Demonstration der Stärke: Einen Tag nach dem Artillerieangriff Nordkoreas haben die Streitkräfte der USA und Südkoreas ein neues gemeinsames Seemanöver angekündigt. Die USA schicken dazu auch den atombetriebenen Flugzeugträger "USS George Washington" ins Gelbe Meer, wie die amerikanischen Streitkräfte in Korea (USFK) mitteilten. Das viertägige Manöver vor der Westküste Südkoreas soll am Sonntag beginnen.
Darüberhinaus hagelt es Warnungen an Nordkorea: Vor allem die USA zeigten sich empört über den Artillerieüberfall auf die südkoreanische Insel Yonpyong vor der Westküste der Halbinsel. US-Präsident Barack Obama bekannte sich zur Bündnis-Partnerschaft mit Seoul, äußerte sich "empört" über den Angriff. In einem Telefonat mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak bekräftigte er die amerikanische Solidarität mit dem Verbündeten. In seinem Telefonat mit Lee bekräftigte Obama, dass die USA "weiter fest und voll der Verteidigung der Republik Korea verpflichtet sind". Obama und Lee vereinbarten zudem gemeinsame Militärübungen, "um die enge Sicherheitskooperation zwischen beiden Staaten fortzusetzen".
Durch die Zusammenarbeit mit den Partnerstaaten "wählen wir eine überlegten, langsamen Weg, um auf diese jüngste Provokation zu reagieren", sagte US-Außenamtssprecher Mark Toner in Washington. "Nordkoreas Verhalten war sehr, sehr schlecht; provokativ und kriegerisch." Das Nachbarland China äußerte sich "besorgt" über den Granatenbeschuss, Russland rief beide Seiten zur Besonnenheit auf.
Südkorea und Japan kooperieren
Auch mit Japan will Südkorea nach dem Artillerieüberfall eng kooperieren. Das vereinbarten der japanische Regierungschef Naoto Kan und der Präsident Lee Myung Bak in einem Telefongespräch, wie japanische Nachrichtenagenturen meldeten. Das japanische Kabinett hatte zuvor einen Sonderstab unter Vorsitz von Kan gebildet. Dabei habe Kan den Angriff Nordkoreas auf den Süden als "intolerablen Akt der Barbarei" bezeichnet. Japan werde seine Beziehungen zu Südkorea und zur Schutzmacht USA stärken und sich für Frieden und Stabilität in Ostasien einsetzen. Zugleich seien mehr Bemühungen Chinas als Nordkoreas Verbündetem notwendig, um Pjöngjang Einhalt zu gebieten.
"Es ist nötig, China, das einen starken Einfluss auf Nordkorea hat, um Zusammenarbeit zu bitten, um den Norden von solchem Handeln abzuhalten", sagte Kan. Japans Minister für Wirtschaft und Fiskalpolitik, Banri Kaieda, schloss laut Medienberichten weitere Sanktionen seines Landes gegen Nordkorea nicht aus.
Neuanlauf für Gespräche mit Pjöngjang
Bei Gesprächen in Peking einigten sich China und die USA auf einen Neuanlauf bei den multilateralen Gesprächen mit Pjöngjang. "Beide Seiten glauben, dass alle Parteien gemeinsame Anstrengungen unternehmen sollten, um die Bedingungen für eine Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche zu schaffen", teilte das chinesische Außenministerium nach Konsultationen mit dem US-Sondergesandten für Nordkorea, Stephen Bosworth, in Peking mit.
Zwar hat sich auch Nordkoreas Militärführer Kim Jong Il Ende August bei einem Besuch in China grundsätzlich für eine baldige Wiederaufnahme der Atomgespräche ausgesprochen, sich aber nicht auf einen konkreten Termin eingelassen. Im Mittelpunkt stehen die internationalen Bemühungen für eine Beendigung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms im Gegenzug für Wirtschaftshilfe.
Auch das von den USA geführte UN-Kommando (UNC) in Südkorea rief Nordkorea zu Gesprächen auf der Ebene von Generalen über eine Deeskalation auf. UNC-Kommandeur Walter Sharp verurteilte Nordkoreas Vorgehen und rief das kommunistische Land auf, "diese unprovozierten Angriffe" einzustellen und sich an das Waffenstillstandsabkommen zu halten. "Diese Aktionen bedrohen den Frieden und Stabilität in der gesamten Region."
Zahlreiche Menschen wurden verletzt
Bei einem der schwersten Zwischenfälle seit dem Koreakrieg (1950- 1953) wurden zwei südkoreanische Marinesoldaten durch Granatenbeschuss aus Nordkorea getötet; zahlreiche Menschen wurden verletzt, darunter auch Zivilisten. Die südkoreanischen Streitkräfte wurden daraufhin in die höchste Alarmbereitschaft seit dem Krieg versetzt. Nach südkoreanischen Angaben feuerte Nordkorea mehr als 100 Granaten über dem Gelben Meer in Richtung Südkorea ab, rund 50 davon seien auf der Insel Yonpyong eingeschlagen.
Das südkoreanische Militär habe das Feuer sofort erwidert und nordkoreanische Artilleriestellungen unter Beschuss genommen. Kampfjets nahmen Kurs auf die Insel nahe der umstrittenen Seegrenze zwischen beiden koreanischen Staaten. In der Vergangenheit ist es an der umstrittenen Seegrenze wiederholt zu militärischen Zwischenfällen gekommen. Beide koreanische Staaten befinden sich völkerrechtlich noch im Kriegszustand, da bisher kein Friedensvertrag geschlossen wurde.