Medienberichte Folter, Schießbefehl und Zwangssterilisierungen: Datenleak offenbart Chinas Verbrechen an Uiguren

Symbolfoto zu Uiguren: Eine Asiatin in bunt gemustertem Oberteil wirft klagend ihren Kopf zurück und hebt ihre Hände
Uiguren demonstrieren im Juli 2009 in Urumqi. Inzwischen dürften viele von ihnen in chinesischen Internierungslagern stecken – oder tot sein
© Oliver Weiken/EPA / DPA
China wird schon lange vorgeworfen, Uiguren zu internieren und ihre Kultur auslöschen zu wollen. Kurz vor dem Besuch der UN-Menschenrechtskommissarin im Uiguren-Gebiet veröffentlichen Medien erschütternde Details zu Chinas Umgang mit der Volksgruppe.

Ein internationales Medienkonsortium hat kurz vor dem Besuch der UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet in Xinjiang weitere Belege für die massenhafte Internierung von Uiguren in China veröffentlicht. Fotos, Reden und Behördenweisungen bewiesen, dass es sich bei den Lagern nicht wie von der chinesischen Regierung behauptet um "berufliche Fortbildungseinrichtungen" handele, erklärten der an der Recherche beteiligte Bayerische Rundfunk und "Spiegel" (Bezahlinhalt) am Dienstag.

So finde sich in dem Datensatz eine bislang unbekannte Rede des ehemaligen Parteichefs der Region Xinjiang aus dem Jahr 2017, in der es heißt, jeder Gefangene, der auch nur versuche, ein paar Schritte weit zu entkommen, sei "zu erschießen". Auf Bildern seien Sicherheitskräfte mit Sturmgewehren zu sehen. Ein Foto zeige zudem einen Häftling in einem sogenannten Tigerstuhl – einer Foltervorrichtung, bei der die Beine überdehnt werden. 

China wirft Uiguren Terrorismus vor

Die chinesische Botschaft in den USA erklärte demnach, die Maßnahmen in Xinjiang richteten sich gegen terroristische Bestrebungen, es gehe nicht um "Menschenrechte oder eine Religion".

Der Datensatz wurde der Mitteilung zufolge dem deutschen Anthropologen Adrian Zenz zugespielt. Dieser ist in den USA ein bekannter China-Forscher, der schon früh auf die mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang hinwies und 2021 von Peking mit Sanktionen belegt wurde. Er teilte die Daten mit insgesamt 14 westlichen Medien.

Der Vorsitzende der Delegation des Europäischen Parlaments für die Beziehungen zu China, Reinhard Bütikofer (Grüne), forderte BR und "Spiegel" gegenüber neue Sanktionen gegen China. Die "Bilder des Grauens" müssten dazu führen, dass die Europäische Union klar Stellung beziehe.

UN-Menschenrechtskommissarin besucht Uiguren-Gebiete

Bachelet wird voraussichtlich am Dienstag und Mittwoch die Städte Urumqi und Kashgar in Xinjiang besuchen. Die Regierung in Peking wird beschuldigt, mehr als eine Million Uiguren und andere muslimische Minderheiten in der Region im äußersten Westen des Landes in "Umerziehungslagern" interniert zu haben.

Ein ganz anderes Make-Up-Tutorial: Wimpern verlängern mit politischem Input
Die US-Amerikanerin nutzt ihre Social-Media-Plattformen, um über die politische Verfolgung der Uiguren in China zu sprechen
© Twitter: @x_feroza / stern-online
Wimpern verlängern mit politischem Input: Aus Make-up-Tutorial wird wichtige Botschaft

Vertreter der Volksgruppe der Uiguren haben Bachelet aufgefordert, bei ihrer Reise nach Xinjiang am Dienstag nicht zum Propagandawerkzeug der chinesischen Regierung zu werden. "Ich fordere sie auf, Opfer wie meine Familienmitglieder zu besuchen und nicht die von der chinesischen Regierung vorbereiteten Schauplätze", sagte Nursimangul Abdureschid der Nachrichtenagentur AFP in der Türkei. Sie hat eigener Aussage nach schon vor Jahren den Kontakt zu ihrer Familie in der chinesischen Grenzregion verloren. Abdureschid betonte: "Wenn das UN-Team keinen uneingeschränkten Zugang in Xinjiang hat, werde ich ihre sogenannten Berichte nicht akzeptieren."

Sterilisierungen und Zwangsarbeit

Peking werden unter anderem Zwangssterilisierungen und Zwangsarbeit vorgeworfen.Außerdem sollen die Behörden kulturelle Stätten dem Erdboden gleichmachen. Die gesamte Region wird streng überwacht. Die USA sprechen von einem Genozid. Sie hatten auch Zweifel daran geäußert, dass Bachelet ein "unmanipuliertes" Bild der Lage erhalten würde. China bestreitet die Vorwürfe vehement.

AFP
tkr