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Vorbild Südkorea Bund und Länder setzen offenbar auf massive Ausweitung von Corona-Tests

 Test auf das Coronavirus: Ein Arzt nimmt in einer Halle der ehemaligen Saarbrücker Messe einen Abstrich
 Test auf das Coronavirus: Ein Arzt nimmt in einer Halle der ehemaligen Saarbrücker Messe einen Abstrich
© Oliver Dietze / DPA
Es soll jetzt die vorrangige Maßnahme werden: In der Coronakrise wollen Bund und Länder Medienberichten zufolge die Testkapazitäten für Infektionen mit dem Virus kräftig ausbauen. Vorbild ist demnach Südkorea.

Im Kampf gegen das Coronavirus setzen Bund und Länder laut Medienberichten inzwischen auf eine massive Ausweitung der Tests als vorrangige Maßnahme. Die "Bild"-Zeitung zitiert in ihrer Freitagsausgabe einen entsprechenden Beschluss aus einem internen Protokoll einer Telefonkonferenz zwischen Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) und den Chefs der Staatskanzleien der Länder. Darin heiße es: "Bund und Länder stimmen darüber ein, die Kapazitäten zur Testung auf das neue Coronavirus deutlich zu erhöhen."   

Auch in einem vertraulichen Strategiepapier des Bundesinnenministeriums mit dem Titel "Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen" wird nach Informationen von "Süddeutscher Zeitung" ("SZ"), NDR und WDR hervorgehoben, dass die größtmögliche Erhöhung der Testkapazitäten in Deutschland "überfällig" sei. Vorbild sei dabei Südkorea, berichtet die "SZ". Den dortigen Behörden war es mit Massentests und der Isolierung von Erkrankten gelungen, die Ausbreitung des neuartigen Erregers stark zu verlangsamen, ohne das öffentliche Leben zum Stillstand zu bringen. 

Wichtigste Maßnahme "das Testen und Isolieren der infizierten Personen"

Laut der "Süddeutschen" hat Horst Seehofer die Studie bereits am 18. März in Auftrag gegeben. Das Strategiepapier soll demnach auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Gesundheitsminister Spahn vorliegen.

Wie "tagesschau.de" aus dem Papier zitiert, müsse die Bundesregierung auf ein Szenario namens "Schnelle Kontrolle" hinarbeiten, um ernstere Folgen für Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft abzukehren. Die bei Weitem wichtigste Maßnahme gegen das Virus sei den Experten zufolge "das Testen und Isolieren der infizierten Personen", berichtete die "SZ". Getestet werden sollten "sowohl Personen mit Eigenverdacht als auch der gesamte Kreis der Kontaktpersonen von positiv getesteten Personen".

Dies entspräche allerdings nicht der jetzigen Test-Praxis in Deutschland. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sollen nur Personen getestet werden, die corona-typische Symptome zeigen und Kontakt zu Infizierten Personen hatten beziehungsweise zu einer Risikogruppe gehören.

Bis zu 200.000 Tests täglich

Nach Informationen der "SZ" hoffen Experten darauf, dass die Testkapazität in Deutschland "sehr schnell" hochgefahren werden könne. Es würde ein Szenario durchgespielt, in dem vom 6. April an 50.000 Tests pro Tag möglich seien. Eine Woche später, vom 13. April an, wären es 100.000 Tests und Ende April noch mal das Doppelte. Derzeit seien nach Angaben von Gesundheitsminister Jens Spahn wöchentlich 300.000 bis 500.000 Coronavirus-Test möglich, so die "SZ". Laut der Zeitung gibt es keine Angaben darüber, wie man diese Kapazitäten erreichen wolle. Für den Erfolg sei es aus Sicht der Autoren entscheidend, dass es der Bundesregierung gelinge, die Bevölkerung zu mobilisieren.

Für breit angelegte Tests seien innovative Lösungen erforderlich, heißt es demnach in dem Strategiepapier. Um das medizinische Personal vor Infizierten zu schützen, sollten Bürgerinnen und Bürger den notwendigen Rachenabstrich selbst erledigen, zum Beispiel in Drive-in- oder Telefonzellen-Teststationen. Um die Suche nach Kontakten von positiv getesteten Personen zu erleichtern, sollten längerfristig computergestützte Lösungen und sogar das Location Tracking von Mobiltelefonen zum Einsatz kommen, heißt es in dem "SZ"-Bericht.

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Sobald diese Verfahren eingespielt seien, "können sie relativ kostengünstig über mehrere Jahre hinaus die wahrscheinlich immer wieder aufflackernden kleinen Ausbrüche sofort eindämmen", zitiert die "Süddeutsche" aus dem Strategiepapier.

Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll die Ausweitung der Tests durch eine "Hochdurchsatz-Methode" aus der Pharmaforschung oder durch die Nutzung von Laboren aus der Tiermedizin erreicht werden. Zudem wurde dem Bericht zufolge beim Robert-Koch-Institut eine neue Arbeitsgruppe zur Ausweitung der Testkapazitäten eingerichtet.

rw AFP

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