Merkel gegen Steinmeier Die 10 wichtigsten Fragen zum TV-Duell

Wer wird schwitzen, was wollen die Moderatoren, welche Regeln gibt es? Am Abend treffen sich SPD-Spitzenkandidat Frank-Walter Steinmeier und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel zum TV-Duell. Hier alles Wissenswerte.

Los geht's

... um 20.30 Uhr. ARD, ZDF, RTL und Sat.1 übetragen parallel, live und in 90 Minuten Länge das TV-Duell zwischen Frank-Walter Steinmeier, SPD, und Angela Merkel, CDU. Die Moderatoren sind: Maybrit Illner (ZDF), Peter Kloeppel (RTL), Peter Limbourg (Sat.1) und Frank Plasberg (ARD). Schade, dass Michael Buffer, unter Boxfans für seine ins Unendliche gedehnten Ansagen bekannt, nicht mit dabei ist. Aber, nun gut: Nachdem der Wahlkampf bisher eher ein Witz war, soll es ja nun ernst werden.

Kennen Merkel und Steinmeier die Fragen schon?

Nein. Die Verantwortlichen des TV-Duells beteuern, dass die Fragen vorab nicht vorgelegt würden. Allerdings sind die Themen abgesprochen, es wird zum Beispiel um Arbeit, Bildung, Afghanistan und Umweltschutz gehen. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagt, den Kandidaten seien "fünf Zeilen" über die Inhalte vermittelt worden - mehr nicht.

Welche Regeln gibt es?

Steinmeier wird die erste Antwort geben, also den Auftakt bestreiten, Merkel hat das letzte Wort. Während der Sendung sollen ihre Ausführungen zu einer Frage 90 Sekunden nicht überschreiten. Die Redezeiten von Merkel und Steinmeier werden elektronisch festgehalten, am Ende der Sendung soll der Unterschied nicht mehr als eine Minute betragen. Selbst der Einsatz von Hilfsmitteln ist streng reglementiert: Merkel und Steinmeier dürfen nicht mehr als Papier und Stift mit in die Sendung bringen. In ihre Stehpulte sind Monitore eingelassen, auf denen sie sehen können, wie lange sie (und der politische Gegner) bereits gesprochen haben.

Gibt es Unterbrechungen und Werbepausen?

Nein. Selbst die privaten Sender werden 90 Minuten durchgehend übertragen.

Wie sieht das Studio aus?

Das Studio auf dem Gelände von Berlin-Adlershof ist mit neun Kameras und rund zweihundert Scheinwerfern gespickt. Die "Kampfarena" ist kreisrund, die Wände sind mit blauen Sichtblenden verkleidet, der Boden ist weinrot bezogen - die Farbgebung erinnert auf den ersten Blick stark an "RTL-Aktuell". Die Kandidaten und die Moderatoren werden sich vis-a-vis an Pulten gegenüber stehen. Die Pulte für Steinmeier und Merkel - aus Holz und Plexiglas - kamen übrigens schon 2005 zum Einsatz. Schwierig für Steinmeier: In Fernsehstudios wird es wegen der Scheinwerfer schnell ziemlich warm - und Steinmeier neigt zum Schwitzen.

Wird die Regie die Kandidaten optisch durchleuchten?

Es werde alles "sehr nüchtern" aussehen, sagt Regisseur Volker Weicker, der auch schon Shows wie "Deutschland sucht den Superstar" in Szene gesetzt hat. Weicker will - und ist vermutlich auch dazu angehalten - die Aussagen von Steinmeier und Merkel in den Vordergrund stellen. Das heißt: Obwohl seine Kameras jedes Wimpernzucken und jede Schweißperle eines Kandidaten zeigen könnten, wird er sich eher um respektvolle Distanz bemühen.

Welche Rolle spielt Moderations-Novize Frank Plasberg?

