Eine Woche nach dem Beginn der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen hat das israelische Sicherheitskabinett die von Ägypten vorgeschlagene Waffenruhe mit der radikal-islamischen Hamas akzeptiert. Dies teilte das Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit. Nach dem von Ägypten vorgelegten Fahrplan trat eine Feuerpause am Dienstagmorgen um acht Uhr in Kraft.
Binnen 48 Stunden sollten hochrangige Delegationen Israels und der Palästinenser nach Kairo reisen, um indirekte Gespräche zu führen und eine Lösung der Krise auszuhandeln.
Bei einer Dringlichkeitssitzung zum Gaza-Konflikt hatten die Außenminister der Arabischen Liga Israel und die Hamas aufgefordert, den ägyptischen Vorschlag umzusetzen. Auch die US-Regierung und der Sondergesandte des Nahost-Quartetts, Tony Blair, begrüßten die Initiative aus Kairo.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier traf am Morgen in Israel ein, um an den Bemühungen um eine Deeskalation im Gaza-Konflikt mitzuwirken. Auf dem Programm stehen unter anderem Gespräche mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Außenminister Avigdor Lieberman. In Ramallah will Steinmeier auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas treffen.
Hamas äußert noch Vorbehalte
Die Hamas-Organisation lehnt eine Waffenruhe ohne Vorbedingungen weiterhin ab. "Ein Waffenstillstand ohne eine Einigung (mit Israel) ist ausgeschlossen", sagte Hamas-Sprecher Fausi Barhum. "In Zeiten des Krieges lässt man nicht die Waffen ruhen, um anschließend zu verhandeln." Die Hamas habe kein offizielles Angebot erhalten, fügte Barhum hinzu. Auch rechtsorientierte israelische Minister kritisierten die Vereinbarung als Nachgeben Israels.
Ähnlich äußerte sich der bewaffnete Arm der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigaden: Von offizieller Stelle habe niemand den "in den Medien diskutierten" Vorschlag einer Waffenruhe an die Gruppe herangetragen. Stimme der Inhalt dieses Vorschlags jedoch, so "handelt es sich um eine Kapitulation, und wir lehnen dies entschieden ab", erklärte die Gruppe. "Unser Kampf gegen den Feind wird sich verstärken."
Zahl der Toten steigt auf 187
Seit dem Beginn der israelischen Luftangriffe im Gazastreifen am Dienstag vergangener Woche wurden in der palästinensischen Enklave bereits 187 Menschen getötet und fast 1390 verletzt. Nach UN-Angaben sind viele der Opfer Frauen und Kinder. Laut dem UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) suchten 17.000 Menschen in von ihm geführten Schulen Zuflucht.
Israel begehe "Kriegsverbrechen" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit", sagte der Vorsitzende der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, bei dem Treffen der Organisation in Kairo. "Israel genießt eine politische Immunität, es begeht Verbrechen, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden", sagte al-Arabi. Der palästinensische Außenminister Riad al-Malki sagte, der Konflikt im Gazastreifen sei "kein Krieg zwischen zwei Armeen oder gegen die Hamas, sondern gegen das gesamte palästinensische Volk und gegen seine Rechte".
Der israelische Militäreinsatz ist die Vergeltung für Raketenangriffe aus dem Gazastreifen. Seit Beginn der Offensive schlugen 800 Raketen in Israel ein. Auf israelischer Seite wurde bislang niemand getötet. Es gab mehrere Verletzte, darunter vier Schwerverletzte. Das südisraelische Eilat wurde am frühen Dienstagmorgen nach israelischen Armeeangaben von drei palästinensische Raketen getroffen. Zwei Menschen wurden leicht verletzt.