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Konkurrenz für Echo und Sonos Apples Homepod im Test: Der Siri-Lautsprecher klingt großartig - aber reicht das?

Apples HomePod gibt es seit Mitte juni in Deutschland.
Apples HomePod gibt es in Schwarz und Weiß
© Christoph Fröhlich/stern
Hey Siri, du bist jetzt im Wohnzimmer: Apples Sprachlautsprecher HomePod ist ein Frontalangriff auf Amazons Echo. Im Test zeigt sich, dass Apple vieles richtig macht - in mancher Hinsicht aber noch Nachholbedarf hat.

Mit dem HomePod - quasi ein iPod für die eigenen vier Wände - will Apple auf dem umkämpften Markt der Sprachlautsprecher mitmischen: Platzhirsch ist seit Jahren Amazon mit seiner Echo-Familie, zweitgrößter Player ist Google mit seinen Home-Modellen. Der Markt der Netzwerk-Lautsprecher wird wiederum von Sonos dominiert.

Obwohl Apple ein paar Jahre zu spät zur Party erscheint, gibt man sich selbstbewusst:  "Wir wollen das Musikhören zuhause neu erfinden", verkündete Marketing-Chef Phil Schiller vollmundig bei der Präsentation. Unser Test verrät, ob das gelungen ist und wie sich der HomePod im Alltag schlägt. Denn mit 320 Euro ist er einer der teuersten Smart Speaker am Markt.

Optik und Einrichtung

Beim Auspacken fällt auf: Apples HomePod ist mit 17,2 x 14,2 Zentimeter ziemlich kompakt. Und er ist schwer: Fast 2,5 Kilogramm bringt er auf die Waage, rund 700 Gramm mehr als der ähnlich große Sonos One. Im Inneren verbirgt sich aber auch mehr Technik (dazu später mehr).

Apples HomePod (links) im Größenvergleich mit dem Sonos One.
Apples HomePod (links) im Größenvergleich mit dem Sonos One.
© Christoph Fröhlich/stern

Während die meisten Hersteller auf Plastikgehäuse setzen, wählt Apple ein feinmaschiges Netzgewebe, das dem Lautsprecher ein elegantes Äußeres verleiht. Den HomePod gibt es in zwei Farben, Schwarz und Weiß. Auf der Oberseite befindet sich ein Touch-Display, auf der Rückseite kommt ein 1,90 Meter langes Stromkabel aus dem Gehäuse. Einen Ein/Aus-Schalter gibt es nicht. Im Standby zieht der HomePod sparsame 1,6 Watt (Sonos One: 3,8 Watt).

Die Einrichtung ist kinderleicht, man benötigt jedoch zwingend ein iPhone oder iPad mit iOS 11.2.5 oder neuer. Das iOS-Gerät hält man mit eingeschaltetem Bluetooth neben den Lautsprecher, anschließend beantwortet man ein paar Fragen (wo steht der HomePod, will man auf Nachrichten, Notizen oder Erinnerungen zugreifen etc.). Praktisch: Zugangsdaten für das Wlan-Netzwerk zieht sich der Lautsprecher direkt vom iPhone/iPad. Zwischen Auspacken und der ersten Musikwiedergabe vergehen keine fünf Minuten, hier punktet Apple mit Einfachheit.

Drückt man auf das Touchdisplay auf der Oberseite, leuchtet ein bunter Kreis auf - und Siri hört zu.
Drückt man auf das Touchdisplay auf der Oberseite, leuchtet ein bunter Kreis auf - und Siri hört zu.
© Christoph Fröhlich/stern

Bedienung und Musikwiedergabe

Die Sprachsteuerung des HomePod aktiviert man auf zwei Arten: Entweder tippt man auf das Display, sobald Siri aktiviert ist, leuchtet ein farbiger, wabernder Kreis. Alternativ ruft man "Hey Siri". Anschließend gibt man die üblichen Befehle, die man vom iPhone kennt. Allerdings werden noch nicht alle unterstützt: Das Erstellen von Erinnerungen, das Versenden von Nachrichten oder das Führen von Telefonaten klappen problemlos.

Der HomePod selbst bezieht sämtliche Songs ausschließlich aus dem Streamingdienst Apple Music, per AirPlay aus iTunes oder der eigenen iCloud-Mediathek. Die mehr als eine halbe Million iTunes-Podcasts werden ebenfalls unterstützt. Konkurrierende Streamingdienste wie Deezer, Spotify oder Tidal können hingegen nicht nativ per Sprachbefehl gestartet werden. Wer diese Dienste abonniert hat, muss die Musik via AirPlay auf den Siri-Lautsprecher streamen - Bluetooth wird nicht unterstützt. Mit dem kommenden Betriebssystem iOS 14 soll die Flexibilität jedoch erhöht und weitere Dienste unterstützt werden, Details sind aber noch nicht bekannt.

