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Rede vor den Vereinten Nation Milde Töne: Donald Trump spart sich seine Kraft für den nächsten Kampf in Washington

Donald Trump vor UN
Donald Trump vor den Vereinten Nationen
© Johannes Eisele / AFP
Antriebs- und lustlos spulte Donald Trump seine Rede vor den Vereinten Nationen herunter. Trotz der üblichen Drohungen und Angebereien schlug der US-Präsident auch milde Töne an. Vielleicht auch, weil er die Kraft für den nächsten Konflikt braucht.

Nach seiner Rede vor der UN sprach der Donald-Trump-kritische Sender CNN von einem "low-energy-Auftritt" des US-Präsidenten - in Anspielung an einen verächtlichen Spitznamen, den der Wahlkämpfer Trump einst einem lästigen Kontrahenten verpasst hatte. Und tatsächlich wirkte der mächtigste Staatschef der Welt vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen etwas antriebs- und lustlos. Wenn er vor Ende seiner Ausführungen über seinen eigenen Worten eingeschlafen wäre, hätte es wohl kaum jemanden überrascht.

Vermutlich sind die UN Donald Trump egal

Vielleicht lag sein fehlender Enthusiasmus an den neuen Verrats-Vorwürfen, mit denen sich der US-Präsident in Washington gerade herumplagen muss. Stichwort: Ukraine-Affäre. Vielleicht lag es aber auch daran, dass seine Ansprache ein Ritt durch die üblichen Wahlkampfthemen war, nur nicht aufgepeitscht durch eine grölende Menge, sondern gebremst durch ein informiertes Publikum. Wahrscheinlich aber ist, dass ihn die Vereinten Nationen als Institutionen schlicht egal sind, weswegen seine wiederholten Drohungen (gegen China und den Iran), die übliche Angeberei (US-Konjunktur) und eher seltene Bemerkungen über Frauenrechte ihm so kraftlos über die Lippen gingen.

Noch kurz zuvor hatte Trump seinen Gesundheitsminister in New York im Namen von 19 Staaten eine Forderung vortragen lassen, die der UN verbieten will, von "sexuellen und reproduktiven Rechten" zu sprechen: Dieses Vokabular würde angeblich Abtreibungen fördern. Er selbst prangerte später die Verfolgung von Menschen wegen ihrer Sexualität an: "Aus diesem Grund arbeitet meine Regierung mit anderen Nationen zusammen, um die Kriminalisierung von Homosexualität zu beenden." Es sind zum Teil die gleichen Länder, die mit der USA zusammen die "sexuellen und reproduktiven Rechte" abschaffen wollen.

Die WTO braucht einen drastischen Wandel

Den überwiegenden Teil seiner Rede verwandte der US-Präsident auf eine seiner größten Baustellen, den Handelskrieg mit China. Erneut warf er dem Land unfaires Wirtschaften vor. Seine Regierung werde eine "ehrgeizige Kampagne" zur Reform des Welthandels vorantreiben, so Trump. Die Welthandelsorganisation (WTO) brauche einen "drastischen Wandel". Es könne zum Beispiel nicht sein, dass China als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt bei den Handelsbeziehungen nach WTO-Regeln die Vorteile eines Entwicklungslandes für sich geltend machen könne. 

Der von Trump vor mehr als einem Jahr angezettelte Handelskrieg der beiden größten Volkswirtschaften war zuletzt eskaliert und lastet auf der globalen Konjunktur. Der Konflikt könne nur mit einem umfassenden Abkommen gelöst werden, erklärte Trump. "Ich werde keinen schlechten Deal für die Menschen in Amerika akzeptieren", sagte er. Die USA strebten unter ihm "ausgeglichenen Handel, der sowohl fair als auch gegenseitig ist" an, sagte der Chef des Weißen Hauses.

"Nur die Starken wählen den Weg des Friedens"

Wie schon im vergangenen Jahr an dieser Stelle griff der US-Präsident den Iran an. Das Land sei derzeit das bedrohlichste der Welt und ein Hauptunterstützer des Terrorismus. Doch trotz neuer Sanktionsdrohungen gegen das Regime in Teheran schlug Trump auch erstaunlich moderate Töne an. Zwar machte er deutlich, dass er an seinem harten Kurs festhält, eine Kriegserklärung ist das aber nicht. Eher ein Freundschaftsangebot - falls Irans Führung ihr Verhalten ändert. "Nur die Starken wählen den Weg des Friedens", sagte er.

Alles in allem aber hielt Trump erneut eine "America First"-Rede, in der er die sogenannten Globalisten abwatschte: Die Zukunft gehöre nicht ihnen, "die Zukunft gehört den Patrioten", sagt er. Und mit einer ungewohnten Geste des Handausstreckens fügte er hinzu: "Amerika ist bereit, Freundschaft zu schließen mit allen, die aufrichtig Frieden und Respekt anstreben. Viele von Amerikas engsten Freunden heute waren einst unsere größten Feinde." Doch die USA glaubten nicht an ewige Feindschaft, sagte er.

Mit dieser Botschaft verließ er den UN-Sitzungssaal seiner Heimatstadt New York und kehrte in die Hauptstadt zurück, wo die Opposition bereits die Messer wetzt, um den ungeliebten US-Präsidenten wegen möglicherweise verdächtiger Gespräche mit dem ukrainischen Präsidenten endgültig loszuwerden

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