Die Moderatoren bilden Zweier-Teams: Maybrit Illner (ZDF) und Peter Kloeppel (RTL) auf der einen Seite, Peter Limbourg (Sat.1) und Frank Plasberg (ARD) auf der anderen Seite. Neu im Team ist Plasberg, Limbourg war schon 2002 dabei und setzte danach eine Runde aus. Plasberg sagte bei der Vorabbesichtigung des Studios zu stern.de, er werde ohne Krawatte auftreten. Das lässt sich als Hinweis darauf lesen, dass sich Plasberg abgrenzen und seine Rolle als Anwalt der Zuschauer betonen will. Schon vor dem Duell sind viele Witze darüber gemacht worden, dass Plasberg seinen Lieblingssatz "Danke für die Antwort - aber sie haben meine Frage nicht beantwortet" an diesem Abend wohl häufiger wird sagen müssen.

Was wollen die Moderatoren?

Die Moderatoren werden versuchen, die Kandidaten auf möglichst konkrete Positionen festzunageln. "Wir werden solange fragen, bis wir eine Antwort bekommen", sagt Illner. Ob ihnen das gelingt, ist fraglich. Sowohl Merkel als auch Steinmeier sind Weltmeister der sprachlichen Vernebelung. Zweitens wollen die Moderatoren den direkten Streit zwischen Merkel und Steinmeier in Gang setzen, den vor allem Merkel bislang vermieden hat. "Wenn nicht jetzt, wann dann?", sagt Plasberg. Aber auch dieses Vorhaben wird schwierig: Merkel und Steinmeier regieren seit vier Jahren zusammen und können sich deswegen nur begrenzt kritisieren. Außerdem hat die Auswertung vorangegangener TV-Duelle gezeigt, dass zuviel Aggressivität einen Kandidaten Sympathiepunkte kostet. Sollte das Duell einen nur müden Verlauf nehmen, wollen die Moderatoren einschreiten, also ihre Fragen härter formulieren. Illner: "Nach 45 Minuten wäre für uns der späteste Zeitpunkt, um noch einen Gang zuzulegen."

Wer hat die besseren Karten - Merkel oder Steinmeier?

SPD-Spitzenkandidat Steinmeier, der in den Umfragen weit hinter Merkel zurückliegt, hat einen strategischen Vorteil: Er hat bei den Sympathiewerte nicht viel zu verlieren, kann aber viel hinzugewinnen. Außerdem hat er erstmals die Möglichkeit, Merkel direkt inhaltlich zu stellen. Bislang ließ die Kanzlerin jede Kritik der SPD an sich abtropfen und vermittelte damit der Öffentlichkeit das Gefühl, sie habe überhaupt gar keine nennenswerten politischen Gegner.

Welche Konsequenzen hat das TV-Duell?

Nach einer Forsa-Umfrage sagen 56 Prozent der Bundesbürger, dass das Duell zumindest geringen Einfluss auf ihre Wahlentscheidung haben wird. Das kann für einen der beiden Kandidaten entscheidend sein - denn das linke und das bürgerliche Lager liegen in den Umfragen dicht beieinander, und der Anteil der Unentschlossenen ist so hoch wie noch nie. Die Blitzumfragen, die die Sender noch während oder kurz nach dem Duell durchführen, werden einen Sieger küren - geht es Unentschieden aus, darf sich Merkel als Siegerin fühlen, denn ihre Sympathiewerte sind ohnehin deutlich höher als Steinmeiers.

Mit welcher Quote rechnen die Sender?

ARD-Chefredakteur Thomas Baumann rechnet mit 15 bis 20 Millionen Zuschauern - das ist eine Quote, die sonst nur die Top-Events beim Fußball erzielen. Wie sich die Zuschauer auf die vier Sender verteilen, die parallel übertragen, ist unklar - 2005 hatte die ARD klar die Nase vorn. Alle Sender werden versuchen, nach dem Duell das Publikum weiter politisch bei Laune zu halten. Auf RTL wird Exklusiv-Moderatorin Frauke Ludowig Promis wie Alexandra Kamp und Otto Kern zum Duell befragen. Die ARD schickt "Anne Will" ins Rennen, das ZDF eine Sondersendung mit den Moderatoren Peter Hahne und Peter Frey. Sat.1, und das verspricht amüsant zu werden, wird mit Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin und FDP-Chef Guido Westerwelle über das Duell diskutieren. Außerdem wird jeder der vier Sender seine Umfragen zum Duell schnellstmöglich raushauen. Pro Sieben übrigens versucht mit einem Blockbuster gegenzuhalten: "Die Simpsons - der Film".