Terrorismus Casablanca-Attentäter hatten Verbindungen zu El Kaida

Einige der Selbstmordattentäter von Casablanca haben einer in Marokko verbotenen radikal-islamistischen Gruppierung angehört, die Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida von Osama bin Laden gehabt haben soll.

Einige der Selbstmordattentäter von Casablanca haben einer in Marokko verbotenen radikal-islamistischen Gruppierung angehört. Sie soll Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida von Osama bin Laden haben. Wie Justizminister Mohammed Bouzoubaa am Sonntag in Rabat mitteilte, handelt es sich um die im Untergrund operierende Gruppe "Assirat al Moustaqim" (Der rechte Weg). Einige ihrer Mitglieder sollen sich angesichts von Razzien in Marokko im vergangenen Jahr ins Ausland abgesetzt haben und nun für die Anschläge zurückgekehrt sein.

Unterdessen wächst nach den Selbstmordanschlägen in der marokkanischen Hafenstadt vom Freitagabend mit 41 Toten und fast 100 Verletzten die Furcht vor einer neuen Welle islamistischen Terrors. Das Attentat erfolgte nur vier Tage nach den Terroranschlägen im saudi-arabischen Riad.

Die fünf Bomben in Casablanca trafen jüdische und westliche Einrichtungen. Die meisten Todesopfer sind Marokkaner, aber auch drei Spanier, drei Franzosen, ein Italiener und ein Jugoslawe kamen um. Auch 13 der 14 Selbstmordattentäter seien tot, sagte Innenminister Mustafa Sahel am Sonntag. Die Anschläge trügen die "Handschrift" El Kaidas, hieß es in Sicherheitskreisen. Hinweise auf deutsche Opfer gibt es nicht.

Drei mutmaßliche Täter gefasst

Nach dem Blutbad wurden drei mutmaßliche Täter gefasst, unter ihnen ein schwer verletzter Selbstmordattentäter. Zudem seien bei Razzien im ganzen Land bis zu 100 Islamisten festgenommen worden, teilten Parteien und Menschenrechtsgruppen mit. Die Polizei sprach dagegen von rund 30 Festnahmen. Marokko, ein enger Verbündeter der USA in der arabischen Welt, wurde mit den Anschlägen erstmals Ziel eines solchen Angriffs. König Mohammed VI. habe nach Besichtigung der Tatorte ein hartes Durchgreifen gefordert, hieß es.

Nach den Worten von Innenminister Sahel wurden die äußerst präzise ausgeführten Anschläge von einer aus 14 Marokkanern bestehenden Terrorzelle verübt, die sich in fünf Kommandos aufgeteilt habe. Nach Überzeugung von Sicherheitsexperten wurden sie aus dem Ausland gesteuert und finanziert. Es gebe deutliche Parallelen zu den Anschlägen in Riad mit 34 Toten, die ebenfalls dem Terrornetzwerk El Kaida von Osama bin Laden zugeschrieben wurden. Möglicherweise sei dies der Anfang einer neuen Terrorwelle.

US-Präsident George W. Bush verurteilte die Terroranschläge von Casablanca scharf. Die USA würden den marokkanischen Behörden bei der Suche nach den Tätern helfen. Auch US-Regierungsbeamte verdächtigten El Kaida als Urheber der Attentate.

Höchste Alarmstufe in Spanien

Die Terroristen hatten am späten Freitagabend (Ortszeit) im Vergnügungs- und Finanzzentrum Casablancas zeitgleich drei Autobomben gezündet oder sich vor westlichen und jüdischen Einrichtungen in die Luft gesprengt. Die meisten Toten - bis zu 20 - waren im Restaurant eines spanischen Kulturzentrums zu beklagen. Dort sprengten sich drei Attentäter inmitten von etwa 150 Gästen in die Luft, nachdem sie zuvor dem Türwächter die Kehle durchgeschnitten hatten. Aus Furcht, der Terror könne nun auf Spanien übergreifen, gilt dort nun die höchste Alarmstufe, wie die Presse am Sonntag berichtete. Madrid hatte den Krieg gegen den Irak befürwortet. Die Explosionen trafen auch ein israelitisches Zentrum, einen jüdischen Friedhof, ein von Juden geführtes italienisches Restaurant, das Konsulat Belgiens und das Luxushotel "Farah" (ehemals "Safir").

Die Wucht der Detonationen zersplitterte Fenster, beschädigte Häuserfassaden und ließ Autos in Flammen aufgehen. Als die Bomben explodierten, waren die Straßen und Restaurants in der Drei- Millionen-Stadt noch voller Menschen. Es seien Panik und Chaos ausbrochen, berichteten Augenzeugen. Marokko fürchtet nun schlimme Folgen für den Tourismus, einem der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes.

Europäische Innenminister warnen vor weiteren Anschlägen

Nach den Attentaten in Casablanca haben die Innenminister Italiens, Spaniens und Deutschlands vor weiteren Anschlägen moslemischer Extremisten gewarnt.

"Es gibt Schläfer-Zellen islamischer Terroristen, die aufwachen könnten und Anschläge verüben könnten", sagte der italienische Innenminister Giuseppe Pisanu am Sonntagabend nach einem Treffen mit seinen Kollegen aus Großbritannien, Frankreich und Spanien nahe dem spanischen Jerez. "Niemand kann sagen, er sei nicht betroffen oder sicher vor Anschlagsversuchen des radikal-islamischen Terrorismus, und genau deswegen müssen wir unsere Sicherheitsmaßnahmen verstärken", sagte der spanische Innenminister Angel Acebes vor Journalisten.

Bundesinnenminister Otto Schily forderte ein entschlossenes Vorgehen gegen den Terrorismus. In der ARD-Sendung "Sabine Christiansen" sagte er: "Unsere einzige Chance ist nicht der Schutz, so viel Polizei haben wir nirgendwo weltweit. Wir müssen diese Netzwerke zerschlagen und müssen die Aufklärung in der besten Form, die wir leisten können, erreichen." Schily wollte später zu dem zweitägigen Treffen bei Jerez reisen. Acebes sagte, die fünf Innenminister hätten sich darauf verständigt, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die sich mit illegaler Einwanderung und dem Terrorismus befassen soll. Zudem wollten die Innenminister alle drei Monate zusammenkommen.

Das Treffen nahe Jerez war vor den offenbar aufeinander abgestimmter Bombenanschlägen im marokkanischen Casablanca einberufen worden, bei denen in der Nacht auf Samstag mindestens 41 Menschen getötet wurden. In US-Regierungskreisen wurde nicht ausgeschlossen, dass hinter den Anschlägen - ebenso wie hinter den jüngsten Attentaten in der saudiarabischen Hauptstadt Riad - die El-Kaida-Organisation des Moslem-Extremisten Osama bin Laden steckt. Auch Schily vermutet, die Verantwortlichen für die Anschläge von Casablanca und Riad im Umfeld El Kaidas. "Es ist sehr hochwahrscheinlich, die Handschrift der Anschläge in Riad und Casablanca ist ein deutlicher Hinweis darauf", sagte Schily in der ARD.