Sean Spicers Zeit als Pressesprecher des Weißen Hauses fing schon denkbar schlecht an: Bei seinem ersten Auftritt im Januar drohte er den versammelten Journalisten und stellte die unwahre Behauptung auf, das Publikum bei Donald Trumps Vereidigung sei das größte aller Zeiten bei einer Amtseinführung eines US-Präsidenten gewesen. Sprach's und beendete seine Ausführung mit "Punkt" - als wäre die Sache damit offiziell besiegelt.
Als "Spicy" ein Erfolg in "Saturday Night Live"
Seit diesem Beginn ist es nicht besser geworden mit Sean Spicer. Bis jetzt, bis zum Ende. Wie Feinde behandelte er die Journalisten, die er über die Aktivitäten des Präsidenten zu unterrichten hatte. Manchmal rüde, oft unbeholfen. Seine Art sorgte zwar immer wieder für Kopfschütteln, aber der Spott überwog. In der Sketch-Sendung "Saturday Night Live" parodierte ihn die Schauspielerin Melissa McCarthy in der Rolle des "Spicy" - und bescherte der etwas angestaubten Comedy-Sendung neuen Glanz und Zuschauer.

Für den bislang größten Aufschrei seiner kurzen Amtszeit sorgte Spicer Mitte April, als er den syrischen Präsidenten Baschar al Assad mit Adolf Hitler verglich. Nicht einmal jemand, der so "verabscheuungswürdig" gewesen sei wie Hitler, sei so tief gesunken, wie Assad chemische Waffen einzusetzen. Er entschuldigte sich kurz darauf, es folgten dennoch Rücktrittsforderungen. Einmal soll er sich hinter einer Hecke im Garten des Weißen Hauses versteckt haben, um Reporterfragen zu entgehen.
Sean Spicer nicht "präzise genug"
Im Zuge der Entlassung von FBI-Chef James Comey hatte Sean Spicer (wie seine Kollegin Sarah Sanders) die undankbare Aufgabe, die widersprüchlichen Erklärungen des US-Präsidenten dem Volk zu verkaufen. Weil ihnen das meist nicht gelang, wollte Trump sogar die üblichen Pressebriefings streichen - ein nie dagewesenes Vorgehen. Der Chef im Weißen Haus brüskierte daraufhin seine eigenen Leute. "Es ist meinen Stellvertretern nicht möglich, mit perfekter Präzision auf dem Podium zu stehen!", schrieb er damals auf Twitter.
Außer am Zeitpunkt ist nichts überraschend am Rücktritt des Präsidenten-Sprechers. Schon häufiger wurde darüber spekuliert, Trump sei unzufrieden mit seiner Arbeit und Spicer stehe vor der Entlassung. Zuletzt hatte er sich aus der Öffentlichkeit stärker zurückgezogen und die Pressebriefings Sarah Sanders überlassen. Als Grund für seine Demission gab Spicer an, die Berufung von Anthony Scaramucci zum Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses sei ein "Fehler", wie unter anderem der Sender NBC und die "New York Times" berichteten.
Das Verhältnis zwischen Spicer und Scaramucci gilt als belastet. Scaramucci gilt auch als Gegenspieler von Trumps Stabschef Reince Priebus. Spicer und Priebus kommen aus dem Parteigefüge der Republikaner, der Investor Scaramucci ist wie Trump ein Außenseiter und kommt aus dem Dunstkreis der Wall Street.
Vor seiner Zeit im Weißen Haus war Spicer, der im nordöstlichen US-Bundesstaat Rhode Island aufwuchs, Sprecher der Republikanischen Partei und seit 2015 auch deren Chefstratege. Zuvor hatte er als stellvertretender Handelsbeauftragter für Medien und öffentliche Angelegenheiten für die Regierung des damaligen Präsidenten George W. Bush gearbeitet. In diese Zeit fällt laut einem Porträt auf der Partei-Website auch ein weiterer Dienstposten Spicers: ein Auftritt bei einer Osterfeier im Weißen Haus in einem Hasenkostüm.