Einmarsch in Ukraine Das bedeutet Russlands Krieg für Deutschland

Innenstadt Essen Russland Krieg in Ukraine
Essener Fußgängerzone: Russlands Invasion in die Ukraine hat auch Auswirkungen auf deutsche Verbraucher.
© Jochen Tack / Picture Alliance
Die Börsen auf Talfahrt, die Preise für Öl und Gas heben ab: Der Einmarsch Russlands in die Ukraine ist auch tausende Kilometer weit in Westeuropa zu spüren. Und die Auswirkungen von Putins Feldzug sind damit noch nicht am Ende.

Russland ist in die Ukraine einmarschiert – damit sind die schlimmsten Befürchtungen der letzten Wochen eingetreten: in Europa herrscht Krieg. Vom Norden, Osten und Süden aus dringen russische Truppen in das Nachbarland ein, den Westen der Ukraine beschießen Putins Soldaten mit Raketen. Weltweit fallen die Reaktionen auf die Aggression sorgenvoll bis entsetzt aus.

Die ersten Auswirkungen sind bereits zu spüren:

Schnell nach den ersten Meldungen der russischen Invasion sind die Öl- und Gaspreis nach oben geschossen, denn Russland ist der wichtigste Energielieferant für Deutschland.  Trotz relativ leerer Gastanks und des Aus für die Pipeline Nord Stream 2 rechnet Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nicht mit Engpässen bei der Gasversorgung. Die Bundesregierung habe Vorsorge dafür getroffen, dass es genug Gas gebe, sagte er. Habeck rechne damit, dass der Gaspreis zwar "auf einem höheren Niveau als vor dem Winter" bleiben werde, "aber auf einem Niveau, das verkraftbar ist".

Strom- und Gaspreise werden wohl steigen

Um die derzeit ohnehin höheren Energiepreise zu deckeln, wird die Ampel-Koalition die EEG-Umlage aussetzen. Deutschlands größter Energieversorger Eon kann noch nichts zu konkreten Auswirkungen auf die Strom- und Gaspreise sagen. Aktuell sehe man an den Großhandelsmärkten einen nochmaligen Anstieg der Preise für Strom und Gas und "vieles spricht dafür, dass Preise wohl länger hoch bleiben", heißt es bei dem Essener Unternehmen.

Auch Anleger spüren den Angriff Russlands schmerzhaft. In Frankfurt und Paris brachen die Indizes zum Handelsstart um über vier Prozent ein und sanken weiter ab, auch die Börsen in London und Moskau selbst sowie in Asien drehten ins Minus. Anleger flüchteten in vermeintlich sichere Werte wie Gold, dessen Preis den höchsten Stand seit Anfang 2021 erreichte. In Russland stürzte der Rubel, die Währung des Landes, um neun Prozent zum Dollar ab und fiel damit auf ein historisches Tief.

Solange sich der Krieg Russlands gegen den Nachbarstaat auf dessen Territorium konzentriert, werden Deutsche vor allem die wirtschaftlichen Folgen zu spüren bekommen. Zwar ist Russland mit einem Volumen von 27 Milliarden Euro kein bedeutender Handelspartner für die Bundesrepublik, aber durch die Abhängigkeit von Öl und Gas sowie von "Basismetallen ergibt sich schon ein potenzieller Bremshebel für die deutsche Konjunktur", sagt Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater der Nachrichtenagentur DPA. Damit nicht genug.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Der Krieg in der Ukraine könnte sich auch auf anderen Ebenen bemerkbar machen:

Etwa bei neuen Flüchtlingsbewegungen

Der russische Angriff treibt viele Ukrainer in die Flucht. Bis zu fünf Millionen Menschen - so schätzt es die US-Regierung - könnten ihre Heimat verlassen. Viele von ihnen dürfte es zunächst ins westliche Nachbarland Polen ziehen. Von dort ist der Weg nach Deutschland nicht weit. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte "massive" Hilfen für die Aufnahmeländer an. Auch in Deutschland laufen Vorkehrungen in Politik und Zivilgesellschaft für die Flüchtlingsaufnahme an - angedacht ist etwa eine Wiedereröffnung von Erstaufnahmeeinrichtungen.

Die Menschen in den von Krieg und Gewalt betroffenen Gebieten in der Ukraine brauchen unsere Hilfe. Die Stiftung stern arbeitet mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen, die von uns geprüft wurden. Wir leiten Ihre Spende ohne Abzug weiter. Über diesen Link kommen Sie direkt zu unserem Spendenformular.
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Auf den Verteidigungshaushalt

Heeresinspekteur Alfons Mais, einer der ranghöchsten Soldaten der Bundeswehr, machte seinem Unmut in ungewöhnlicher Offenheit Luft: Nun herrsche Krieg in Europa, "und die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da", klagte Mais. Die Bundeswehr sei kaputtgespart worden. Deutschland, so viel lässt sich prophezeien, wird künftig mehr für seine Verteidigung ausgeben müssen. Dabei ist der Wehretat in den letzten fünf Jahren schon deutlich gestiegen - von 37 Milliarden Euro 2017 auf 50,5 Milliarden Euro 2022.

Cyberattacken durch Russland

Russland führt nicht nur Krieg am Boden - sondern auch im Netz. Das Land gilt deutschen Sicherheitsbehörden als einer der wichtigsten Urheber von Cyber-Attacken. Die deutschen Behörden fuhren in Erwartung solcher Angriffe bereits ihre Abwehrmaßnahmen hoch, wie das Bundesinnenministerium erklärte. Bereits in den vergangenen Tagen hatten die Verfassungsschutzbehörden Institutionen und Unternehmen der wichtigen Infrastruktur geraten, ihren IT-Schutz zu verstärken. Die Ukraine meldete vor dem Einmarsch russischer Truppen massive Cyber-Angriffe.

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Beim Reiseverkehr

Die Ukraine hat ihren Luftraum aus Sicherheitsgründen für zivile Flugzeuge geschlossen. Dies bedeutet, dass Flüge etwa von Europa nach Fernost einen Umweg fliegen müssen. Öffentlich zugängliche Flug-Tracker wie Flightaware.com zeigten, dass viele Jets die Ukraine südlich über den Balkan und die Türkei umflogen. Der Luftverkehr über der Ukraine war seit dem Abschuss eines Malaysia-Airlines-Flugs 2014 über der Ostukraine ohnehin begrenzt. Gravierender wäre es, wenn der russische Luftraum gesperrt würde - hier verlaufen wichtige Flugkorridore.

Quellen: DPA, AFP

nik

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