Altkanzler Gerhard Schröder: Ukraine-Krieg ist Konsequenz politischen Versagens

Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD)
Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sieht auf beiden Seite Versagen und Fehler im Ukraine-Krieg
© Christoph Soeder / DPA
Der Ex-Bundeskanzler und Vertraute von Russlands Präsident Wladimir Putin, Gerhard Schröder, sieht "politisches Versagen" als Grund für den andauernden Ukraine-Krieg. Man habe nach Ende des Kalten Krieges "keine Sicherheitsarchitektur" geschaffen.

Aus Sicht des Altkanzlers Gerhard Schröder hat "politisches Versagen" zum Ukraine-Krieg geführt. Seit dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende der Bipolarität zwischen der Sowjetunion und den USA "haben wir keine Sicherheitsarchitektur geschaffen, die diese veränderte Situation widerspiegelt", sagte der SPD-Politiker am Donnerstag bei einer Konferenz im türkischen Kocaeli. "Und der Krieg in der Ukraine ist eine der Konsequenzen dieses politischen Versagens."

Schröder gilt als langjähriger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und ist unter anderem Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft.

Gerhard Schröder: Fehler auf beiden Seiten

Schröder sagte weiter, in den vergangenen Jahren seien sowohl von Seiten Russlands als auch von Seiten der westlichen Länder viele Fehler gemacht worden. Russlands Sicherheitsinteressen aber rechtfertigten nicht den Gebrauch militärischer Mittel, so Schröder. Schröder sagte auch, jeder solle alles in seiner Kraft Stehende tun, um diesen furchtbaren Krieg zu beenden.

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Youtube integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Der Altkanzler steht seit Jahren wegen seines Engagements für russische Staatskonzerne in der Kritik – vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine nimmt der Druck auf ihn immer weiter zu. Bereits Anfang März hatten die SPD-Spitze und auch Bundeskanzler Olaf Scholz ihn dazu aufgefordert, seine Posten bei russischen Staatsunternehmen niederzulegen.

Schröder war Anfang März von der türkischen Metropole aus in die russische Hauptstadt gereist, wo er mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sprach. Berichten zufolge soll er in Istanbul auch eine ukrainische Delegation getroffen haben.

Klingbeil sieht auch ehemalige Regierungen in Verantwortung

Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil sieht die Russland-Politik früherer Bundesregierungen im Nachhinein als fragwürdig an. "Alle Parteien, die Verantwortung getragen haben, müssen sich fragen, ob sie auf dem richtigen Weg waren", sagte Klingbeil der "Bild am Sonntag". Es habe klare Warnhinweise gegeben, wie den russischen Krieg gegen Georgien und die Krim-Annexion. "Ja, wir alle hätten das, was in Russland passiert ist, anders bewerten müssen."

Seine Freundschaft zu Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), der trotz des russischen Krieges gegen die Ukraine an seinen wirtschaftlichen Verbindungen nach Moskau festhält, erklärte Klingbeil für beendet: "Das, was in den letzten Wochen passiert ist, ist natürlich auch ein politischer Bruch zwischen Schröder und mir." Der russische Präsident Wladimir Putin sei ein Kriegsverbrecher. Putin trage die Verantwortung für diesen brutalen Krieg, die ermordeten Menschen, die auseinandergerissenen Familien, für all das verbrecherische Elend.

DPA
rw