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Nach CDU-Parteitag Kanzlerkandidat der Union: Laschet-Wahl bringt Rückenwind für Markus Söder

Vom CDU-Parteitag ging kein Signal aus, das den neuen Vorsitzenden Armin Laschet automatisch in die Pole-Position im Rennen um die Kanzlerkandidatur der Union bringt. Im Gegenteil: Die Chancen von CSU-Chef Markus Söder sind wohl gestiegen.

Eine schlechte Nachricht gab es für die CDU schon vor dem Parteitag am Wochenende: Ob Röttgen, Merz oder Laschet - keinem aus dem Trio wird laut Umfragen so recht das Kanzleramt zugetraut. Am Montagmorgen setzte ein neues Stimmungsbild noch eins drauf. Mit der Wahl von Armin Laschet zum neuen Parteivorsitzenden, so eine repräsentative Umfrage des Instituts Civey für die "Augsburger Allgemeine", seien die Chancen von CSU-Chef Markus Söder, gemeinsamer Kanzlerkandidat der Unionsparteien zu werden, sogar noch gestiegen. Dieser Ansicht sind demnach fast die Hälfte aller Deutschen (48,5 Prozent) und mehr als die Hälfte der Unions-Anhänger (55,2 Prozent). Wer es letztlich werden soll, wollen Söder und Laschet in einem gemeinsam Vorschlag "zum optimalen Zeitpunkt" den beiden Unionsparteien vorschlagen.

Die Möglichkeit, dass sich die Union nach Franz-Josef Strauß (1980) und Edmund Stoiber (2002) zum dritten Mal für einen Kandidaten aus der CSU entscheiden könnte, ist zumindest inzwischen so groß, dass Söder sein lang gepflegtes Credo "Mein Platz ist und bleibt in Bayern" wohl abgelegt hat. Zu den Auswahlkriterien für den gemeinsamen Kandidatenvorschlag befragt, sagte der CSU-Chef der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ("FAZ") am Montag: "Es wäre ungewöhnlich, wenn wir den mit den schlechtesten Chancen nehmen".

Markus Söder: Favorit trotz Laschet-Wahl

In diesem Punkt kann sich Söder so gefestigt fühlen, dass er den Auftritt seines nun größten Widersachers Armin Laschet auf dem CDU-Parteitag in der "FAZ" ausdrücklich lobte: "Er hat eine der besten Reden gehalten, die ich je von ihm gehört habe." Nicht nur von Söder erfährt Laschet viel Zustimmung. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage für den Fernsehsender RTL halten 41 Prozent die Entscheidung für Laschet für eine gute Wahl. Wichtigstes Argument für den 59-jährigen Aachener sei dessen Integrationsfähigkeit. 56 Prozent der Wahlberechtigten seien überzeugt, dass Laschet "die verschiedenen Lager in der CDU zusammenhalten und zusammenführen" könne. Unter CDU-Anhängern ist der Glaube an Laschets einende Kraft noch größer: dort sind es 71 Prozent.

Doch obwohl Laschet von so vielen so viel zugetraut wird, was das Innenleben der CDU nach der Ära Merkel angeht, erhält der NRW-Ministerpräsident trotz seiner Wahl zum Chef der größten aktuellen Regierungspartei kaum Vorschusslorbeeren für einen möglichen Sprung ins Kanzleramt. Selbst unter Berücksichtigung der guten Figur, die Laschet auf dem CDU-Parteitag gemacht hat, ist Söder auch in der Forsa-Umfrage vom Montag der klare Favorit für die Kanzlerkandidatur. Für 36 Prozent der Wahlberechtigten ist demnach der bayerische Ministerpräsident Favorit. 21 Prozent würden lieber Laschet als Spitzenkandidaten sehen. Und: Selbst bei den CDU-Anhängern plädieren 51 Prozent für Söder, für Laschet sprechen sich lediglich 25 Prozent aus.

Zufriedenheit mit Söders politischer Arbeit

Dass aus dem Zweikampf Laschet versus Söder noch ein Dreikampf um die Kanzlerkandidatur der Union werden könnte, scheint seit dem Wochenende eher unwahrscheinlich. Friedrich Merz kommt nach seiner erneuten Niederlage nicht mehr infrage und hat mit seinen vorzeitigen Ambitionen auf das Wirtschaftsministerium mehr als nur irritiert. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, durch sein Management der Coronakrise fast zwangsläufig in den Fokus gerückt, dürfte sich nach seiner weithin als unpassend empfundenen Wortmeldung auf dem Parteitag ebenfalls selbst aus dem Rennen genommen haben. "Jens hat es sicher gut gemeint", kommentierte Söder den Auftritt des Ministers, der mit dem schlechtesten Ergebnis aller gewählten Vize-Vorsitzenden von seiner Partei sofort abgestraft worden war.

Schwer machen könnte der Union die Entscheidung zugunsten Söders der Blick zurück. Denn sowohl mit Strauß (gegen Helmut Schmidt) als auch mit Stoiber (gegen Gerhard Schröder) ging die jeweilige Bundestagswahl für die Union verloren. Nichts desto trotz: Aktuell sind die Deutschen nur mit der Arbeit einer einzigen Politikerin mehr zufrieden als mit der von Markus Söder: Angela Merkel. Und die Kanzlerin tritt bekanntlich nicht mehr an.

Quellen: "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Bezahl-Inhalt); "Augsburger Allgemeine"; RTL; Statista; Nachrichtenagentur AFP

dho

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