Donald Trumps Sprecher Sean Spicer - mit dem Hasenkostüm ins Weiße Haus und nun wieder raus

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Sean Spicer tritt zurück. Der Sprecher des Weißen Hauses halte die Ernennung von Anthony Scaramucci zum Kommunikationsdirektor für einen großen Fehler und nehme deshalb den Hut, heißt es. Das Ende einer Reihe von merkwürdigen Auftritten des Trump-Pressesprechers.
Alles begann mit einer denkwürdigen ersten Pressekonferenz: "Das war die größte Zuschauerzahl, die einer Amtseinführung beigewohnt hat. Punkt! Vor Ort und um die Welt. Falsche Zuschauerzahlen wurden getwittert. Keiner hatte Zahlen...Diese Versuche (der Medien), die Begeisterung über die Amtseinführung zu mindern, sind beschämend und falsch."
Spicer zeigt bereits hier, wie viel Kontrolle sein Chef über ihn hat. Er wirft den Medien sofort "falsche" Berichterstattung vor. Dabei spuckte er selbst eine Lüge nach der anderen aus.
Und das soll nur ein Vorgeschmack sein. Die Gesprächsatmosphäre ist vom ersten Tag an vergiftet. Seitdem haben sich Spicers Laune und sein Benehmen kaum verbessert.
"Klar. Es war die meistgesehene Amtseinführung. Ein Sender hatte alleine 16,9 Mio. Zuschauer online. Es ist unbestreitbar."
Auch beim äußerst umstrittenen Thema Einreiseverbot.
Journalistin: "Ich verstehe Ihren Punkt, aber der Präsident selbst nannte es ein Verbot. Ist er verwirrt oder sind Sie verwirrt?"
Spicer: "Nein, ich bin nicht verwirrt. Die Wörter, die verwendet werden, um es zu beschreiben, kommen aus den Medien. Trump sagt es sehr deutlich: Es sind extreme Sicherheitsmaßnahmen."
Mittlerweile taucht Spicer regelmäßig im Netz auf – allerdings oft als Internet-Meme. Unter dem Hashtag #SeanSpicerSays etwa werden dem Pressesprecher humorvolle „Alternative Facts“ in den Mund gelegt.
Auch die Comedian Melissa McCarthy parodiert den Pressesprecher in der Sendung Saturday Night Live. Berichten zufolge kommt die Karikatur weder bei Spicer noch bei Trump gut an. Hauptsächlich aber, weil Spicer von einer Frau gespielt wird.
"Was machst du? Du stellst meine Ansprache hier und einen Tweet gleich? Das ist das affigste Ding, das ich jemals hörte. Ok, das ist blöd. Nächste. Ok, danke. Du hast deine Frage gestellt. Danke. Weiter, bitte."
Spicers Nervosität zeigt sich an einer ausgeprägten Marotte: extremes Kaugummi kauen. Was der Republikaner täglich wegkaut, ist beachtlich. Nach eigener Aussage 35 Streifen – alleine bis Mittags. Und: Er schluckt die alten Kaugummis allesamt herunter.
„Zweieinhalb Packungen am Vormittag“, so Spicer. „Ich habe es mit meinem Arzt besprochen, und der sagt, es ist kein Problem“.
Spicer: "Wo war die Entschuldigung?"
Journalist: "Du hast seine Entschuldigung bereits angenommen, Sean."
Spicer: "Ich frage, wo war die Entschuldigung?"
Trotz der massiven Kritik erfindet Spicer immer wieder neue Ausreden für Trump und die turbulenten Anfangstage seiner Regierung. Nach dem Rücktritt von Sicherheitsberater Michael Flynn etwa stellt der Pressesprecher Trump gar als Russlandkritiker vor. "Die Ironie der ganzen Situation ist, dass der Präsident Russland immer hart behandelte."
Im April musste sich der 45-Jährige entschuldigen, nachdem er Adolf Hitler mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad verglichen und gesagt hatte: "Nicht einmal Hitler hat Chemiewaffen eingesetzt."
Dei Frage war nicht, ob Sean Spicer hinwirft, sondern wann. Die Antwort: jetzt! Der Sprecher von Donald Trump hat seinen Rücktritt angekündigt. Mit seinem unbeholfenen Auftreten wurde er das Gesicht der Regierung und half nebenbei einer Comedyshow.

