Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat sich entsetzt über Berichte gezeigt, wonach Großbritannien ein noch viel umfangreicheres Abhörprogramm betreiben soll als die USA. "Treffen die Vorwürfe zu, wäre das eine Katastrophe", erklärte die Ministerin am Samstag in Berlin. Die Vorwürfe gegen Großbritannien klängen nach einem Alptraum a la Hollywood. "Die Aufklärung gehört sofort in die europäischen Institutionen", forderte die stellvertretende FDP-Vorsitzende.
Nach einem Bericht der britischen Zeitung "Guardian" zapft der Geheimdienst GCHQ Telefon- und Internetkabel an und gibt große Mengen von persönlichen Informationen an die US-Behörde NSA weiter. Das Programm mit dem Namen "Tempora" bestehe seit etwa eineinhalb Jahren, berichtete das Blatt am Freitag auf seiner Webseite. Demnach zapfen die Geheimdienstler Glasfaserkabel an, durch die der transatlantische Datenverkehr abgewickelt wird. Die Informationen dürften bis zu einem Monat lang gespeichert werden.
Der "Guardian" beruft sich auf Dokumente, die der Zeitung vom früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden zugespielt wurden. Die Regierung in Washington stellte inzwischen gegen den 29-Jährigen Strafanzeige und will Kreisen zufolge seine Auslieferung aus Hongkong erreichen.