Warum ist das Spiel um Platz drei doch wichtig?
Seien wir mal ehrlich: Das Spiel um den dritten Platz ist sportlich kaum von Bedeutung, auch wenn alle Akteure betonen, wie wichtig diese eine Partie am Ende einer langen WM sei. Aber sie hat – vielleicht - historische Bedeutung. Miroslav Klose soll wegen Rückenproblemen zwar nicht in der Anfangsformation stehen. Aber wer weiß! Es könnte ja sein, dass der 32-Jährige doch noch eingewechselt wird, ein Tor schießt und mit dem WM-Rekordtorschützen Ronaldo gleichzieht. Als die deutsche Mannschaft 1970 in Mexiko das kleine Finale gegen Uruguay gewann, hieß der Torschütze übrigens Wolfgang Overath.
Kommen gegen Uruguay die Ersatzspieler zum Einsatz?
Ja. Sowohl Teammanager Oliver Bierhoff als auch Trainer Joachim Löw haben unter der Woche betont, dass das Spiel um Platz drei Spielraum für Veränderungen in der Startelf lässt. Dazu kommt es jetzt auch, weil Klose, Lahm und Podolski wohl nicht in der Anfangsformation stehen werden. Das Spiel soll aber dennoch ernst genommen werden. Als sicher gilt, dass Thomas Müller nach seiner Gelbsperre in die Anfangself zurückkehrt. Auf der linken Seite dürfte Marcell Jansen für Podolski spielen, Aogo links in der Vierekette für Boateng, der auf rechts wechselt. Zudem könnte Löw einem der Ersatz-Keeper die Gelegenheit geben, sich zu zeigen. Es sieht im Moment nach Jörg Butt aus, weil Tim Wiese über Beschwerden im Knie klagt.
Welche Taktik wird die DFB-Elf gegen Uruguay spielen?
Es ist kein Zufall, dass die Südamerikaner aus dem kleinen Land zwischen Argentinien und Brasilien bis in das Halbfinale vorgestoßen sind. Ein Paradesturm mit Diego Forlan und Luis Suarez wird von einer läuferisch und defensiv starken Mannschaft unterstützt. Das Abwehrbollwerk der "Urus" ist nicht leicht zu knacken. Eines ist klar: Will die deutsche Mannschaft das Spiel gewinnen, muss sie Vollgas geben. Läuferisch, kämpferisch, spielerisch. Es ist ganz einfach - hauptsache nicht so spielen wie gegen Spanien.
Was können wir gewinnen?
Diverse Auszeichnungen können unsere Jungs noch gewinnen. Neben dem WM-Torrekord für Miro Klose können auch Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil und Thomas Müller auf besondere Ehrungen hoffen: Der Münchner Schweinsteiger und der Bremer Özil haben Chancen, mit dem "Goldenen Ball" als bester Spieler der WM ausgezeichnet zu werden. Das Duo gehört zu der Liste mit zehn Kandidaten, die der Weltverband Fifa am Freitag bekannt gab. Thomas Müller ist von einer Fifa-Jury in den Kreis der drei Spieler aufgenommen worden, aus denen der "beste junge Spieler" der WM in Südafrika ausgewählt wird. Ein starker Auftritt gegen Uruguay kann die hohen Herren des Weltverbandes sicherlich noch einmal beeindrucken.
Wie stark ist Uruguay?
Uruguay ist ein unangenehmer Gegner. Das mussten unter anderem Frankreich und Mexiko in der Gruppenphase erfahren. In Südafrika fiel die Mannschaft aus Südamerika vor allem durch ihr gut geordnetes Defensivspiel auf. Im Angriff der Urus spielen zwei Weltkasse-Stürmer: Diego Forlan und Luis Suarez. Forlan war schon zweimal Torschützenkönig der Primera Division und gewann schon zweimal den Goldenen Schuh für den besten Torschützen Europas. Suarez schoss in der abgelaufenen Saison für Ajax Amsterdam 35 Tore in 33 Spielen.
Wird Joachim Löw trotz seiner Grippe auf der Bank sitzen?