Wünschenswert wäre, dass Apple seinen Sprachlautsprecher in Zukunft weiter öffnet. Denkbar wäre ein eigener App Store mit Anwendungen wie Amazons Hörbuchdienst Audible oder dem Fahrdienst myTaxi. Ähnliches bietet Amazons Echo mit seinen Skills.

Sound

Kommen wir nun zum Wichtigsten: dem Klang. Und der ist brillant. Es ist erstaunlich, was Apples Ingenieure aus so einem kleinen Lautsprecher herauskitzeln. Verantwortlich für den vollen Klang sind sieben kreisförmig angeordnete Hochtöner, die 360-Grad-Sound liefern sowie der darüber verbaute, nach oben gerichtete Tieftöner. Im Echo stecken gerade einmal ein Subwoofer und ein Hochtöner. Klanglich trennen den HomePod Welten von einem Echo oder Google Home.

Doch auch im Vergleich mit einem Sonos One (229 Euro) hat die Siri-Box eindeutig die Nase vorn. Der Bass bei Jason Derulos "Want to Want Me" drückt kraftvoll, ohne Details zu übertönen. Adeles "When We Were Young" klingt, als würde sie bei einem Privatkonzert nur ein paar Meter entfernt stehen. Mark Knopflers Gitarrensolo in "Redbud Tree" passt perfekt zu seinem rauchigen Timbre. Auch Queens "Bohemian Rhapsody" - mit seinen A-Cappella-Passagen, Gitarrenriffs und Klaviermusik ein komplexer Allrounder - meistert der HomePod ohne Ausfälle.

Wer zwei Exemplare besitzt, kann diese zu einem Stereopaar koppeln und den Sound somit noch weiter verbessern. Dank des mit iOS 11.4 eingeführten Funkstandards AirPlay 2 ist auch eine Multiroom-Wiedergabe möglich. Damit kann man zu Hause raumübergreifend dieselben Songs streamen oder in jedem Raum andere Musik abspielen lassen. Eine ähnliche Technik beherrschen aber auch Konkurrenten wie Sonos und Raumfeld.

Der HomePod passt seinen Klang automatisch an die Umgebung an.
Der HomePod passt seinen Klang automatisch an die Umgebung an.
© Christoph Fröhlich/stern

Beamforming

Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Beamforming-Technik, durch die der HomePod den Klang an seine jeweilige Position anpasst. Denn so sehr die Ingenieure den Sound eines Lautsprechers im Labor auch optimieren - am Ende kommt es darauf an, wo er platziert wird. Steht er frei auf einem Tisch oder eingepfercht in einer Ecke? Schlucken schwere Gardinen die hohen Frequenzen? Um das herauszufinden hören sechs Mikrofone im HomePod nicht nur auf das Codewort "Hey Siri", sondern empfangen und analysieren permanent Schallwellen. Der verbaute A8-Prozessor (der etwa auch das iPhone 6 antreibt) misst so den Raum aus und passt daraufhin in Echtzeit den Klang der Lautsprecher und des Subwoofers an.

Das klingt trivialer als es ist: Bei Sonos (dort heißt die Technik TruePlay) muss man etwa vor der ersten Inbetriebnahme eine solche Messung mit einem iPhone durchführen und dabei den gesamten Raum ablaufen, Yamaha-Systeme benötigen ein spezielles Mikrofon und eine aufwendige Prozedur. Beim HomePod muss sich der Nutzer dagegen um nichts kümmern, alles passiert im Hintergrund.

Der Frequenzverlauf wird auch an die Lautstärke angepasst: Läuft der HomePod sehr leise, werden Bass und Höhen stärker betont, wodurch der Sound wuchtiger klingt - Beats lässt grüßen. Ein weiterer Trick: Steht der HomePod nah an einer Wand, werden die Klanginformationen unterschiedlich ausgegeben: Stimmen und Gitarren werden frontal ausgespielt, weniger wichtige Klangelemente und Hintergrundgeräusche (etwa Applaus) werden über die Wände ausgegeben und dort reflektiert. Das gesamte Prozedere läuft innerhalb der ersten Sekunden der Musikwiedergabe vollautomatisiert ab. Die Technik hat sich Apple in mehreren Patenten sichern lassen.

Händisch kann man die Klangcharakteristik übrigens nicht anpassen - auch nicht, wenn man Musik via AirPlay 2 überträgt.

