Ansprache an Russen "Für unser Land eine Frage von Leben und Tod": Putins Kriegserklärung im Wortlaut

Wladimir Putin kündigt Russlands Angriff auf die Ukraine an
Wladimir Putin kündigt Russlands Angriff auf die Ukraine an
Sehen Sie im Video: Russlands Präsident Wladimir Putin kündigt in TV-Ansprache Militäroperation in der Ukraine an.










"Die Volksrepublik Donbass hat Russland um Hilfe gebeten. In diesem Zusammenhang habe ich gemäß Artikel 51, Teil 7 der Charta der Vereinten Nationen, mit Zustimmung des Russischen Staatsrates und in Übereinstimmung mit den Freundschafts- und Beistandsverträgen mit der Volksrepublik Donezk und der Volksrepublik Luhansk, die vom russischen Parlament am 22. Februar ratifiziert wurden, beschlossen, eine besondere Militäroperation durchzuführen. Sie dient dem Schutz der Menschen, die seit acht Jahren vom Kiewer Regime drangsaliert und einem Völkermord ausgesetzt werden. Zu diesem Zweck werden wir uns um die Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine bemühen und diejenigen vor Gericht stellen, die zahlreiche blutige Verbrechen an der Zivilbevölkerung, einschließlich russischer Bürger, begangen haben. Was das Militär betrifft, so ist das moderne Russland selbst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Verlust eines Großteils seiner Fähigkeiten eine der stärksten Atommächte der Welt. Außerdem hat es den Vorteil, dass es über die modernsten Waffen verfügt. Niemand sollte daran zweifeln, dass ein direkter Angriff auf unser Land zu einer Niederlage und schrecklichen Konsequenzen für jeden potenziellen Angreifer führen wird."
Mit markigen Worten und Lügen hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin Ukraine an seine Nation gewandt – um den Krieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen. Die Rede dürfte jedoch auch an die ganze Welt gerichtet gewesen sein. Die Ansprache im Wortlaut.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich zum völkerrechtswidrigen Militärschlag gegen das Nachbarland Ukraine mit einer Fernsehansprache an die Russinnen und Russen gewandt. In ihr wiederholte der Kreml-Chef im Wesentlichen seine Version der Geschichte, dass das westliche Verteidigungsbündnis Nato in den vergangenen Jahren zu einer immer größeren Bedrohung seines Landes geworden sei. So sprach er erneut von einem Bruch von Zusagen des Westens, indem die Nato sich in Richtung Osten erweitert hat. Eine solche Zusicherung hat es jedoch nie gegeben. 

Wladimir Putin droht der Ukraine – und anderen Staaten

Putin sprach der Ukraine in seiner Rede erneut die Eigenstaatlichkeit ab, auch dies ein Verstoß gegen international geltende Regeln, Staatsgrenzen anzuerkennen. Er sprach von einer seit acht Jahren "andauernden Misshandlung" und eines "Genozids" (Völkermords) an Menschen in den Gebieten der Ost-Ukraine. Einen Beleg für diese These gibt es nicht.

"Man hat uns einfach keine andere Möglichkeit gelassen, Russland und unser Volk zu verteidigen, als die, zu der wir heute greifen müssen", sagte Putin und schloss mit einer Drohung: "Wer auch immer versucht, uns zu behindern, geschweige denn eine Bedrohung für unser Land und unser Volk zu schaffen, muss wissen, dass die Antwort Russlands sofort erfolgen und zu Konsequenzen führen wird, die Sie in Ihrer Geschichte noch nie erlebt haben. Wir sind auf jede Entwicklung der Ereignisse vorbereitet."

Lesen Sie hier den Wortlaut der Rede des russischen Präsidenten in Auszügen, in einer Übersetzung der Nachrichtenagentur DPA:

"Sehr geehrte Bürger Russlands! Liebe Freunde!

Heute halte ich es erneut für notwendig, auf die tragischen Ereignisse im Donbass und die zentralen Fragen der Gewährleistung der eigenen Sicherheit Russlands zurückzukommen. Ich möchte mit dem beginnen, was ich in meiner Rede vom 21. Februar dieses Jahres gesagt habe. Es geht darum, was uns besonders beunruhigt und besorgt, um diese fundamentalen Bedrohungen, die Jahr für Jahr, Schritt für Schritt grob und ungeniert von unverantwortlichen Politikern im Westen gegen unser Land gerichtet werden. Ich meine damit die Ausdehnung des Nato-Blocks nach Osten, die Annäherung seiner militärischen Infrastruktur an die Grenze Russlands.

Es ist bekannt, dass wir in den vergangenen 30 Jahren beharrlich und geduldig versucht haben, mit den führenden Nato-Ländern eine Einigung über die Grundsätze der gleichen und unteilbaren Sicherheit in Europa zu erzielen. Als Antwort auf unsere Vorschläge sind wir immer wieder entweder auf zynischen Betrug und Lüge oder auf Druck- und Erpressungsversuche gestoßen, während sich das Nordatlantische Bündnis trotz all unserer Proteste und Bedenken immer weiter ausdehnt. Die Kriegsmaschinerie ist in Bewegung, und, ich wiederhole, sie nähert sich unseren Grenzen.