Sean Spicers Zeit als Pressesprecher des Weißen Hauses fing schon denkbar schlecht an: Bei seinem ersten Auftritt im Januar drohte er den versammelten Journalisten und stellte die unwahre Behauptung auf, das Publikum bei Donald Trumps Vereidigung sei das größte aller Zeiten bei einer Amtseinführung eines US-Präsidenten gewesen. Sprach's und beendete seine Ausführung mit "Punkt" - als wäre die Sache damit offiziell besiegelt.

Als "Spicy" ein Erfolg in "Saturday Night Live"

Seit diesem Beginn ist es nicht besser geworden mit Sean Spicer. Bis jetzt, bis zum Ende. Wie Feinde behandelte er die Journalisten, die er über die Aktivitäten des Präsidenten zu unterrichten hatte. Manchmal rüde, oft unbeholfen. Seine Art sorgte zwar immer wieder für Kopfschütteln, aber der Spott überwog. In der Sketch-Sendung "Saturday Night Live" parodierte ihn die Schauspielerin Melissa McCarthy in der Rolle des "Spicy" - und bescherte der etwas angestaubten Comedy-Sendung neuen Glanz und Zuschauer.

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Sean Spicer: Trumps harter Hund für die ganz weichen Fakten tritt zurück

Für den bislang größten Aufschrei seiner kurzen Amtszeit sorgte Spicer Mitte April, als er den syrischen Präsidenten Baschar al Assad mit Adolf Hitler verglich. Nicht einmal jemand, der so "verabscheuungswürdig" gewesen sei wie Hitler, sei so tief gesunken, wie Assad chemische Waffen einzusetzen. Er entschuldigte sich kurz darauf, es folgten dennoch Rücktrittsforderungen. Einmal soll er sich hinter einer Hecke im Garten des Weißen Hauses versteckt haben, um Reporterfragen zu entgehen.

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Sean Spicer nicht "präzise genug"

Im Zuge der Entlassung von FBI-Chef James Comey hatte Sean Spicer (wie seine Kollegin Sarah Sanders) die undankbare Aufgabe, die widersprüchlichen Erklärungen des US-Präsidenten dem Volk zu verkaufen. Weil ihnen das meist nicht gelang, wollte Trump sogar die üblichen Pressebriefings streichen - ein nie dagewesenes Vorgehen. Der Chef im Weißen Haus brüskierte daraufhin seine eigenen Leute. "Es ist meinen Stellvertretern nicht möglich, mit perfekter Präzision auf dem Podium zu stehen!", schrieb er damals auf Twitter.

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Außer am Zeitpunkt ist nichts überraschend am Rücktritt des Präsidenten-Sprechers. Schon häufiger wurde darüber spekuliert, Trump sei unzufrieden mit seiner Arbeit und Spicer stehe vor der Entlassung. Zuletzt hatte er sich aus der Öffentlichkeit stärker zurückgezogen und die Pressebriefings Sarah Sanders überlassen. Als Grund für seine Demission gab Spicer an, die Berufung von Anthony Scaramucci zum Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses sei ein "Fehler", wie unter anderem der Sender NBC und die "New York Times" berichteten.

Das Verhältnis zwischen Spicer und Scaramucci gilt als belastet. Scaramucci gilt auch als Gegenspieler von Trumps Stabschef Reince Priebus. Spicer und Priebus kommen aus dem Parteigefüge der Republikaner, der Investor Scaramucci ist wie Trump ein Außenseiter und kommt aus dem Dunstkreis der Wall Street.

Vor seiner Zeit im Weißen Haus war Spicer, der im nordöstlichen US-Bundesstaat Rhode Island aufwuchs, Sprecher der Republikanischen Partei und seit 2015 auch deren Chefstratege. Zuvor hatte er als stellvertretender Handelsbeauftragter für Medien und öffentliche Angelegenheiten für die Regierung des damaligen Präsidenten George W. Bush gearbeitet. In diese Zeit fällt laut einem Porträt auf der Partei-Website auch ein weiterer Dienstposten Spicers: ein Auftritt bei einer Osterfeier im Weißen Haus in einem Hasenkostüm.

Niels Kruse mit DPA/AFP