Washington, klar, das transatlantische Bündnis. Paris, klar, die deutsch-französische Freundschaft. Brüssel, erst recht klar, die vielen EU-Gipfel. Warum aber Vilnius? Oder Nairobi? Oder Santiago? Oder, kein Scherz, Ngerulmud?
Seit die Ampel regiert, fliegen die Mitglieder der Bundesregierung um den Globus, als müssten sie Bonusmeilen für ihre Wiederwahl sammeln. Allen voran Olaf Scholz.
Allein der Kanzler hat seit seinem Amtsantritt im Dezember 2021 auf 71 Reisen 50 Länder auf fünf Kontinenten besucht. Das sind weit mehr als die Hälfte der 89 Länder, die zu bereisen Angela Merkel fast 16 Jahre brauchte. Zudem ist Scholz mehr jenseits Europas unterwegs als seine Vorgängerin in ihren Anfangsjahren. Was nicht heißt, dass er die nächstgelegenen Partner vernachlässigen würde: Elf Mal war Scholz allein in Frankreich – und da ist der letzte Urlaub an der Côte d’Azur noch nicht eingerechnet.
Feministische Außenpolitik kennt keine nationalen Grenzen
Nach einer kurzen Pause in den Sommerferien setzt dieser Tage wieder der Ampel-Flugverkehr ein. Außenministerin Annalena Baerbock startete gerade nach Australien, Neuseeland, Fidschi – und musste abbrechen, weil ihre Maschine der Flugbereitschaft eine Panne hatte. Das Highlight ihrer eigentlich geplanten Reise: der Besuch beim Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Sydney. Leider ohne deutsche Beteiligung, aber feministische Außenpolitik kennt keine nationalen Grenzen.
In der Regel allerdings haben die Reiserouten der Mächtigen einen streng politischen Hintergrund. Manche Ziele steuerten gleich mehrere Kabinettsmitglieder kurz hintereinander, mitunter sogar zeitgleich an, weil dort internationale Gipfel stattfanden. Abgesehen von diesen Sonderfällen aber zeigt der Flugplan der "Ampel Airline", welche Schwerpunkte die Regierung in der Außenpolitik setzen will – und um welche Weltregionen sie sich bevorzugt kümmert. Welches Kalkül jeweils dahintersteckt? Ein politischer Reiseführer in fünf Kapiteln.