Warum geschieht das alles? Warum diese unverschämte Art, aus einer Position der eigenen Besonderheit, der Unfehlbarkeit und der Freizügigkeit heraus zu sprechen? Woher kommt diese nachlässige, verächtliche Haltung gegenüber unseren Interessen und absolut berechtigten Forderungen? Die Antwort ist klar, verständlich und offensichtlich. Die Sowjetunion wurde Ende der 1980er Jahre schwach und brach dann völlig zusammen ...

Generell hat man den Eindruck, dass fast überall, in vielen Regionen der Welt, wo die USA hingehen, um ihre Ordnung durchzusetzen, blutige, nicht heilende Wunden, Eiterbeulen des internationalen Terrorismus und Extremismus zurückbleiben ...

Dazu gehören auch die Versprechen an unser Land, die Nato nicht einen Zoll weiter nach Osten zu erweitern. Ich wiederhole: Sie haben uns getäuscht, oder, um es im Volksmund zu sagen, einfach abserviert ...

Übrigens: Auch amerikanische Politiker, Politologen und Journalisten selbst schreiben und sagen, dass in den letzten Jahren in den USA ein regelrechtes 'Lügenimperium' geschaffen wurde. Es ist schwer, dem nicht zuzustimmen – denn genau so ist es ...

Was den militärischen Bereich betrifft, so ist das moderne Russland sogar nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Verlust eines Großteils seines Potenzials heute eine der mächtigsten Nuklearmächte der Welt und verfügt darüber hinaus über bestimmte Vorteile bei einer Reihe modernster Waffensysteme. Es sollte daher kein Zweifel daran bestehen, dass ein direkter Angriff auf unser Land zu einer Niederlage und schlimmen Konsequenzen für jeden potenziellen Angreifer führen würde ...

Das Problem besteht darin, dass auf den an uns angrenzenden Gebieten – ich betone, auf unseren eigenen historischen Gebieten – ein uns feindlich gesinntes 'Anti-Russland' geschaffen wird, das unter vollständige Kontrolle von außen gestellt wurde, von den Streitkräften der Nato-Länder intensiv besiedelt und mit den neuesten Waffen vollgepumpt wird.

Für die USA und ihre Verbündeten ist dies eine sogenannte Politik der Eindämmung Russlands, eine offensichtliche geopolitische Dividende. Für unser Land ist es jedoch letztlich eine Frage von Leben und Tod, eine Frage unserer historischen Zukunft als Nation ...

Die führenden Nato-Länder unterstützen zum Erreichen ihrer eigenen Ziele extreme Nationalisten und Neonazis in der Ukraine, die ihrerseits den Bewohnern der Krim und Sewastopols ihre freie Entscheidung für die Wiedervereinigung mit Russland nie verzeihen werden ...

Sie werden natürlich auf die Krim gehen, so wie sie es im Donbass getan haben, mit Krieg, um zu töten, so wie die Strafkommandos der Banden ukrainischer Nationalisten, Hitlers Kollaborateure während des Großen Vaterländischen Krieges, wehrlose Menschen töteten. Sie erheben auch unverhohlen Anspruch auf eine ganze Reihe anderer russischer Gebiete ...

Man hat uns einfach keine andere Möglichkeit gelassen, Russland und unser Volk zu verteidigen, als die, zu der wir heute greifen müssen. Die Umstände verlangen von uns entschlossenes und sofortiges Handeln. Die Volksrepubliken des Donbass haben Russland um Hilfe gebeten. In diesem Zusammenhang habe ich gemäß Kapitel 7 Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen mit Zustimmung des russischen Föderationsrates und in Umsetzung der von der Föderalen Versammlung am 22. Februar dieses Jahres ratifizierten Verträge über Freundschaft und gegenseitigen Beistand mit der Volksrepublik Donezk und der Volksrepublik Luhansk die Entscheidung getroffen, eine Sonder-Militäroperation durchzuführen.

Russland greift Ukraine an: Rauch über dem Präsidentenpalast in Kiew
Russland greift Ukraine an: Rauch über dem Präsidentenpalast in Kiew
Explosionen in Charkiw und Odessa, Rauch über dem Präsidentenpalast, Sirenen am Maidan

Ihr Ziel ist der Schutz der Menschen, die seit acht Jahren Misshandlung und Genozid ausgesetzt sind. Und zu diesem Zweck werden wir uns um die Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine bemühen und diejenigen vor Gericht stellen, die zahlreiche blutige Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung, einschließlich der Bürger der Russischen Föderation, begangen haben ...

Jetzt ein paar wichtige, sehr wichtige Worte für diejenigen, bei denen die Versuchung aufkommen könnte, sich von der Seite in das Geschehen einzumischen. Wer auch immer versucht, uns zu behindern, geschweige denn eine Bedrohung für unser Land und unser Volk zu schaffen, muss wissen, dass die Antwort Russlands sofort erfolgen und zu Konsequenzen führen wird, die Sie in Ihrer Geschichte noch nie erlebt haben. Wir sind auf jede Entwicklung der Ereignisse vorbereitet. Alle notwendigen Entscheidungen wurden in dieser Hinsicht getroffen. Ich hoffe, dass ich gehört werde."

DPA / wue

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos

Mehr zum Thema