Zahlen für 2022 Ausstoß von Treibhausgas in Deutschland leicht gesunken – aber Gebäude- und Verkehrssektor verfehlen Vorgaben deutlich

Vor allem der Verkehrssektor ist für den Treibhausgasausstoß in Deutschland verantwortlich
Vor allem der Verkehrssektor ist für den Treibhausgasausstoß in Deutschland verantwortlich
© Franziska Kraufmann / DPA
Es reicht noch nicht. Zwar sind im vergangenen Jahr die Treibhausgasemissionen in Deutschland im Vorjahresvergleich gesunken, aber die Klimaziele werden so nicht erreicht.

Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sind im vergangenen Jahr um 1,9 Prozent gesunken. Wie das Umweltbundesamt (UBA) am Mittwoch mitteilte, stieg der CO2-Ausstoß im Energiesektor allerdings wegen der stärkeren Nutzung von Kohlekraftwerken. Die Bereiche Verkehr und Gebäude rissen erneut die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes. UBA-Präsident Dirk Messner mahnte ein deutlich höheres Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien an, um die Klimaziele für das Jahr 2030 noch zu erreichen.

746 Millionen Tonnen Treibhausgas

Insgesamt lagen die Treibhausgasemissionen 2022 deutschlandweit bei 746 Millionen Tonnen. Dies waren gut 15 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr. Seit 1990 sind die Emissionen damit laut Umweltbundesamt in Deutschland um 40,4 Prozent gesunken.

Im Energiesektor stiegen die Emissionen jedoch um 4,4 Prozent auf 256 Millionen Tonnen. Zum zweiten Mal in Folge seien die Emissionen durch Stein- und Braunkohlekraftwerke zur Erzeugung von Strom und Wärme gestiegen, erklärte das Umweltbundesamt. Sie wurden verstärkt eingesetzt, um Engpässe bei den Erdgaslieferungen wegen des Ukraine-Kriegs auszugleichen. Der Gasverbrauch lag 10,8 Prozent unter dem Vorjahr.

Im Verkehr stiegen die Emissionen um 0,7 Prozent auf 148 Millionen Tonnen an. Der Bereich sei "der einzige Sektor", der gleichzeitig einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr verzeichne und die Vorgaben aus dem Bundesklimaschutzgesetz verfehle, erklärte das Umweltbundesamt.

Auch der Gebäudebereich überschritt erneut die im Bundesklimaschutzgesetz festgelegte Höchstmenge. Allerdings sanken die Emissionen um 5,3 Prozent auf 112 Millionen Tonnen. Die Industrie verzeichnete unterdessen einen Rückgang der Emissionen um 10,4 Prozent auf 164 Millionen Tonnen und hielt damit die Vorgaben ein. 

In der Landwirtschaft ging der Ausstoß um 1,5 Prozent auf 62 Millionen Tonnen zurück. Grund ist laut UBA vor allem ein weiterer Rückgang der Schweinezahlen und ein geringerer Einsatz von Mineraldünger. Im Abfallsektor sanken die Emissionen unterdessen um 4,5 Prozent auf 4,3 Millionen Tonnen.

Erneuerbare Energien deckten der Behörde zufolge im vergangenen Jahr erstmals mehr als ein Fünftel des Bruttoenergieverbrauchs (20,4 Prozent; 2021: 19,2 Prozent). Maßgeblich sei insbesondere das starke Wachstum der erneuerbaren Energien im Stromsektor gewesen. Ihr Anteil stieg auf 46,2 Prozent (2021: 41,2 Prozent).

Dies reicht aber laut UBA-Chef Messner noch lange nicht aus. "Wir müssen es schaffen, dreimal so viele Kapazitäten wie bisher zu installieren, um den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 Prozent zu steigern", erklärte er. Denn zum Erreichen der Klimaziele der Bundesregierung müssten nun "pro Jahr sechs Prozent Emissionen gemindert werden". Dies wäre eine drastische Beschleunigung. Denn seit 2010 waren es laut Messner im Schnitt "nicht einmal zwei Prozent" pro Jahr.

Die Emissionsdaten für 2022 werden nun vom Expertenrat für Klimafragen geprüft. Er hat dafür einen Monat Zeit. Danach haben die für Verkehr und Gebäude zuständigen Ministerien jeweils drei Monate, um ein Sofortprogramm zum Erreichen der Klimaziele vorzulegen. Daran arbeitet die Bundesregierung nach den Ergebnissen des vergangenen Jahres bereits.

Treibhausgasausstoß muss sinken

Laut Klimaschutzgesetz muss Deutschland bis 2030 seine Emissionen um 65 Prozent im Vergleich zum Stand von 1990 verringern. Jährliche Sektorziele für die Bereiche Energiewirtschaft, Verkehr, Industrie, Gebäude, Landwirtschaft und den Abfallsektor sollen sicherstellen, dass eine schrittweise Senkung des Treibhausgasausstoßes erfolgt. Beim Verfehlen der Ziele müssen eigentlich Sofortprogramme zur Korrektur beschlossen werden. Im vergangenen Jahr ist dies aber bei den Problembereichen Verkehr und Gebäude noch nicht erfolgt.

DPA · AFP
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