Schlammschlacht Wahlkampf auf Amerikanisch

Der Vorwurf der "Drückebergerei" vor dem Militärdienst ist für George W. Bush nicht neu. Um ihn zu entkräften, hat er nun seine gesamten Militärakten aus der Zeit des Vietnam-Krieges veröffentlichen lassen.

Die Zeichen für einen üblen Präsidentschaftswahlkampf in den USA mehren sich. Die Munition für eine politische Schlammschlacht findet sich schon in den Klatschpresse. Aber auch seriöse Medien wühlen plötzlich in Jahrzehnte alten Dokumenten, um Charaktermängel beim Präsidenten George W. Bush oder bei seinen demokratischen Gegnern aufzudecken. Es droht "der schmutzigste Wahlkampf in der US-Geschichte", schrieb am Freitag die konservative "Washington Times".

Der Vorwurf der "Drückebergerei" vor dem Militärdienst ist für George W. Bush nicht neu. Schon in den letzten Tagen des Wahlkampfs vor vier Jahren warfen Mitarbeiter des damaligen demokratischen Präsidentschaftskandidaten Al Gore dem Republikaner Bush vor, sich während seiner Dienstzeit in der Nationalgarde ein ganzes Jahr lang unerlaubt abgesetzt zu haben.

Bush lässt seine vollständigen Militärakten veröffentlichen

Nach den anhaltenden Spekulationen über seinen Militärdienst hat George W. Bush daher seine gesamten Militärakten aus der Zeit des Vietnam-Krieges veröffentlichen lassen.

Das Präsidialamt händigte Journalisten dicke Pakete mit Hunderten von Seiten aus dem Archiv der Nationalgarde in Denver aus. Die Akten sollen den vor allem von den Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf erhobenen Vorwurf widerlegen, Bush habe sich vor einem Einsatz in Vietnam gedrückt.

"Wir haben die gesamte Akte heute Nachmittag bekommen und der Präsident möchte, dass alles veröffentlicht wird", sagte Bushs Sprecher Scott McClellan. "Es gab einige, die den falschen Eindruck erwecken wollten, dass es etwas zu verbergen gebe, was nicht der Fall ist."

Einem ersten Eindruck zufolge bieten die Akten keine dramatischen Fakten. Sie dokumentieren Bushs Dienstbeginn bei der Nationalgarde 1968 und seine Absichtserklärung, ein Leben lang fliegen zu wollen, bis er vorzeitig und in Ehren im Oktober 1973 entlassen wurde, um in Harvard zu studieren. Bushs Vater war damals Kongressabgeordneter, zu einem Zeitpunkt, als der Dienst bei der Nationalgarde für Privilegierte als Möglichkeit galt, eine Einberufung zum Kriegsdienst in Vietnam zu vermeiden. Die Fragen zu seinem Dienst haben dadurch an Brisanz gewonnen, dass Bush sich selbst in seinem Bemühen um eine Wiederwahl im November als "Kriegspräsident" präsentiert.

Zwei Abschnitte der Akte über Bushs Dienst waren vor wenigen Tagen veröffentlicht worden. Die Dokumente belegten einem ranghohen Militärvertreter zufolge, dass "er seine militärischen Pflichten zufriedenstellend wahrgenommen (hat)". Längere Abwesenheiten vom Dienst erklärte das Präsidialamt mit Bushs politischem Engagement in Alabama im Herbst 1972.

Anders als Bush hatte sich der Favorit unter den Präsidentschaftsbewerbern der Demokraten, John Kerry, freiwillig zum Einsatz in Vietnam gemeldet und war für seinen Dienst ausgezeichnet worden.

Kerry dementiert Bericht über Affäre

Der Favorit für die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten, John Kerry, hat am Freitag einen Bericht über eine angebliche Affäre mit einer jungen Frau dementiert.

"Ich dementiere das kategorisch. Das sind Gerüchte. Sie sind falsch. Punkt", sagte der 60-jährige Kerry, als er auf den im Internet veröffentlichten Bericht des Klatschkolumnisten Matt Drudge angesprochen wurde. "Und das ist das letzte Mal, dass ich beabsichtige dies zu tun", fügte er hinzu.

Drudge hat den Skandal um die Affäre des ehemaligen demokratischen Präsidenten Bill Clinton mit Monica Lewinsky ins Rollen gebracht. Drudge berichtete am Donnerstag, Kerry habe die Affäre von Anfang 2001 an zwei Jahre lang unterhalten. Die junge Frau habe inzwischen das Land verlassen. Kerry ist in zweiter Ehe mit der Erbin des Ketchup-Konzerns Heinz, Teresa Heinz, verheiratet und nicht zuletzt deswegen eines der reichsten Mitglieder des US-Senats.

Kerry hat zwölf der ersten 14 demokratischen Vorwahlen gewonnen und liegt damit deutlich vor seinen Konkurrenten John Edwards und Howard Dean. Der ehemalige Nato-General Wesley Clark hat nach den jüngsten Niederlagen Anfang der Woche das Rennen aufgegeben. Er trat am Freitag an der Seite Kerrys im US-Bundesstaat Wisconsin auf, dem nächsten Bundesstaat, in dem eine Vorwahl angesetzt ist.

Umfrage: Bushs Ansehen auf Tiefpunkt

Das Vertrauen der Amerikaner in ihren Präsidenten George W. Bush ist auf den niedrigsten Stand seit dessen Amtsantritt gesunken. In einer Umfrage von ABC News und der "Washington Post" bezeichneten nur noch 52 Prozent den Präsidenten als vertrauenswürdig. Erstmals in dieser Erhebungsreihe fiel auch die Unterstützung für den Irak-Krieg unter die 50-Prozent-Marke: Nur noch 48 Prozent der Befragten erklärten, es sei es wert, in Irak zu kämpfen.

54 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die US-Regierung die Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen aufgebauscht habe. Auch liegt Bush deutlich hinter seinem wahrscheinlichen Herausforderer bei der Präsidentenwahl im November, dem Demokraten John Kerry. In der Umfrage sprachen sich 51 Prozent für Kerry und nur 43 Prozent für Bush aus. Befragt wurden 1.003 Erwachsene.

Bush will nicht öffentlich aussagen

Zudem gabe Bush bekannt, dass er nicht öffentlich vor der amerikanischen Untersuchungskommission zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 aussagen will. Allerdings stimmte er einem privaten Treffen mit dem Gremium zu, wie sein Pressesprecher Scott McClellan am Freitag in Washington mitteilte. Die Kommission soll untersuchen, was die US-Regierung hätte tun können, um die Terroranschläge zu verhindern.

Die Kommission habe um ein privates Treffen mit dem Präsidenten angefragt, um die relevanten Punkte zu besprechen, sagte McClellan. Während das Gremium die Möglichkeit einer späteren öffentlichen Sitzung erwogen habe, glaube das Weiße Haus, der Präsident könne alle notwendigen Informationen bei dem privaten Treffen liefern. Deswegen gebe es keine Notwendigkeit für eine weitere Aussage, erklärte der Bush-Sprecher.

Bushs Vorgänger Bill Clinton und der frühere Vizepräsident Al Gore hatten zuvor ebenfalls ihre Bereitschaft zu einer nicht-öffentlichen Aussage signalisiert, um sich über mögliche Fehler der Regierung vor den Terroranschlägen zu äußern.

Reuters, AP