Auf dem iPhone kann man viele Details einstellen, etwa ob Siri auf die eingegangenen Nachrichten zugreifen darf.
Auf dem iPhone kann man viele Details einstellen, etwa ob Siri auf die eingegangenen Nachrichten zugreifen darf.
© Christoph Fröhlich/stern

Siri

Erfreulich gut funktioniert die Spracherkennung der Mikrofone: Der Befehl "Hey Siri" wird auch auf mehrere Meter Entfernung trotz Babygeschrei (und es war wirklich laut) zuverlässig erkannt, akkurater als bei einem ähnlich weit entfernten Echo. Zudem gibt es seltener Fehlalarme wie bei Alexa, die jedes Mal anspringt, wenn nur etwas ähnlich Klingendes gesagt wird. Befinden sich mehrere Apple-Geräte im Raum, springen übrigens alle auf das Codewort "Hey Siri" an und aktivieren den Bildschirm. In der Regel antwortet der HomePod, es sei denn, es geht um eine nicht unterstützte Funktion, dann übernimmt automatisch das iPhone/iPad. Clever!

Ansonsten ist clever kein Attribut, das man mit der deutschsprachigen Siri in Verbindung bringen würde. Sie kann keine echten Gespräche führen und keine komplexen Zusammenhänge erkennen. Apples Sprachassistentin kann weder Rezepte aus dem Internet heraussuchen noch eine Serie auf dem Apple TV wiedergeben - eine Aufgabe, die für Amazons und Googles Geräte mittlerweile eine Selbstverständlichkeit sind.

Alle Daten und Anfragen werden laut Apple übrigens verschlüsselt auf die Server übertragen und können keiner Person zugeordnet werden. Das Bekenntnis des Unternehmens zum Datenschutz ist in vielerlei Hinsicht ein Pluspunkt, vor allem bei einem Gerät, das permanent in den eigenen vier Wänden mithört. Doch während die Konkurrenz ihre Assistenten unermüdlich mit neuen Daten speist, kommt Siri deshalb nicht so recht voran. Sie ist und bleibt Apples größte Baustelle. 

Smart Home

Die meisten Menschen dürften den HomePod als Musikabspielgerät verwenden. Als Nebenjob lässt sich die Siri-Box aber - ebenso wie ein Apple TV oder ein iPad mit angeschlossenem Netzteil - als Schaltzentrale für die Smart-Home-Plattform HomeKit einsetzen. So kann man unterwegs mit kompatibler Hardware das Licht ausmachen oder die Heizung hochfahren, indem man die passenden Siri-Befehle ins iPhone spricht. 

Der HomePod liefert einen tollen Klang zu einem guten Preis. Bei Siri und der Konnektivität ist aber noch Luft nach oben.
Der HomePod liefert einen tollen Klang zu einem guten Preis. Bei Siri und der Konnektivität ist aber noch Luft nach oben.
© Christoph Fröhlich/stern

Fazit: Toller Klang, aber noch nicht flexibel genug

Gut gefallen hat uns beim HomePod die simple Einrichtung, der sehr gute Klang und die sensible Spracherkennung. Man merkt, dass bei Apple weniger die smarten Features, dafür mehr die intuitive Bedienung und der Sound im Vordergrund stehen. Das ist für ein Unternehmen, das Musik als wesentlichen Teil seiner DNA begreift und sich an den Mainstream richtet, nachvollziehbar. Zumal die meisten Menschen ihre Sprachlautsprecher nicht für komplexe Anfragen sondern simple Alltagsdinge nutzen, wie eine Studie zeigt: Allgemeine Fragen beantworten, Musik abspielen, den Wetterbericht vorlesen, einen Timer stellen, das Smart Home steuern, Nachrichten vorlesen. Das meiste davon kann man mit Siri problemlos erledigen, der cleverste Lautsprecher am Markt ist der HomePod aber definitiv nicht.

Luft nach oben gibt es in punkto Konnektivität. Mit einem eigenen App Store, mehr unterstützten Streamingdiensten, Bluetooth und einer Android-App würde Apple zu Sonos und Co. aufschließen. Der HomePod klingt toll - doch um den Markt der Smart Speaker aufzurollen, muss Apple nachlegen.

Kaufempfehlung

Der HomePod ist wie kaum ein anderes Gerät auf das Apple-Ökosystem ausgerichtet. Insofern ist der Lautsprecher eine gute Ergänzung, wenn man bereits mehrere Apple-Geräte und -Dienste nutzt und Wert auf guten Klang legt. Mit 320 Euro ist er allerdings kein Schnäppchen.

Wer dagegen nicht nur Apple-Geräte zuhause besitzt oder eine größere Flexibilität erwartet, sollte sich bei der Konkurrenz umsehen. Amazons Echo klingt zwar schlechter, ist mit 100 Euro aber auch deutlich günstiger. Der Sonos One (229 Euro) ist nicht so intuitiv wie der HomePod und hat weniger Tricks auf Lager, dafür ist er extrem vielfältig einsetzbar und kann sogar zu einem vollwertigen 5.1-System ausgebaut werden.

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