Mit einer Kranzniederlegung in der Neuen Wache in Berlin hat am Sonntag die Staatsspitze der Bundesrepublik Deutschland der Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht. In dem Mahnmal gegen Krieg am Boulevard Unter den Linden wurden in einer schlichten Zeremonie fünf Kränze für die fünf Verfassungsorgane des Landes niedergelegt. Als die Repräsentanten der Verfassungsorgane waren Bundespräsident Horst Köhler, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundesratspräsident Matthias Platzeck und der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Hans-Jürgen Papier, gekommen.
Köhler-Rede am Nachmittag
Mit einer Vielzahl von Gedenkveranstaltungen wird am Sonntag in Deutschland an das Kriegsende vor 60 Jahren erinnert. Einer der Höhepunkte ist am Nachmittag eine Rede des Bundespräsidenten Horst Köhler im Bundestag. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) fliegt nach der Köhler-Rede nach Moskau, wo er am Montag an der russischen Siegesfeier teilnimmt.
Keine Störung bei Lichterkette
Am Vorabend des Gedenktages hatten rund 25 000 Menschen mit einer Lichterkette quer durch Berlin ein Zeichen gegen Krieg, Rassismus und Rechtsradikalismus gesetzt. Obwohl es einige Lücken in der 33 Kilometer langen Strecke entlang der Ost-West-Achse der Hauptstadt gab, zeigte sich Organisator Peter Kranz zufrieden. "Eine Lichterkette ist das friedlichste Gegenbild zum Krieg", sagte der Pfarrer. Trotz nasskalten Wetters sei die Aktion "gelungen". Zu Störungen sei es nicht gekommen.
In Berlin wird der Jahrestag von einem Aufmarsch der rechtsextremen NPD überschattet. Das Bundesverfassungsgericht hatte es der NPD untersagt, zum Brandenburger Tor zu ziehen. Ein Großaufgebot der Polizei umstellte den Alexanderplatz, um Ausschreitungen zwischen Anhängern der rechtsextremen NPD und linken Gegendemonstranten zu verhindern. Nach Polizeiangaben kamen dort mehr als 2000 Anhänger der NPD sowie neonazistischer Kameradschaften zusammen, unter ihnen der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt und der Rechtsanwalt Horst Mahler. Die Demonstration führt nun zum Bahnhof Friedrichstraße.
Friedlicher Protest gegen NPD
Ein Demonstrationszug von etwa 6500 Menschen gegen die NPD war zuvor weitgehend friedlich zu Ende gegangen. Nur vereinzelt kam es nach Augenzeugenberichten zu Flaschenwürfen. Vor dem Alexanderplatz löste sich der Demonstrationszug auf. Einige Veranstalter riefen die Demonstranten jedoch dazu auf, sich entlang der geplanten Route der NPD zu postieren und aufmarschierenden Rechtsextremisten den Weg zu versperren. Einzelne Demonstrantengruppen aus der linksextremen Szene bewaffneten sich mit Steinen.