Personaldebatte bei der FDP Rösler hofft auf den großen Wurf

Das FDP-Personalkarussell kommt in Schwung. Schon am Dienstag soll es eine neue Fraktionsspitze geben. Der designierte Partei-Chef Rösler will vor dem Parteitag alle Personalien abgeräumt haben.

Seite an Seite marschierten Philipp Rösler und Rainer Brüderle auf dem Reichstagsflur in die Fraktionsklausur. Ein Symbolbild für einen Burgfrieden nach wochenlangen Scharmützeln in den Hinterzimmern?

Das wird wohl erst kurz vor oder auf dem am Freitag beginnenden Parteitag in Rostock klar sein. Bisher scheiterten alle Versuche des Rösler-Lagers, den unliebsamen liberalen Haudegen aus der Pfalz in der Parteispitze kaltzustellen.

Unklar bleibt auch das Schicksal von Birgit Homburger. Erst im zweiten Wahlgang konnte sie bei einem Sonderparteitag am Samstag in Stuttgart ihren Landesvorsitz gegen einen bundespolitisch unbedeuteten Herausforderer behaupten - und auch das nur ganz knapp. Mit dem Denkzettel im Gepäck wehrte sich die Fraktionschefin am Sonntag nicht länger gegen vorgezogene Wahlen der Fraktionsspitze.

Das ist aber nur ein erster Etappensieg für Rösler und Generalsekretär Christian Lindner, denen eine neue Parteiführung in Rostock nämlich wenig nützt, wenn die Fraktion eine Baustelle bleibt. Denn die umstrittene Homburger will wohl wieder antreten.

Der ehrgeizige nordrhein-westfälische Landeschef und Rösler-Vertraute Daniel Bahr könnte an Homburgers Stelle die Führung der Bundestagsmannschaft übernehmen. Eine Kampfkandidatur an diesem Dienstag um den Fraktionsvorsitz könnte die Truppe jedoch vor eine Zerreißprobe stellen. Das wäre kein gutes Signal für Rostock, wo ebenfalls ein Hauen und Stechen um die Stellvertreterposten von Rösler droht.

Die neue Galionsfigur selbst sagte am Wochenende einen vieldeutigen Satz: "Die FDP hat nur einen Schuss frei, und der muss sitzen." Das ist Warnung an seine Gegner und zugleich Realismus pur, was seine eigene Position und den Zustand der Liberalen betrifft.

Rösler hat sich festgelegt, dass er am Donnerstag, dem Vorabend des Parteitags, seine Führungsmannschaft komplett haben will. Die soll mit einem starken Votum der Delegierten die gewaltige Aufgabe meistern, die ums Überleben kämpfende Partei zu stabilisieren.

Persönlich bekommt Rösler viel Zuspruch aus den eigenen Reihen, obwohl die Öffentlichkeit dem smarten Doktor aus dem Gesundheitsministerium die Heilung des Patienten FDP kaum zutraut. Auch in der Union wächst die Sorge, dass die Liberalen die Kurve nicht kriegen. Dabei geht es in den nächsten Wochen um historische Beschlüsse zum Atomausstieg und zur Euro-Rettung.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Auf den Landesparteitagen in Stuttgart, Mainz und Duisburg zeigte sich am Wochenende, dass die FDP-Basis noch immer unglaublich frustriert ist und Köpfe fordert. Das bekam wieder einmal Guido Westerwelle zu spüren, dem viele Parteimitglieder am liebsten sofort auch noch das Außenamt entreißen würden.

Rösler wird nicht müde zu betonen, dass Westerwelle und Brüderle als Kabinettsmitglieder gesetzt seien. Doch gleichzeitig ist das Gerücht unterwegs, diese Minister-Aufstellung gelte nur bis zum traditionellen "Dreikönig"-Treffen Anfang 2012. So eine befristete Zielmarke für den personellen Neuanfang gebe es nicht, heißt es aus der Parteiführung.

Brüderle, das Wirtschafts-Aushängeschild der Liberalen, will nicht kampflos das Feld in der FDP-Spitze räumen, um als Minister zu überleben. Der 65-Jährige hält in Rostock die wichtige Auftaktrede. Er mahnt einen sauberen Stil nach dem Motto an, dass die Führung sich auch nach dem Parteitag noch in die Augen schauen können müsse.

DPA
Tim Braune/DPA