Nach dem Sturm radikaler Anhänger von Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro auf das Regierungsviertel in Brasília hat Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva versprochen, diejenigen zu ermitteln und zu fassen, die hinter der Aktion stecken. "Im Namen der Verteidigung der Demokratie werden wir niemandem gegenüber autoritär sein, aber wir werden auch niemandem gegenüber lauwarm sein", sagte Lula nach einem Treffen mit mehr als 20 Gouverneuren in Brasília am Montag (Ortszeit) im brasilianischen Fernsehen. "Wir werden das untersuchen und die Leute finden, die es finanziert haben." Rund 1500 Bolsonaro-Unterstützer waren vorläufig festgenommen worden.
Lula trifft sich mit Gouverneuren
Im Fernsehen war auch zu sehen, wie Lula und Gouverneure am Abend vom Regierungssitz Palácio do Planalto zum Obersten Gerichtshof gingen. Am Sonntag hatten radikale Bolsonaro-Anhänger das Regierungsviertel in der brasilianischen Hauptstadt gestürmt. Sie brachten kurzzeitig die Schaltzentralen der wichtigsten Staatsgewalten des Landes unter ihre Kontrolle. Sie drangen in den Kongress, das oberste Gericht und den Regierungssitz ein, randalierten und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Erst nach Stunden brachten die Sicherheitskräfte die Lage wieder unter Kontrolle. In Rio de Janeiro und São Paulo demonstrierten am Montag Tausende gegen die Aktion.
Nach kurzem Aufenthalt: Jair Bolsonaro aus Krankenhaus in Florida entlassen
Ex-Präsident Jair Bolsonaro ist indes nach kurzem Aufenthalt wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Dies teilte Bolsonaro am Montagabend (Ortszeit) selbst auf Twitter mit. Kurz nach den Krawallen seiner Anhänger in seinem Heimatland war der frühere Präsident Medienberichten zufolge in der Stadt Orlando im US-Bundesstaat Florida in einem Krankenhaus behandelt worden. Bolsonaro hatte laut der brasilianischen Zeitung "O Globo" eigenen Angaben zufolge unter starken Bauchschmerzen gelitten.
Dramatische Bilder zeigen Angriff auf Regierungsviertel in Brasília

Es ist nicht das erste Mal, dass der rechte Politiker – auch in politisch kritischen Situationen – in die Klinik kommt. Zwei Tage vor dem Ende seiner Amtszeit an Neujahr war er mit seiner Familie in die USA geflogen, wo er sich seither im Bundesstaat Florida aufhielt.
Bei einer Wahlkampf-Veranstaltung im September 2018 hatte ein geistig verwirrter Mann auf Bolsonaro eingestochen und ihm schwere Bauchverletzungen zugefügt. Der Ex-Militär führte den Wahlkampf dann aus dem Krankenhaus fort. Im Monat darauf wurde er zum Präsidenten gewählt. Bolsonaro kam seitdem immer wieder ins Krankenhaus, auch nach seinem Amtsantritt Anfang 2019, und musste sich mehreren Operationen unterziehen.
US-Präsident Joe Biden sagt Lula Unterstützung zu
Nach dem Chaos in Brasília hat auch US-Präsident Joe Biden seinem Amtskollegen Lula Beistand zugesagt. Das Weiße Haus veröffentliche am Montag (Ortszeit) eine gemeinsame Erklärung der beiden Präsidenten, nachdem sie miteinander telefoniert hatten. Darin hieß es, Biden habe die Gewalt und den Angriff auf die demokratischen Institutionen in Brasilien verurteilt und "die unerschütterliche Unterstützung der Vereinigten Staaten für die brasilianische Demokratie" zugesagt. Die beiden hätten außerdem ein gemeinsames Treffen in Washington Anfang Februar vereinbart. Biden ist derzeit in Mexiko und telefonierte am Rande seines Besuches dort mit Lula.
Der Gewaltausbruch in Brasilien erinnert auf düstere Weise an die Attacke auf das US-Kapitol fast auf den Tag genau vor zwei Jahren. Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam den Parlamentssitz in Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Sieg des Demokraten Biden bei der Präsidentenwahl formal zu bestätigen. Trump hatte seine Anhänger zuvor bei einer Rede mit der unbelegten Behauptung aufgewiegelt, er sei durch massiven Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden.