UN-Friedenstruppe Prodi bereit für den Libanon

Die Frage um die Führung der UN-Truppe im Libanon scheint geklärt. Italiens Premier Romano Prodi hat erklärt, sein Land sei bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Die Waffenruhe in der Krisenregion wurde derweil erneut gebrochen.

Italien ist nach Worten von Ministerpräsident Romano Prodi bereit, die UN-Friedenstruppe für den Libanon zu führen. Dies sagte Prodi nach italienischen Medienberichten vor Journalisten. Prodi sagte, er habe ein langes Telefongespräch mit UN-Generalsekretär Kofi Annan geführt und darin Italiens Bereitschaft zur Führung der Unifil-Truppen erklärt.

Annan wolle am Wochenende über das Kommando entscheiden, sagte Prodi weiter. Das italienische Kontingent könnte eine Stärke zwischen 2000 und 3500 Mann haben, hieß es in italienischen Medien unter Berufung auf politische und militärische Quellen. EU-Diplomaten wollen am Mittwoch in Brüssel über einen möglichen Beitrag ihrer Länder zur Unifil-Truppe beraten.

Internationale Zurückhaltung bei Truppenangeboten

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dringt auf eine schnelle Ausgestaltung des Mandats für die geplante UN-Friedenstruppe im Nahen Osten. Die UN-Resolution 1701 müsse in Teilen sehr schnell umgesetzt werden, sagte sie am Montag in Berlin. Die Waffenruhe zwischen Israel und dem Libanon sei sehr fragil. Zugleich bemängelte Merkel, es werde zu viel über den Einsatz von Militär und zu wenig über politische Prozesse zur Befriedung der Region debattiert. Der Konflikt zwischen Israelis, Palästinensern und Libanesen müsse an der Wurzel angegangen werden.

Derweil erwägt der Weltsicherheitsrat angesichts mangelnder Beteiligung an der geplanten UN-Friedenstruppe eine neue Resolution. Sie könnte genau festlegen, was von den UN-Soldaten erwartet werde und was nicht, sagte der amerikanische UN-Botschafter John Bolton. Bisher halten sich die meisten Staaten mit Truppenangeboten zurück.

US-Präsident George W. Bush sprach sich am Montag für eine schnelle Stationierung der Unifil-Truppe aus. Die Vereinigten Staaten würden die internationale Friedenstruppe mit Kommunikationstechnik, Geheimdienstinformationen und Logistik unterstützen. Nach seinen Worten müsste die Unifil-Truppe mit einem "robusten" Mandat ausgestattet sein. Bush bedauerte, dass keine klaren Pläne zur Entwaffnung der radikalislamischen Hisbollah gebe.

Sie schießen auf alles, was sich bewegt

Unterdessen eröffneten eine Woche nach Beginn der Waffenruhe im Libanon-Krieg israelische Soldaten am Abend nach eigenen Angaben erneut das Feuer auf zwei mutmaßliche Milizionäre der Hisbollah. Ein Armeesprecher erklärte, die beiden bewaffneten Männer, die seit Stunden beobachtet worden seien, hätten sich den israelischen Soldaten wenige Kilometer von der Grenze zu Israel entfernt in "bedrohlicher Art und Weise genähert".

Der Sprecher konnte nicht sagen, ob die mutmaßlichen Angreifer getötet wurden. Ein Hisbollah-Sprecher wies Medienberichte zurück, israelische Soldaten hätten mindestens zwei Kämpfer seiner Organisation erschossen. "Keiner unserer Kämpfer ist getötet worden, aber die israelischen Soldaten haben ständig Angst und schießen auf alles, was sich bewegt - sogar auf wilde Tiere", sagte er.

Seit Inkrafttreten der Waffenruhe haben israelische Soldaten schon mehrfach vermeintliche Hisbollah-Kämpfer erschossen. Beim bisher schwersten Verstoß gegen die Waffenruhe hatte ein israelisches Kommando am Wochenende im Bekaa-Tal tief im Landesinnern drei Milizionäre erschossen.

DPA
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