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Neues Buch, eigene Stiftung Ex-BVB-Star Neven Subotić hat mit dem Profi-Fußball gebrochen: "Ich bin so angekotzt, weil vieles davon so irrelevant ist."

Ex-BVB-Spieler Neven Subotić hält zwei Wassergläser in der Hand
Mit seiner Stiftung kümmert sich Ex-BVB-Star Neven Subotić derzeit darum, dass Menschen in Afrika mit Trinkwasser versorgt sind. Fußball interessiert ihn kaum noch.
© Neven-Subotic-Stiftung
Neven Subotić war mit dem BVB Deutscher Meister und Pokalsieger, ein Liebling der Fans. Doch der Profifußball bedeutet ihm nichts mehr, zeitweise hat er sich sogar geschämt. Heute beschäftigt er sich mit relevanten Dingen.

Neven Subotić ist keiner, der im Nachhinein über frühere Kollegen herzieht oder über Dinge lästert, die er selbst getan und die ihm viel Geld eingebracht haben. Doch wenn der frühere BVB-Star und serbische Nationalspieler heute auf den Fußball angesprochen wird, sagt er Dinge wie: "Fußball per se interessiert mich nicht, aber ich freue mich für meine ehemaligen Kollegen." Ganze Spiele schaue er sich nicht mehr an, sagte der 33-Jährige jetzt der "Augsburger Allgemeinen", nur noch die Highlights, die Tore. Die teils surreale Welt der Fußballprofis, die lange Zeit auch seine war, sieht er inzwischen sehr kritisch. Seine Karriere hat er offiziell noch nicht beendet, doch auf den Platz zurückkehren wird er nach eigener Aussage nicht mehr.

"Im Rückblick schäme ich mich, dass ich damals zum Teil so sinnlos gelebt habe", so Subotić im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der Verteidiger, der außer für den BVB auch für Mainz 05, den 1.FC Köln und Union Berlin in der Bundesliga spielte, ist derzeit in allen Blättern, weil gerade sein Buch "Alles geben. Warum der Weg zu einer gerechteren Welt bei uns selbst anfängt" erschienen ist. Subotić hat seit 2012 eine eigene Stiftung, die Sanitäranlagen- und Brunnenbauprojekte in Äthiopien, Kenia und Tansania realisiert. Knapp 500 Brunnen hätten bisher gebaut werden können, "rund 180.000 Menschen erhalten durch sie einen Zugang zu Wasser und können so eines ihrer Menschenrechte realisieren", so Subotić im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Auch das sei nur ein Anfang, sagt er. Seine Stiftung wurde 2019 bereits vom Europäischen Parlament ausgezeichnet.

Neven Subotić: Interessen abseits der Fußballs nicht gern gesehen

Dass aus der Fußballszene die Anregung zu einem solchen Engagement komme, sei praktisch ausgeschlossen. Im Gegenteil. Im Fußball habe er sich dafür eher rechtfertigen müssen. "Wenn ein Spieler bis in die Nacht vor seiner Playstation sitzt, dann gilt das noch immer als ziemlich normal. Wenn man sich aber mit anderen Dingen als Fußball beschäftigt, dann glauben manche, dass die Leistung darunter leidet", so Subotić zur "FASZ". Viele Trainer würden es nicht gerne sehen, wenn ein Spieler auch Interessen abseits des Fußballs nachgehe.

Einzige Ausnahme: Jürgen Klopp, unter dem Subotić in Mainz und Dortmund trainierte. "Es braucht menschliche Größe, um zu verstehen, dass Fußball nicht alles ist, dass Spieler Individuen sind und jeder anders sein darf. Das klingt einfach, aber von anderen, schlechteren Trainern habe ich sehr viel Sticheleien erlebt. Das verdeutlicht noch mal die Größe von Kloppo." Der heutige Coach des FC Liverpool sei zweifelsohne der beste Fußball-Trainer der Welt. "Er zeigt und lebt echten Leadership und kombiniert dies mit einer sehr humanen Herangehensweise, ist sympathisch, empathisch und ehrlich", lobt Subotić den Coach.

Profi-Fussballer Neven Subotic: "Frieden können wir nicht verteilen, Wasser schon"

"Am Ende des Lebens geht es nicht darum, ob ich Spaß hatte"

In seiner Zeit als Fußballprofi habe er viel Geld verdient, müsse sich darüber – anders als in anderen Lebensphasen – keine Gedanken mehr machen, und habe während seiner Karriere auch viel Spaß gehabt. Aber weder habe er nachhaltige Freundschaften gefunden noch sich menschlich weiterentwickelt oder etwas geleistet, auf das er stolz sei: "Am Ende meines Lebens geht es nicht nur darum, ob ich Spaß hatte." Auch mit dem Prinzip Leistungssport kann Subotić nichts mehr anfangen: "Ich bin so angekotzt, weil vieles davon so irrelevant ist."

Nur das Prinzip, alles für ein Ziel zu geben, das Leistungssportler sehr gut kennen, hält der im Ex-Jugoslawien geborene frühere Profi weiter hoch – und hat es deshalb auch zum Titel seines Buches gemacht. Sein voller Einsatz gilt derzeit der Arbeit für seine Stiftung, mit der er in Afrika für sauberes Trinkwasser sorgt. "Frauen und Kinder sind bis zu sechs Stunden täglich unterwegs und schleppen verdrecktes Wasser. Man kann sich vorstellen, was passiert, wenn du jeden Tag verunreinigtes Wasser zu dir nimmst", so der ehemalige Abwehrspieler zur "Augsburger Allgemeinen". Kinder würden Wasser holen müssen, anstelle zur Schule gehen zu können. Subotić: "So wird Bildung Luxus und Wasser Pflicht."

Froh, eine andere Perspektive eröffnet bekommen zu haben

Ein Schlüsselerlebnis sei für ihn der Besuch des ersten Brunnenprojekts in Mosambik gewesen. "Im Sommer 2013 flog ich mit Bobo, meinem Freund, dorthin, um mir das Projekt anzusehen", berichtet Subotić der "FASZ". "Auf der einen Seite neben dem Brunnen standen Lehmhütten, auf der anderen Seite gab es einen kleinen Flugplatz, der vor allem von Privatjets großer Energiekonzerne genutzt wurde. Die Ungerechtigkeit dieser Welt verdichtete sich da für mich in einem Ort."

Das Leben eines Fußballprofis, in der sich die Frage nicht mehr stellt, ob man all den Luxus, den man sich ohne weiteres leisten kann, wirklich braucht, hat Neven Subotić hinter sich gelassen. "Ich bin froh, dass ich Menschen um mich herum hatte, die mir eine andere Perspektive auf die Dinge eröffnet haben."

Quellen: "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (Bezahlinhalt); "Augsburger Allgemeine"; "Neue Osnabrücker Zeitung" (Bezahlinhalt); Nachrichtenagentur DPA

dho

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