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Smartphone-Hersteller Huawei nach dem Trump-Bann: Nichts ist mehr, wie es einmal war

Trump verkündet das Ende der US-Handelssperre, von der auch Huawei betroffen war
Trump verkündet das Ende der US-Handelssperre, von der auch Huawei betroffen war
© FRED DUFOUR / AFP
Huawei war eines der prominentesten Opfer im Handelskrieg zwischen China und den USA. Nun verkündete Donald Trump ein Ende der Sanktionen. Doch in der Technikwelt ist längst nicht mehr alles beim Alten.

Es war ein Schock für Millionen Android-Nutzer: Mitte Mai setzte US-Präsident Donald Trump das chinesische Telekommunikationsunternehmen Huawei auf die sogenannte Schwarze Liste der Vereinigten Staaten. Google entzog daraufhin dem zweitgrößten Smartphone-Hersteller der Welt die Android-Lizenz. Ein Debakel für den Konzern: Die Nutzer waren verunsichert, die Smartphone-Verkaufszahlen brachen zeitweise um 40 Prozent ein. Die Markteinführung eines neuen Notebooks wurde sogar gestoppt.

Insgesamt könnte der eskalierte Handelskonflikt das Unternehmen bis zu 30 Milliarden Dollar kosten, räumte Konzerngründer Ren Zhengfei ein. Das erklärte Ziel, die weltweite Nummer eins im Smartphone-Geschäft zu werden, ist in weite Ferne gerückt.

Nun kam es überraschend zu einem Waffenstillstand im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Im Rahmen des G20-Gipfels in Osaka verkündete US-Präsident Donald Trump, dass er die angedrohte Ausweitung der Strafzölle vorläufig aussetzen wird. Außerdem hob der US-Präsident die Blockade gegen Huawei auf. "Ich habe zugestimmt, dass der Verkauf von Produkten weiter erlaubt wird“, erklärte Trump. Sollte das Handelsministerium zustimmen, könnte Huawei bereits am Dienstag von der Schwarzen Liste gestrichen werden.

Ist also nun alles beim Alten? Keineswegs.

Huawei entwickelt Android-Alternative

Für die Kunden ändert sich erst einmal nichts: Besitzer von Huawei-Smartphones werden auch zukünftig Android-Updates erhalten. Die Spitzenmodelle des letzten Jahres – darunter das P20/Pro, Mate 20 und die aktuelle P30-Reihe – werden das Update auf die nächste Betriebssystem-Version Android Q auf jeden Fall erhalten.

Doch hinter den Kulissen ist seit dem US-Boykott nichts mehr wie zuvor. Huawei trieb in den vergangenen Monaten die Entwicklung eines eigenen, intern entwickelten Betriebssystems mit dem Namen Ark OS voran. Um sich unabhängiger von Google zu machen, buhlt Huawei seit Wochen um Entwickler, damit diese ihre Apps in Huaweis App Gallery anbieten – eine Art Alternative zu Googles Play Store.

Noch scheint Huawei an Android als Smartphone-Betriebssystem festzuhalten. Doch was, wenn der Konzern eines Tages auf die Eigenentwicklung umsteigt? Womöglich in Allianz mit weiteren chinesischen Smartphone-Herstellern? Huawei hat derzeit 17 Prozent Marktanteil, Xiaomi acht, Oppo acht und Vivo sieben Prozent. Die vier größten chinesischen Hersteller kommen zusammen auf 40 Prozent Weltmarktanteil. Auch für Google steht somit einiges auf dem Spiel.

Weniger Abhängigkeit von China

Das Zulieferer-Geschäft wurde ebenfalls vom Huawei-Beben erfasst. So kappte sogar der britische ARM-Konzern vor wenigen Wochen die Zusammenarbeit mit Huawei, weil dieser "Technologie mit Ursprung in den USA" nutzte. Nun, da die Sanktionen vorerst vom Tisch sind, wird sich zeigen, welche Unternehmen wieder Handelsbeziehungen aufnehmen werden - oder ob sich Huawei und Co. nach alternativen Zulieferern umschauen werden.

Doch nicht nur die chinesischen Unternehmen sind besorgt. Auch die Gegenseite wurde aufgerüttelt: Medienberichten zufolge will auch das US-Unternehmen Apple die Abhängigkeit von China reduzieren und 15 bis 30 Prozent seiner Produktion in andere Länder verlagern. Als Alternativen seien unter anderem Indien, Malaysia, Vietnam oder Indonesien im Gespräch. Der neue Mac Pro, der vor wenigen Wochen vorgestellt wurde, soll dem "Wall Street Journal" zufolge in China und nicht mehr in den USA gefertigt werden. Die Entscheidung, die Mac-Pro-Produktion ins Ausland zu verlagern, steht dem Bericht zufolge aber auch im Zusammenhang mit dem Ende von Subventionen, die das Unternehmen bisher für die Fertigung im US-Bundesstaat Texas erhielt.

Das 5G-Dilemma

Weitgehend ungeklärt ist die Debatte um den in vielen Ländern bevorstehenden 5G-Ausbau. Um den superschnellen LTE-Nachfolger flächendeckend verfügbar zu machen müssen die Mobilfunkkonzerne Milliarden investieren. Und dafür sind sie auf Technik von Huawei angewiesen: Weltweit hat der chinesische Konzern mehr als 1500 Mobilfunknetze gebaut, die rund ein Drittel der Weltbevölkerung erreichen. Ohne die Basisstationen aus China wäre auch der deutsche Mobilfunk aufgeschmissen.

Doch der schnelle Aufstieg der Chinesen sorgte für Skepsis in den USA. Die Vereinigten Staaten fürchten, Huawei könnte in seinen Geräten geheime Hintertüren eingebaut haben. Bislang wurden solche Schnittstellen nicht gefunden, dennoch sind viele Politiker besorgt.

Lesen Sie hier mehr über den Aufstieg von Huawei:

Quellen: Counterpoint Research, Bloomberg, Wall Street Journal

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