Ja. "Jogi wird mit Sicherheit auf der Bank sitzen", sagte Löws Assistent Hansi Flick bei der Abschlusspressekonferenz vor dem Spiel. Löw hütete in den letzten Tagen mit Grippe und Schüttelfrost das Bett. Co-Trainer Hansi Flick musste das Training und die Abschlusspressekonferenz übernehmen. Unsicher ist hingegen noch, ob Joachim Löw auch nach der WM noch Bundestrainer bleibt. Zu diesem Thema gibt es keinen neuen Stand. "Wir werden das Turnier zu Ende spielen. Danach ist Zeit. Wir brauchen drei, vier Tage, um Luft zu holen", sagte Oliver Bierhoff unter der Woche zum Thema Vertragsverlängerung.
Nach Merkel, Ballack und den Spielerfrauen: Welche Prominenz kommt zum "kleinen Finale"?
Für das Spiel um den dritten Platz hat sich der neue Bundespräsident Christian Wulff angekündigt. Der Besuch des Staatsoberhaupts sei eine Reverenz an die "tolle junge deutsche Mannschaft und an den Gastgeber Südafrika für das großartige Turnier, das das Land ausgerichtet hat". Wulff plant auch, das Endspiel zwischen den Niederlanden und Spanien am Sonntag in Johannesburg zu besuchen.
Wer wird denn nun Kapitän nach der WM?
Das deutsche Team präsentierte sich vor und während der WM harmonisch und als echte Einheit. Die sehenswerten und großartigen Erfolge gegen England und Argentinien ließen eine große Euphorie um die Mannschaft von Joachim Löw entstehen, mit der vorher niemand gerechnet hatte. Alles super also - und das Ganze ohne den verletzten Ballack, diesem Fußballer, dessen Führungsstil auf einmal wie ein Relikt aus einer fernen Vergangenheit wirkte. Und auch die sportliche Frage wurde natürlich heiß diskutiert: Spielt das junge Team vielleicht gerade deshalb gut, weil Ballack nicht dabei ist und sanftere Gemüter wie Lukas Podolski und Arne Friedrich auf dem Feld nicht unterdrückt? Und dann das: WM-Kapitän Philipp Lahm reklamiert den Anspruch, auch nach der WM die Kapitänsbinde behalten zu wollen. Zumindest "freiwillig" wolle er sie nicht hergeben. Löw vertagte die Entscheidung dieser Frage auf die Zeit nach der WM. Dafür preschte jetzt Bastian Schweinsteiger vor, und sprach sich für Ballack als Kapitän aus. Nanu! Hatten doch alle gedacht, Philipp Lahm hätte die Rückendeckung der ganzen Mannschaft. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Vielleicht hat ja das schwache Auftreten gegen Spanien im Halbfinale bei einigen Nationalspielern zu einem Stimmungsumschwung geführt. Unser Tipp: Ballack bleibt noch zwei Jahre "Capitano", zur Europameisterschaft übernimmt Schweinsteiger, weil er nicht ganz so forsch wie Lahm mit dem alten Leitwolf Ballack umgegangen ist.
Wann und wie fliegt die Mannschaft nach Deutschland zurück?
Sonntagabend wird die deutsche Mannschaft nach Hause fliegen. Fünf lange Wochen im winterlichen Südafrika sind dann endgültig zu Ende. Die Ankunft mit dem Airbus A380 der Lufthansa in Frankfurt am Main ist für den frühen Montagmorgen vorgesehen. Wir dürfen gespannt sein, wie viele Fans zu dieser frühen Stunde unsere "Helden" in Empfang nehemen werden. Direkt nach der Landung beginnt der Urlaub, der durch eine WM-Prämie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) von 100 000 Euro pro Mann versüßt wird. Finanziell hat sich die WM also für unsere Jungs gelohnt. Dumm nur, dass Philipp Lahm und seine Kollegen dass Finale im Flieger nicht sehen können. Aber vielleicht ist es auch besser so, weil die Jungs dann immer daran denken müssen, was gewesenen wäre, wenn....
Warum gibt es keine Abschluss-Feier am Brandenburger Tor?
Oliver Bierhoff kündigte unter der Woche knallhart an, dass es in diesem Jahr im Gegensatz zu 2006 und 2008 keine Feier am Brandenburger Tor geben werde. "Ich habe mit dem Mannschaftsrat gesprochen. Es wird keinen Empfang nach dem Spiel um den dritten Platz geben", sagte Bierhoff. Die Spieler beginnen ab Montag ihren Urlaub und werden sich daher nicht gemeinsam auf den Weg nach Berlin machen.