Die Deutsche Marine hat zwei Monate nach Ende des Krieges zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah- Miliz das Kommando des UN-Friedenseinsatzes vor der libanesischen Küste übernommen. Das bestätigte der Sprecher der UN-Friedenstruppe Unifil, Alexander Ivanko. Die kurze feierliche Übergabezeremonie fand auf dem italienischen Flugzeugträger "Garibaldi" im Hafen von Beirut statt. Wegen Regenwetters wurden die knappen Reden der Militärs unter Deck gehalten.
Frankreich und Italien hatten in diesem Teil des Mittelmeeres vorübergehend die Kontrolle übernommen, weil die Bundesregierung erst noch alle Details des Einsatzes klären wollte, bevor sich die Schiffe auf den Weg in Richtung Libanon machten. Der Bundestag hatte am 20. September dem ersten bewaffneten Nahost-Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr zugestimmt.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung hatte den Einsatz bei der feierlichen Verabschiedung als Ereignis von historischer Tragweite gewürdigt: "Wir beziehen Stellung für den Frieden und eine langfristige Konfliktlösung im Nahen Osten." Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich ebenso geäußert.
"Genügend Spielraum"
Kommandeur des internationalen Marineverbandes der Unifil, dem auch Schiffe aus Schweden, den Niederlanden, Norwegen und Dänemark angehören, ist der Kieler Admiral Andreas Krause. Die Deutsche Marine ist im Hauptkontingent mit derzeit etwa 1500 Soldaten im Einsatz. Der Bundestagsbeschluss erlaubt die Entsendung von bis zu 2400 Soldaten. "Dadurch haben wir genügend Spielraum beim Auswechseln unserer Soldaten", sagte ein Bundeswehrsprecher in Limassol. Von deutscher Seite sind an dem Marineverband zwei Fregatten, vier Schnellboote und zwei Versorgungsschiffe beteiligt.
Die "Maritime Taskforce" soll in ihrem Operationsgebiet 50 Seemeilen vor der libanesischen Küste im Auftrag der UN den Waffenschmuggel für die pro-iranische Hisbollah-Miliz auf dem Seeweg unterbinden. Dabei erlaubt das UN-Mandat notfalls auch Gewaltanwendung. Der Unifil-Einsatz ist zunächst bis 31. August 2007 befristet. Der Hafen Limassol in Zypern, rund 250 Kilometer von der libanesischen Küste entfernt, dient dem Verband als logistische Basis.
Attacke bei UN-Gebäude
Der bewaffnete Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah war im Juli ausgebrochen, nachdem die Hisbollah zwei israelische Soldaten verschleppt hatte. Der 34 Tage andauernde Krieg wurde am 14. August durch Vermittlung der Vereinten Nationen beendet. Der Waffengang kostete 157 Israelis das Leben, die meisten von ihnen waren Soldaten. Auf libanesischer Seite starben rund 1200 Menschen, vorwiegend Zivilisten.
In der Nähe des streng bewachten UN-Gebäudes in Beirut schlugen am frühen Sonntagmorgen zwei Gewehrgranaten ein. Vier Zivilisten, die sich in einer Bar aufgehalten hatten, wurden nach Angaben eines Beamten des Innenministeriums leicht verletzt. In der vergangenen Woche hatte es in Beirut bereits eine ähnliche Attacke auf eine Polizeiwache gegeben, bei der niemand zu Schaden gekommen war. Auf die Täter gibt es bislang keine Hinweise.