Wer ein Notebook von Apple kaufen will, muss sich entscheiden: Pro oder Air? Die Wahl hängt nicht nur von der Größe des Geldbeutels ab, sondern auch von der gewünschten Ausstattung. Das Macbook Pro hat viel Dampf unter der vollrecycelten Aluminiumhaube und richtet sich an all jene, die auch unterwegs keine Kompromisse machen wollen. Das hat jedoch seinen Preis: Los geht es bei 1500 Euro, nach oben hin gibt es kaum Grenzen.
Das Macbook Air hingegen ist quasi Apples Einstiegs-Mac, bis heute ist der keilförmige Laptop der populärste Computer aus Cupertino. Am Mittwoch hat der Konzern nun überraschend eine neue Version vorgestellt. Diese bietet drei wesentliche Neuerungen:
- die Basis-Version hat nun doppelt so viel Speicher (256 statt 128 Gigabyte)
- die Prozessoren sind schneller
- die Tastatur wurde verändert
Wir haben das Gerät getestet und verraten, wie sich die 2020er-Version im Alltags-Test schlägt.
Macbook Air: Zwei Anschlüsse im Home Office? Knapp!
Schick ist das Macbook Air auf jeden Fall. Mit dem sich zur Front hin verjüngenden Gehäuse erinnert das aktuelle Modell immer noch an seinen stilprägenden Vorgänger, den Apple-Gründer Steve Jobs einst aus dem Manila-Briefumschlag zog. Den Beinamen "Air" trägt es mittlerweile aber zu Unrecht: An seiner dicksten Stelle ist es inzwischen sogar einen Hauch dicker als das 13-zöllige MacBook Pro, das Verhältnis liegt bei 1,61 zu 1,49 Zentimetern. Klar, das ist Meckern auf hohem Niveau, doch auch auf der Waage hält sich der Unterschied in Grenzen: 1271 zu 1363 Gramm. In puncto Portabilität sind also beide gleichauf.
Das Display misst 13 Zoll und überzeugt mit genauer Farbwiedergabe und einer gleichmäßigen Helligkeit. Wer will, kann die True-Tone-Funktion aktivieren, die man auch vom iPad kennt. Dadurch ist das Notebook in der Lage, die Farbtemperatur des Bildschirms an das Umgebungslicht anzupassen und so die Lesbarkeit bei schummrigem Licht zu verbessern. Praktisch!
Auf der linken Gehäuseseite verfügt das Macbook Air über zwei Thunderbolt-3-Anschlüsse, die auch zu sämtlichem USB-C-Equipment kompatibel sind. Auf der Rechten befindet sich ein 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss für Kopfhörer und Headsets. In Zeiten des Home Office mit angeschlossener Tastatur, Maus und Bildschirmen gerät man damit schnell an seine Grenzen - ein Multiport-Adapter ist daher eine empfehlenswerte Anschaffung. Gute Modelle gibt es bereits für 30 Euro.
Die Akkulaufzeit gibt Apple mit elf Stunden an. In unserem Alltag hielt das Notebook einen Arbeitstag mit nicht allzu aufwendigen Programmen durch, bei höherer Arbeitslast - etwa beim Schneiden von Videos, dazu später mehr - verkürzt sich selbstverständlich die Laufzeit.
Das Ende des Schmetterlings
Die weitreichendste Änderung des Macbook Air ist der Wechsel von der viel gescholtenen Butterfly-Tastatur zum sogenannten Magic Keyboard. Die Butterfly-Tastatur der Vorgänger war superflach, doch neben den Qualitätsmängeln, die teilweise zum Ausfall einzelner Tasten führten, beklagten Anwender häufig auch das harte Tippgefühl sowie die Lautstärke der Tastatur.
Die neue Tastatur ist immer noch flach, basiert jedoch auf der sogenannten "Scheren-Mechanik". Der Tastenhub erhöht sich dadurch von 0,5 auf einen Millimeter, was nach wenig klingt, aber viel ausmacht.
Die hintergrundbeleuchteten Tasten haben nun nicht mehr so einen harten Anschlag und fühlen sich beim Tippen weicher und angenehmer an. Außerdem sind sie etwas leiser. Die Pfeiltasten sind nun wie ein umgedrehtes T angeordnet und somit blind besser zu finden Statt der Touch Bar aus dem Macbook Pro, die nicht jedermanns Sache ist, gibt es nach wie vor die klassischen Funktionstasten. Praktisch: Im Einschaltknopf an der rechten Seite ist ein Fingerabdruck-Scanner integriert. Damit kann der Rechner schnell entsperrt werden.
Insgesamt ist das Magic Keyboard ein Fortschritt auf allen Ebenen und liefert ein völlig anderes Tippgefühl. Wer viel schreibt, mit der alten Tastatur jedoch nie richtig warm wurde, für den lohnt sich allein aus diesem Grund ein Wechsel zum neuen Macbook Air.
Als Mausersatz dient das riesige Trackpad. Das ist bequem zu bedienen und sucht in puncto Präzision und Gestensteuerung immer noch seinesgleichen.
