Xi, al Sisi, Duterte Donald und die starken Männer

Donald Trump und al Sisi
Zwei, die sich verstehen: Donald Trump und Ägyptens Präsident al Sisi
© Evan Vucci/AP/DPA
Xi (China), al Sisi (Ägypten), früher Putin (Russland), demnächst Duterte (Philippinen) und Chan-O-Cha (Thailand) - Donald Trump umgibt sich oft mit den Autokraten dieser Welt. Warum hat der US-Präsident ein Faible für starke Männer?

Er sei ja selbst etwas überrascht gewesen, aber: die Chemie stimmt zwischen ihm und Angela Merkel. Sagte Donald Trump in einer seiner jüngsten Interviews mit der Nachrichtenagentur AP. Dass sich zwei der einflussreichsten Regierungschefs der Welt gut verstehen, ist erst einmal eine gute Nachricht. Wenngleich der US-Präsident im selben Interview seine Aussage sofort wieder relativierte. Denn eigentlich verstehe er sich mit allen Staats- und Regierungschefs gut, mit denen er bislang Kontakt hatte. Als da wären, unter anderem, Ägyptens Präsident al Sisi und Chinas Staatschef Xi Jinping; nach westlichem Verständnis beide keine Vorkämpfer für Menschenrechte. Und ins Weiße Haus eingeladen sind seit Neuestem der philippinische Pöbel-Präsident Rodrigo Duterte und Thailands Militärjunta-Chef Prayut Chan-O-Cha - beide nicht gerade die Speerspitze von Rechtstaatlichkeit.

Sucht Donald Trump Verbündete gegen Nordkorea? 

Die Einladungen der zwei Führer aus Asien nach Washington sind keine drei Tage alt. Hintergrund für die anstehenden Staatsbesuche ist der Konflikt mit Nordkorea, und US-Präsident Trump ist ganz offensichtlich dabei, eine Art All-Asiatische Allianz zusammenzustellen, um den Druck auf die Diktatur in dem isolierten Land zu erhöhen. Dazu ist Trump offenbar bereit, sich mit mehr oder weniger fragwürdigen Autokraten einzulassen. Gespräche gab es zudem schon mit dem Ministerpräsidenten Singapurs, Lee Hsien Loong. Auch der Stadtstaat in Südostasien wird mit eher strenger Hand geführt.

Thailands Junta-Chef ist seit drei Jahren an der Macht und führt die turbulente aber stabile Demokratie des Landes seit dem Militärputsch zunehmend in eine autokratische Richtung. Seine Machtübernahme hatte die Beziehungen zum ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama belastet - obwohl das Land traditionell ein sehr enges Verhältnis zur USA pflegt und zeitgleich ein gutes Verhältnis zu China hat. Peking wiederum gilt als einziger (Noch-)Verbündeter Nordkoreas. Als Präsident der Philippinen sollte auch Duterte eigentlich den USA nahestehen - doch zuletzt litt das Verhältnis. Grund ist sein umstrittener wie unerbittlicher Kampf gegen Drogenkriminelle, für den er nach eigener Auskunft den Holocaust zum Vorbild nimmt. Viele Tausend Menschen sind seinem Kurs bislang zum Opfer gefallen, darunter auch unzählige Unschuldige. Unter der Obama-Regierung war Duterte deswegen nicht sonderlich wohlgelitten. Nach der entsprechenden Kritik aus Washington nannte Duterte Obama öffentlich einen  "Hurensohn".

"Regiert doch, wie ihr wollt"

Donald Trump dagegen pflegt offenbar einen flexibleren Stil, frei nach dem Motto: Regiert doch, wie ihr wollt - solange ihr helft, ein Unrechtsregime einzufangen, seid ihr uns willkommen. Gegen Dialog spricht ja erst einmal auch wenig, vor allem weil die meisten anderen Optionen im Umgang mit Nordkorea (Krieg, Regimewechsel) ohnehin nicht wünschenswert sind. Doch der Faible Trumps für mächtige wie rücksichtslose Männer ist auffällig. Im Wahlkampf fand er stets lobende Worte für Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Nach Besuch des Ägypters al Sisi outete er sich als Fan: Al Sisi sei ein "fantastischer Kerl", sagte er. Nach dem Besuch von Xi Jinping betonte die Trump die "gute Chemie" zwischen den beiden und ließ sich vom chinesischen Staatschef mal eben die Welt erklären.

Bemerkenswert dabei ist gar nicht einmal, dass der neue US-Präsident willens ist, anderen Staatschefs zuzuhören, sondern, dass er ebenso willens ist, ihnen ihre Weltsicht auch einfach so abzukaufen - sei es aus Unerfahrenheit, Neugier oder Bewunderung. Nach dem Treffen mit Xi ließ Trump im AP-Interview den Satz fallen, Korea sei einmal Teil Chinas gewesen. Was nicht stimmt. Ob Xi ihm diese Version erzählt hat, oder ob Trump die Äußerungen nur so verstanden hatte, ist unklar. In Südkorea allerdings kam die Aussage nicht sonderlich gut an. Befürchtungen, die Großmacht im Norden würde ihre Fühler ausstrecken, wurden laut. So laut, dass ein Sprecher des Außenministeriums in Peking öffentlich betonte, Südkorea brauche sich nicht zu sorgen.

Mit Russland kommt Trump jetzt doch nicht zurecht

Zu Trumps Eigenart, seine Worte unabgewogen in die Öffentlichkeit zu flöten, kommt, dass er bislang nicht sonderlich durch Standhaftigkeit aufgefallen ist. So wie er innenpolitisch beim ersten Gegenwind von seinen Mauerplänen abgerückt ist, fand er im Verlauf seiner ersten 100 Tage auch immer weniger Gefallen an Wladimir Putin. Zuletzt, Mitte April seufzte Trump: "Derzeit kommen wir mit Russland überhaupt nicht zurecht." Syrien, der Ukraine/Krim-Konflikt und die dubiose Rolle Russlands im US-Wahlkampf haben den Flirt beendet, bevor er richtig begonnen hatte. Sollte Trump es gelingen, durch seine All-Asiatische Allianz die Atombestrebungen Nordkoreas einzudämmen, dürfte ihm auch die Nähe zu den Autokraten verziehen werden. Offen ist nur, wie gut die Chemie zwischen Trump und all den starken Männern Asiens wirklich ist. Und wie lange sie hält.

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