Manpads – so heißen die kleinen schultergestützen Raketen, mit denen einzelne Soldaten Flugzeuge oder Hubschrauber abschießen können. Sie sind der Alptraum der Großmächte, denn ihre Fähigkeit überall auf der Welt Aufständische niederzukämpfen zu können, beruht auf der absoluten Herrschaft des Luftraums. Die Abkürzung bedeutet "Man Portable Air Defense System", darum heißt auch eine einzelne Rakete Manpads und nicht etwa Manpad.
Wirksame Waffe gegen tieffliegende Jets
Häufig sind Rebellen und Aufständische nur mit alten Waffen ausgerüstet. Doch mit Maschinengewehren und Flakgeschützen im Kaliber 20 Millimeter können sie den Flugzeugen und Kampfhubschraubern der Großmächte kaum gefährlich werden. Große Stellungen mit Flugabwehrkanonen wie im Zweiten Weltkrieg wären schnell entdeckt und dann ein leichtes Ziel. Die leichten Kaliber der Eisen-Flak können einen Kampfhubschrauber oder ein Bodenkampflugzeug meist nur beschädigen, aber nicht abschießen, da sie am Boden und an den empfindlichen Bauteilen schwer gepanzert sind. Die Piloten sitzen meist sogar in einer Art gepanzerten Badewanne.
Ganz anders Manpads: Einmal abgeschossen sucht sich der Gefechtskopf selbst sein Ziel. Die erste Generation verfügt nur über einen Infrarotsuchkopf, der die Hitze des Triebwerks ansteuert. Diese Raketen lassen sich durch den Abwurf von glühenden Täuschkörpern ablenken. Modernere Systeme, wie die FIM-92 Stinger oder die russische 9K38 Igla, arbeiten mit einem Infrarot- und einem UV-Sensor.
Vor zwei Jahren stellte der russische Hersteller KBM die 9K333 Verba vor, sie dürfte derzeit in etwa die Spitze der Entwicklung darstellen. Sie benutzt drei verschiedene Sensoren und bringt einen immerhin 1,5 Kilogramm schweren Sprengkopf ins Ziel. Diese Waffen wurden von Russland nach Syrien gebracht und gegen Drohnen eingesetzt. Manpads haben eine Reichweite von bis zu acht Kilometern und eine Einsatzhöhe von etwa 5000 bis zu 6500 Metern.
Wer liefert welche Waffen?
Auf den Videos der Rebellen ist zu erkennen, dass eine Manpads das russische Schlachtflugzeug vom SU-25 abgeschossen hat. Ihr Einschlag führte vermutlich zum Verlust des ersten Triebwerks, kurze Zeit darauf wurde der Jet von den Geschossen einer ZU-23-2 Luftabwehrkanone getroffen und verlor das zweite Triebwerk. Der Jet zerbrach und der Pilot benutze den Schleudersitz.
Das ist nicht das erste Mal, dass Moskau die Macht der Mini-Raketen kennengelernt hat. Die russische Intervention in Afghanistan scheiterte, als die USA begannen, den Aufständischen im großen Stil Luftabwehrraketen vom Typ Stinger zu liefern. Umgekehrt können die westlichen Truppen, die im Jahr 2001 Afghanistan besetzten, von Glück reden, dass die weltpolitischen Rivalen China und Russland den Taliban oder anderen Aufständischen keine tragbaren Luftabwehrraketen lieferten.
Während die USA über verschiedene Verschiebe-Staaten den Rebellen in Syrien im großen Maßstab TOW-Panzerabwehrraketen geliefert haben, hielten sie sich dort bei den Luftabwehr-Raketen zurück. Dennoch tauchten immer wieder Fotos auf, auf denen Rebellen vereinzelt mit Manpads posierten. Woher die stammten, war nur aufgrund der Fotolage schwer zu sagen. Die Truppen Assads verloren im Laufe des Krieges zahlreiche Magazine mit Waffen, andererseits ist bekannt, dass die USA sowjetische Waffensysteme in Ost-Europa aufkaufen und nach Syrien bringen.
Gegenmaßnahmen angedroht
Nach dem Abschuss des Jets fliegen die russischen Kräfte in Syrien massiv Angriffe auf die Region. Vermutlich werden herangeführte syrische Kommandos mit russischer Hilfe versuchen, die Absturzstelle und das Wrack zu sichern, um so Rückschlüsse auf die eingesetzte Waffe zu bekommen. Frants Klintsevich, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses in Moskau, sagte der Nachrichtenagentur Interfax: "Wir werden alles untersuchen. Vom Typ des Manpads bis zu den genauen Umständen des Abschusses der SU-25." Militärisch sei der Verlust eines Jets nicht entscheidend, könnte politisch aber weitreichende Konsequenzen haben. Es gäbe Informationen , dass diese Waffe erst wenige Tage zuvor von einem benachbarten Staat ins Land gebracht worden sei. "Ein Land, von dessen Gebiet eine Waffe gekommen ist, die dann gegen russische Soldaten verwandt wurde, muss begreifen, dass dieser Vorgang bestraft werden wird."
Sollte die Rakete von westlichen Mächten geliefert worden sein und nicht aus dem Bestand Assads stammen, wäre eine weitere Eskalation kaum zu vermeiden. Mehrfach hat Moskau angekündigt, derartige Exporte nicht hinzunehmen und gedroht, in so einem Fall, den Gegnern der USA ebenfalls Zugang zu Manpads zu gewähren.
Abgesehen von der Verschärfung der Situation im eigentlichen Kriegsgebiet, würde die Verbreitung von Manpads die Bedrohung des Luftverkehrs enorm erhöhen. Reichweite und Effizienz der Raketen ermöglichen es Terroristen, jedes landende oder startende Zivilflugzeug ins Visier zu nehmen.
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