlaufs, auf der offenbar irgendjemand mit einem schwarzen Filzstift das Gebiet der möglichen Sturm-Ausbreitung bis zum Südostzipfel von Alabama vergrößert hatte. Am Donnerstag postete der US-Präsident zwei Tweets, in denen er behauptete, Alabama sei anfangs sehr wohl gefährdet gewesen und alles andere seien Fake News. Und am Nachmittag empfing er sogar den Chefkorrespondenten für das Weiße Haus des Nachrichtensenders Fox News, John Roberts, um zu belegen, dass er recht hatte.

"Am Donnerstagnachmittag lud der Präsident Fox News ins Oval Office ein, um hervorzuheben, dass "Dorian"-Prognosen in der vergangenen Woche Alabama als bedrohtes Gebiet ausgewiesen hatten", berichtet der Sender. Als Beweis habe Trump eine Grafik des Nationalen Hurrikan-Zentrums und einen Screenshot eines Berichts des US-Senders NBC vorgelegt.
Auf die Frage, warum seine Alabama-Warnung am Sonntagmorgen erschien, nachdem die Meteorologen bereits einen viel weiter östlich liegenden Sturmverlauf prognostiziert hatten, schien Trump Fox News zufolge zuzustimmen, dass sich die Vorhersage geändert hatte. Der Präsident habe aber darauf bestanden, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt, Alabama in Gefahr gewesen sei und betont, dass sich prognostizierte Sturmverläufe in der Vergangenheit schon mehrfach dramatisch geändert hätten.
"Er bestand darauf, dass es unfair ist zu sagen, dass Alabama nie vom Sturm bedroht war", zitiert der Nachrichtensender CNN aus einer E-Mail von John Roberts an Fox-Kollegen über seinen Besuch im Oval Office, die dem Sender eigenen Angaben zufolge zugespielt wurde. Roberts' Analyse des Treffens war demnach, dass Trump "nur nach der Anerkennung suchte, dass er nicht falsch lag, als er sagte, dass Alabama zu einem bestimmten Zeitpunkt bedroht gewesen sei - selbst wenn sich die Situation bis zu dem Zeitpunkt, als er den Tweet veröffentlichte, geändert hatte".
Trump beschwert sich über kritischen Fox-Moderator
Unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Weißen Hauses berichtet CNN weiter, dass Trump sich bei Roberts auch über die kritische Berichterstattung hinsichtlich seiner Alabama-Prognose durch Fox-Moderator Shepard Smith beklagt habe. Der Präsident habe Roberts aufgefordert, "Shepard Smith Kontra zu geben".
In seiner E-Mail erklärte Roberts nach CNN-Angaben, er habe bei seinem Besuch im Oval Office erfahren, dass Trump am Sonntag eine Grafik gezeigt worden sei, laut derer "Dorian" sich nördlich durch Florida bewegt und die südöstliche Spitze von Alabama mit Winden von der Stärke eines tropischen Sturmes berührt hätte. Diese Behauptung hatte auch Trumps Berater Peter Brown am späten Donnerstagnachmittag in einem Statement verbreitet. CNN berichtet unter Berufung auf eine Quelle aus dem Weißen Haus, Trump habe Brown persönlich angewiesen, das Statement zu veröffentlichen.
"Was bemerkenswert ist - und entlarvend - an der jetzt schon tagelangen Saga über Alabama und Hurrikan 'Dorian', ist nicht, dass Trump anfangs nicht die Wahrheit gesagt hat", kommentiert der CNN-Reporter und Trump-Kritiker Chris Cillizza das Verhalten des Präsidenten. "Nicht einmal, dass er seine Lüge immer weiter ausweitete. Oder dass keiner seiner leitenden Berater, die vermutlich die Wahrheit kennen und wissen, wie weit Trump hier von ihr entfernt ist, bereit oder in der Lage ist, etwas zu tun, um sein Verhalten zu regulieren." All das sei auch wichtig und beunruhigend, aber auch einfach nicht neu, schreibt Cilliza. Wirklich bemerkenswert aber sei Folgendes: "Trump ist so besessen davon, recht zu haben (oder zumindest von seinen Anhängern als derjenige, der im Recht ist, wahrgenommen zu werden), dass er alle anderen Verantwortlichkeiten oder Pflichten als Präsident ausblendet, um dieses Ziel zu verfolgen."
Quellen:Fox News, CNN, Donald Trump auf Twitter