Angela Merkel hat nach ihrer Vereidigung am Dienstag eine Kabinettssitzung abgehalten. Dabei sei es um die Organisation der Ressorts gegangen, sagte ein Sprecher der Regierung. Am Mittwoch will sie nun - in der Tradition ihrer Vorgänger - zu einem Antrittsbesuch nach Paris fliegen. Zu den Themen, die sie mit Frankreichs Präsident Jacques Chirac erörtern will, gehören die deutsch-französischen Partnerschaft sowie über Fragen der Europäischen Union. Anschließend fliegt sie weiter nach Brüssel. Dort besucht sie die Nato, die EU-Kommission und den Präsidenten des Europäischen Parlaments. Merkel wird von Außenminister Frank-Walter Steinmeier begleitet.
Am Donnerstag ist ein Abendessen mit dem britischen Premierminister Tony Blair in London geplant, der bis zum Jahresende auch noch EU-Ratsvorsitzender ist. Im Dezember soll ein Antrittsbesuch in Polen folgen, Mitte des Monats nimmt die CDU-Vorsitzende erstmals als Regierungschefin an einem EU-Gipfel teil. Washington und Moskau stehen voraussichtlich erst im Januar auf dem Reiseprogramm.
Abbau der Arbeitslosigkeit ist Schlüsselfrage
Der Abbau der Arbeitslosigkeit ist für Bundeskanzlerin Angela Merkel die Schlüsselfrage für den Erfolg der großen Koalition. Daran wolle sie sich messen lassen, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag in Interviews von ARD und ZDF. Sie legte sich aber nicht auf konkrete Zahlen fest. "Aber ich weiß ganz genau, wenn die Situation sich nicht geändert hat binnen der vier Jahre, dann wird die Entscheidung über die Leistungskraft dieser Regierung von der Bevölkerung sehr eindeutig sein", sagte Merkel im ZDF. Zur Zufriedenheit der Menschen gehöre, dass sie wieder in größerer Zahl als bisher Arbeit hätten. Bei ihrer Wahl konnte Merkel nicht alle Stimmen der Abgeordneten von Union und SPD auf sich vereinigen. Sie könne aber mit dem Ergebnis leben, sagte Merkel.
Merkel sagte, sie wolle Deutschland in Europa wieder an eine vordere Stelle bringen. "Wir werden in einer Demokratie daran gemessen, ob die Menschen für sich persönlich die Arbeit dieser Regierung als einen Erfolg empfinden", sagte Merkel in der ARD. Auch ihr Vorgänger Gerhard Schröder hatte die Arbeit seiner rot-grünen Koalition am Abbau der Erwerbslosigkeit messen lassen wollen. Merkel kündigte große Anstrengungen an, Probleme zu lösen. Da müsse noch manches dicke Brett gebohrt werden, weil manche Dinge wie die Gesundheitsreform in den Koalitionsverhandlungen aufgeschoben worden seien. Die Reform des Gesundheitswesens werde aber im nächsten Jahr angegangen.
"Ich habe Lust, mit der Arbeit zu beginnen"
"Ich habe Lust, mit der Arbeit zu beginnen", äußerte sich Merkel tatendurstig. "Ich glaube, dass ich eine tolle Ministerriege habe, dass ich eine tolle Regierung habe." Ihr Stellvertreter Franz Müntefering von der SPD werde in die gleiche Richtung ziehen wie sie. Sie wisse, dass Deutschland viele Probleme habe, aber am Tag ihrer Wahl zur Kanzlerin sei ihr wohl zumute.
Zufrieden äußerte sich Merkel über ihr Abschneiden bei der Wahl, obwohl sie nicht alle Stimmen aus der Koalition auf sich vereinigen konnte. "Ehrlich gesagt, ich war positiv überrascht." Sie habe ein "prima Ergebnis" erzielt. Das sei eine solide Grundlage für ein erfolgreiches Arbeiten der Regierung. Bei der Wahl hatten mindestens 49 Abgeordnete aus der Koalition ihr die Gefolgschaft verweigert.