Macbook Air: Schneller und mehr Speicher
Der Speicher hat sich verdoppelt: Im Basis-Modell des Macbook Air steckt nun eine 256 Gigabyte große SSD, bislang wurde das günstigste Modell mit 128 Gigabyte ausgeliefert. Damit bietet das Notebook nun endlich auch in der Grundausstattung genügend Platz für Dateien, Filme, Musik und Fotos. Für 250 Euro Aufpreis kann man den Speicher auf 512 Gigabyte verdoppeln, ein Terabyte kostet 500 und zwei Terabyte 750 Euro extra.
Den Speicher-Bedarf sollte man vor dem Kauf genau abschätzen, denn nachträglich kann die Festplatte nicht mehr ausgetauscht werden. Acht Gigabyte Arbeitsspeicher sind standardmäßig an Bord, die auf insgesamt 16 Gigabyte aufgestockt werden können. Auch hier muss man sich beim Kauf festlegen, nachrüsten ist nicht möglich.
Erstmals vier Kerne im Macbook Air
Ein Kritikpunkt der alten Macbook-Air-Modelle war die geringe Rechenpower. Hier hat Apple nachgebessert: Im Macbook Air stecken jetzt Intel-Chips der zehnten Generation. Im Grundmodell ist das ein i3 mit zwei Rechenkernen. Für 50 Euro Aufpreis erhält man einen i5 Vierkern-Chip und für 130 Euro mehr einen i7 Vierkern-Chip mit 1,2 Gigahertz - ein Novum für das Macbook Air.
Unser Testgerät mit i5-Chip erzielte im Single-Core-Test des Testprogramms Geekbench 5 1092 Punkte. Im Vergleich zum 2018er-Modell ist das ein Leistungszuwachs um mehr als 30 Prozent. Im Multi-Core-Test (2910 Punkte) fällt das Plus mit 60 Prozent noch deutlicher aus. An den 50 Euro für das Prozessor-Upgrade sollte man also nicht sparen. Der Iris-Grafikchip ist laut Hersteller-Angaben bis zu 80 Prozent schneller.
Wie laufen Tools und Games?
Was bedeuten diese Zahlen im Alltag? Alltägliche Büro-Anwendungen wie Microsoft Office oder Videotelefonie-Tools wie Teams und Skype laufen problemlos. Browserbasierte Streaming-Dienste wie Netflix packt das Macbook Air ebenso mühelos (hier glänzen auch die verbesserten Lautsprecher). Selbst der RAM-hungrige Chrome-Browser mit 20 parallel geöffneten Tabs zwang das Macbook nicht in die Knie. Einen Podcast kann man auf dem Laptop ebenfalls schneiden. Mit dem Air ist man für sämtliche Alltagsaufgaben gewappnet.
Überraschenderweise liefen selbst mächtige Grafik-Anwendungen wie Adobe Photoshop, Lightroom oder Illustrator performant, auch wenn das Gerät bei vielen gleichzeitig geöffneten Ebenen an seine Grenzen gerät. Wer mit extrem hochauflösenden Filmaufnahmen arbeitet, muss jedoch viel Geduld mitbringen - oder zum teureren Macbook Pro greifen.
Das Gleiche gilt im Prinzip für Gamer: 3D-Videospiele aus Apples Arcade-Dienst (etwa "Oceanhorn 2") laufen gut, für aktuelle Blockbuster-Games - sofern sie für Macs überhaupt erhältlich sind - ist das Macbook Air nach wie vor zu schwachbrüstig. Doch wer hauptsächlich zocken will, kauft sich ohnehin einen Spiele-PC oder eine Konsole.
Kein Wifi 6 an Bord
Schade: Der Drahtlos-Standard Wi-Fi 6 (auch bekannt als 802.11ax) wird vom neuen Macbook Air nicht unterstützt, im Gegensatz zum zeitgleich vorgestellten iPad Pro. Außerdem ist immer noch eine 720p-Frontkamera verbaut, bei der vor allem bei schummrigem Licht das Bild verrauscht. Apple, es wird wirklich Zeit für eine Full-HD-Webcam.
Fazit: Der neue Standard-Mac
Das aktuelle Macbook Air ist ein guter Einstieg in die Welt der Macs. Man erhält ein rundes Paket aus zeitlosem Design, langer Akkulaufzeit und tollem Bildschirm. Mit der neuen Tastatur, mehr Speicher und einer höheren Performance hat Apple an den richtigen Stellen nachgebessert.
Trotz mehr Leistung wurde der Preis gesenkt - ein Trend, der sich bereits beim iPhone 11 beobachten ließ: Das neue Macbook Air kostet 1199 Euro, mit Studentenrabatt wird es 100 Euro billiger. Bei einigen Fachhändlern bekommt man das Gerät bereits rabattiert für etwa 1100 Euro. Perspektivisch dürfte es knapp unter die 1000-Euro-Marke rutschen. Zum Vergleich: Als Apple vor zwei Jahren das runderneuerte Air auf den Markt brachte, kostete das Notebook noch 1349 Euro.
Wer noch mehr Leistung benötigt und in der Apple-Welt bleiben möchte, sollte zum Macbook Pro greifen. Das 13-Zoll-Modell wurde jedoch einige Zeit nicht mehr überarbeitet. Mit einer Aktualisierung ist in diesem Jahr zu rechnen - wenn möglich, sollte man mit dem Kauf noch etwas warten.
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