Die frühere EU-Vizeparlamentspräsidentin Eva Kaili erschien am Donnerstag zum dritten Mal vor dem Brüsseler Gericht. An ihrer Seite war ihr neuer Anwalt Sven Mary. Er wollte forderte Kailis Freilassung – gegebenenfalls unter Auflagen wie dem Tragen einer Fußfessel. "Sie ist Mutter eines 24 Monate alten Kindes und ich finde, sie muss zuhause sein bei ihrem Kind", so Mary.
Kaili selbst sagte, dass der Vorfall auch ihrem Privatleben geschadet habe. Das einzige, was die 44-Jährige wolle, sei, den Geburtstag ihrer Tochter, der bald anstehe, gemeinsam mit ihr zu verbringen. Die zuständige Kammer des Brüsseler Gerichts entschied am Donnerstagabend jedoch, dass die griechische Politikerin ebenso wie der mutmaßliche Drahtzieher Antonio Panzeri und der belgische Europaabgeordnete Marc Tarabella in Untersuchungshaft bleiben.
Eva Kaili: Chance auf Freilassung schwindet
Bei dem Bestechungsskandal "Katar-Gate" geht es um mutmaßliche Einflussnahme auf Entscheidungen des EU-Parlaments durch die Regierungen von Katar und Marokko. Neben Korruption und Geldwäsche wirft die Staatsanwaltschaft den Beschuldigten nun auch die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor. Für Kaili, die im Gegensatz zu Panzeri jegliche Vorwürfe abstreitet, schwinden die Chancen für eine vorzeitige Freilassung zunehmend. Diese versucht sie seit ihrer Festnahme im Dezember zu erwirken.
Deshalb soll sie nun wohl auch einen ihrer beiden Anwälte, André Risopoulos, abgesetzt haben. Denn er soll ihr vorgeschlagen haben, ihre Schuld einzugestehen und mit den Behörden zusammenzuarbeiten, wie die griechische Tageszeitung "Ta Nea" berichtet. Dafür hat die Ex-EU-Vizeparlamentspräsidentin neben Michalis Dimitrakopoulos, welcher sie nach wie vor verteidigt, Sven Mary als zweiten Anwalt beauftragt. Laut einem Medienbericht des Nachrichtenportals "Politico" ist Mary ein prominenter Anwalt in Belgien, der zudem international bekannt ist.
Er wird auch als "Anwalt des Teufels" bezeichnet. Schließlich verteidigte er Salah Abdeslam, den Haupttäter der Pariser Terroranschläge vom November 2015, der zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Außerdem vertrat er Fouad Belkacem, der junge Männer für den Kampf des Islamischen Staats rekrutierte.
Die Untersuchungshaft von Kaili und den anderen Verdächtigen wurde nach dem Gerichtsurteil am Donnerstag um mindestens zwei Monate verlängert. Die Sozialdemokratin will am Freitag jedoch Berufung gegen das Gerichtsurteil einlegen. Laut ihrem Verteidiger Mary bestehe weder eine Flucht- noch eine Verdunkelungsgefahr. Auch Tarabella wird wohl einen Antrag auf Berufung stellen.

Quellen: Politico, Ta Nea (1), APE-MPE, Ant1, mit Material der dpa