Bei "Lanz" und Co. Wie Armin Laschet dabei scheiterte, sich als künftiger Kanzler zu inszenieren

Armin Laschet bei Markus Lanz
"Nein ...": Armin Laschet in Erklärungsnot während der Sendung von "Markus Lanz" am Dienstagabend.
© Screenshot ZDF/"Markus Lanz"
Armin Laschet will Bundeskanzler werden. Seit aber die Kanzlerin ihn bei "Anne Will" für das Corona-Krisenmanagement in NRW gerügt hat, ist er in der Defensive. Das will er nicht wahrhaben. Bei zwei Medienauftritten wirkte er wenig "kanzlerhaft".

Dem CDU-Vorsitzenden weht der Wind kräftig ins Gesicht. Seit Armin Laschet von der Kanzlerin bei "Anne Will" am vergangenen Sonntag für sein Corona-Krisenmanagement gerüffelt wurde, ist der NRW-Ministerpräsident ständig in der Defensive. Am liebsten würde er den Dissens einfach vom Tisch wischen, denn er bringt ihn im Bestreben, Kanzlerkandidat der Union zu werden, merklich ins Hintertreffen. CSU-Chef Markus Söder hat zumindest im Moment die Nase klar vorn.

Wie zum Beleg kamen am Tag nach einem Doppelauftritt Laschets am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen" und bei "Markus Lanz" im ZDF frische Zahlen. Auch die wischt Laschet gerne als Momentaufnahmen vom Tisch, doch sie können ihm nicht gefallen. Satte 75 Prozent der Unions-Anhänger würden gerne Söder als Kanzler wählen, nur 39 Prozent Laschet - so das RTL/ntv-Trendbarometer von diesem Mittwoch. Schlimmer noch: Könnten die Wähler:innen den Kanzler direkt bestimmen, hätte Söder (jeweils 38 Prozent) sowohl im Dreikampf mit Habeck (20)/Scholz (14) als auch im Rennen mit Baerbock (18)/Scholz (14) die Nase vorn. Laschet dagegen würde beide Direktabstimmungen verlieren - übrigens hätten in diesen Konstellationen die Grüne-Kandidat:innen mit jeweils 22 Prozent die Nase vorn.

SPD-Politiker Olaf Scholz
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K-Frage: Söder der aussichtsreichere Kandidat

Solche Zahlen machen Söder offenkundig zum aussichtsreicheren Kandidaten. Und nach dem kommenden Oster-Wochenende beginnt schon die Phase, in der sich nach eigenem Bekunden entscheiden soll, wer die Union in den Wahlkampf und möglichst auch wieder ins Kanzleramt führt. Doch weder durch seine Rede zum CDU-Wahlprogramm noch durch die beiden jüngsten Medienauftritte hat Laschet an Ansehen gewonnen. Vor allem bei "Lanz" machte der 60-jährige Rheinländer für viele Zuschauer keine gute Figur. "Der Laschet ist wirklich vollkommen abgedreht", "Die Demontage des Armin Laschet" oder auch "In einer Karwoche muss jemand ans Kreuz" lauteten die oft beißenden Kommentare.

TV-Satiriker Jan Böhmermann bedauerte, dass er am kommenden Freitag, dem Karfreitag, keine Sendung ("ZDF Magazin Royale") haben wird. Laschet hätte sich wohl auf einiges gefasst machen können. Denn: "Laschet bei #Lanz ist wie Wurzelbehandlung ohne Betäubung."

Selbst mit seiner Kleiderwahl eckte der CDU-Vorsitzende an: "Schwarzes Sakko, blaue Hose, graue Socken, schwarze Schuhe. Offensichtlich hat da jemand nicht nur die Kontrolle über seine Partei verloren."

Armin Laschet kommt nicht aus der Defensive

Dass ihm die Kontrolle der K-Frage in seiner Partei vielleicht längst entglitten ist, schien Laschet spätestens mit fortdauernder Befragung durch Markus Lanz zu schwanen. Der CDU-Chef wirkte irgendwann angefasst und reagierte leicht trotzig, nicht nur aufgrund der Kritik der Kanzlerin ("Habe mich nicht gefreut", aber: "Ich bin sicher, sie wollte damit keinen Schaden auslösen"), sondern vor allem aufgrund der Querschüsse aus München. Konkurrent Söder hatte genüsslich den Zwist zwischen Merkel und Laschet ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl als unpassend bezeichnet. "Wenn die CSU, auch der bayerische Ministerpräsident, immer so freundlich mit der Bundeskanzlerin umgegangen wäre, wie wir das seit langer Zeit tun, dann wäre uns auch vieles erspart geblieben", stichelte Laschet zurück. Ein Satz, den der CDU-Chef bei Lanz und in den "Tagesthemen" nahezu wortgleich vortrug.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Statt mit seiner Haltung (kein Parteienstreit um die Pandemie, erst recht nicht innerhalb der Union) zu punkten, musste sich Laschet dagegen wehren, plötzlich als "Anti-Merkel" zu gelten (Laschet: "Es ist nicht so"). Als Markus Lanz Söder als den neuen Mann an der Seite der Kanzlerin bezeichnete, entgegnete der CDU-Chef nur noch leicht resigniert: "Ja. Dann ist es so." Dann zuckte er mit den Schultern. Und während Laschet einen ganzen Abend unter Rechtfertigungsdruck stand, musste er am Morgen danach auch noch feststellen, dass K-Konkurrent Markus Söder einmal mehr vorgeprescht war. Gemeinsam mit dem baden-württembergischen Amtskollegen Winfried Kretschmann forderte Markus Söder in einer Art Vorgriff auf Schwarz-Grün im Bund in einem Brandbrief die 14 übrigen Ministerpräsident:innen - und damit auch NRW-Regierungschef Laschet - auf, endlich in der Corona-Bekämpfung an einem Strang zu ziehen.

Schon am Montag hatten sich einige CDU-Mitglieder für Söder als Kanzlerkandidaten ausgesprochen - und damit gegen ihren eigenen Vorsitzenden. Schon am kommenden Dienstag beginnt die Phase, in der die Union für sich die K-Frage beantworten will (bis Pfingsten am 23. Mai). Für Armin Laschet scheint der Weg zu einer Kandidatur inzwischen sehr steinig zu sein. Angesichts der Reaktionen hat er es sich mit seinen Auftritten in den beiden namhaften TV-Formaten nicht leichter gemacht.

Quelle: Nachrichtenagentur DPA, RTL/n-tv, ARD-"Tagesthemen", ZDF/"Markus Lanz"

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