Für Xi Jinping ist der 18. Parteitag der KP Chinas die letzte wichtige Etappe auf dem Weg an die Staatsspitze. Der 59-Jährige, der sich über die Jahrzehnte innerhalb der Kommunistischen Partei geduldig nach oben gearbeitet hat, wird nach den Gepflogenheiten der Volksrepublik auf dem alle fünf Jahre stattfindenden Treffen von Hu Jintao den Parteivorsitz übernehmen. Beim Nationalen Volkskongress im März 2013 soll der bisherige Vizepräsident dann Hus Nachfolge im obersten Staatsamt antreten. Er dürfte damit die kommenden zehn Jahre Chinas Geschicke wesentlich bestimmen.
Der im Juni 1953 in Peking geborene Sohn eines Revolutionshelden gilt als konservativ und wenig charismatisch. Sein Vater, Xi Zhongxun, hatte die kommunistische Guerilla in der Provinz Shaanxi begründet und an der Seite Mao Tse-Tungs gekämpft, dem er nach Gründung der Volksrepublik als Vize-Regierungschef diente. Als er während der Kulturrevolution (1966-1976) als Konterrevolutionär im Gefängnis landete, wurde auch sein Sohn Jinping - wie Millionen andere Jugendliche - zur Umerziehung aufs Land geschickt.
1974 in die Kommunistische Partei eingetreten, durfte Xi ein Jahr später zum Studium an der Tsinghua-Universität nach Peking zurückkehren - einer bekannten Kaderschmiede, an der auch sein Mentor Hu ausgebildet wurde. Nach seinem Studiumabschluss in Chemie und der Rehabilitierung seines Vaters durch den Reformer Deng Xiaoping Anfang der 1980er Jahre kletterte Xi in den Rängen der Partei rasch nach oben.
Glamouröse Ehefrau
Xi übernahm im Laufe der Jahre Posten in den Provinzen Shaanxi, Hebei, Fujian und Zhejiang. Während seiner Amtszeit als Gouverneur von Fujian war er einer der wenigen Parteiführer, die nicht in einen Korruptionsskandal hineingezogen wurden, der damals die Küstenprovinz erschütterte. 2007 wurde er von Hu Jintao gerufen, um Parteichef von Shanghai zu werden, nachdem sein Vorgänger sich heillos in einen Finanzskandal verstrickt hatte. Seit 2008 ist der massige Mann mit dem akkuraten Seitenscheitel Vize-Präsident Chinas.
Glamour fällt auf den sonst eher spröden Xi durch seine Ehefrau Peng Liyuan. Zehn Jahre jünger als ihr Mann, ist Peng eine landesweit berühmte Sängerin. Während Xi noch als unbekannter Parteifunktionär an seiner Karriere feilte, war die Sopranistin bereits ein Star. Ihre Laufbahn hatte sie als einfache Soldatin in der Armee begonnen, bevor sie durch ihre Auftritte bei der Neujahrsgala, die landesweit im Fernsehen übertragen wird, zu nationalem Ruhm gelangte. Heute steht sie im Rang eines Armeegenerals.
Als Peng sich 2008 nach 25 Jahren aus der Neujahrsgala verabschiedete, wurde gemunkelt, dass sie ihrem Mann keine Konkurrenz machen sollte. Dieser war im Oktober 2007 nämlich in das einflussreiche ständige Komitee des Politbüros gewählt worden. Zunächst nur Nummer sechs von neun Mitgliedern, stieg er bald weiter auf und wurde im März 2008 zum Vizepräsidenten gekürt. Als er im Oktober 2010 auch noch zum stellvertretenden Vorsitzenden der mächtigen Zentralen Militärkommission aufstieg, war sein Aufstieg zur Nummer eins des bevölkerungsreichsten Landes der Welt vorgezeichnet.
Kein Kurswechsel erwartet
International sorgte Xi 2009 bei einer Rede in Mexiko für Furore. Dort geißelte er offenbar mit Blick auf den Westen "Ausländer mit vollen Bäuchen, die nicht anderes tun, als zu kritisieren". Die meisten Chinesen erwarten aber keinen wesentlichen Kurswechsel von ihm, zumal in der Partei die wichtigsten Entscheidungen von der Führungsgruppe einvernehmlich getroffen werden.
"Er ist ein Team-Player", sagt auch China-Analyst Will Lam. "Er hat nach den Regeln der Partei gespielt und nicht auf Risiko." Vom Enthüllungsportal WikiLeaks veröffentlichte US-Diplomatendepeschen beschreiben Xi als pragmatisch, ehrgeizig und willens, seine Haltung zu ändern, wenn sich der politische Wind dreht.