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Sieger/Verlierer 2006 Union top, Union flop

Die Liste der politischen Sieger und die Liste der politischen Verlierer 2006 führt jeweils die Union an, wie Umfragen ergeben haben. Unumstrittener Gewinner: eine Frau. Noch vor dem Papst und Jürgen Klinsmann.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gilt unbestritten als die politische Gewinnerin 2006. Im ersten Jahr ihrer Kanzlerschaft meisterte sie trotz ihres schwachen Ergebnisses bei der Bundestagswahl 2005 jede politische Krise und steuerte nahezu unbeirrt den Kurs der großen Koalition - auch wenn ihr die eigenen Unions-Ministerpräsidenten das Regieren nicht immer leicht machten.

Merkel ist wichtigste Deutsche - vor dem Papst

Merkels Lohn: Auf dem CDU-Parteitag in Dresden konnte sie bei der Wiederwahl zur Parteichefin mit gut 93 Prozent der Stimmen einen großen Vertrauensbeweis verbuchen. Laut einer Forsa-Umfrage gilt Merkel zudem als die "wichtigste Deutsche" 2006 - noch vor Papst Benedikt XVI. und Fußball-WM-Trainer Jürgen Klinsmann. Auch in der Skala des "politischen Vertrauens" belegt Merkel unter den deutschen Politikern mit 47 Prozent Platz eins - gleichauf mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

SPD-Chef Kurt Beck kann 2006 für sich nicht minder als Erfolgsjahr verbuchen: Bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am 26. März führte er die SPD zur absoluten Mehrheit. Seitdem regieren er und die SPD das Land allein. Knapp zwei Monate später wählte ihn die Bundes-SPD zum neuen Chef. Bei der Frage nach dem "wichtigsten Politiker" belegt er im ZDF-"Politikbarometer" nach Merkel und Steinmeier Platz drei. Beck verstand es bislang, jede Festlegung auf die Kanzlerkandidatur 2009 zu vermeiden. Doch hört man sich an der SPD-Parteibasis um, dann ist die Entscheidung für den Herausforderer Beck längst gefallen.

Hohe Popularitätswerte für Köhler

Ginge es allein nach Meinungsumfragen, so zählte Bundespräsident Horst Köhler sicherlich auch zu den großen Gewinnern 2006. Mehr als drei Viertel der Deutschen befürworten laut Emnid sein Eingreifen in die aktuelle Politik. Auch seine Popularitätswerte konnte Köhler zur Halbzeit seiner fünfjährigen Amtszeit Ende 2006 erneut steigern. Gleichwohl mehren sich auch kritische Stimmen - nicht nur aus der SPD, sondern vor allem aus der Union, die Köhler 2004 als "Vorboten" einer angestrebten schwarz-gelben Regierungskoalition auf das Schild gehoben hatte. Kommentatoren bemängeln zudem, Köhler habe auch nach zweieinhalb Amtsjahren immer noch nicht das eigentliche Thema seiner Präsidentschaft gefunden - selbst wenn seine jüngsten Reden zur Bildungspolitik unstreitig Beachtung und Anklang fanden.

Die Liste der politischen Verlierer führt 2006 sicherlich der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber an. In der Polit-Vertrauenskala von Forsa büßte er so viele Prozentpunkte ein wie kein anderer Politiker. War es Stoiber Anfang 2006 noch annähernd gelungen, die Irritationen wettzumachen, die er mit seiner "Flucht aus Berlin" während der Regierungsbildung Ende 2005 ausgelöst hatte - so häufte sich in den vergangenen Monaten wieder die Kritik. Angelastet wurde ihm vor allem, gemeinsam mit ihm getroffene Absprachen in der großen Koalition anschließend wieder in Frage zu stellen. Die Spitzel-Affäre um die CSU-Landrätin Gabriele Pauli dürfte Stoiber zudem ein unruhiges Weihnachtsfest beschert haben.

Stoiber, Platzeck und Unions-Ministerpräsidenten sind Verlierer

Auch Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) zählt 2006 zu den politischen Verlierern. Als SPD-Bundesvorsitzender strebte er einst Richtung Kanzleramt, wurde nicht nur für den Posten des Außenministers gehandelt und drückte mit neuen Visionen der SPD- Debatte um ein neues Grundsatzprogramm seinen Stempel auf. Doch als Platzeck Mitte April überraschend nach nur knapp 150 Tagen Amtszeit aus gesundheitlichen Gründen den Posten des SPD-Chefs abgab, folgte eine Reihe politischer Misserfolge auch im eigenen Bundesland. Dazu zählten Pannen bei Personalentscheidungen und Querelen um das Beamten-Weihnachtsgeld. Noch vor Weihnachten entschuldigte sich Platzeck im Landtag. Die gute Bilanz seiner schwarz-roten Koalition in der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik hätten er und seine Regierung "durch interne Affären" vermasselt.

Die Unions-Ministerpräsidenten von Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, Roland Koch, Christian Wulff und Jürgen Rüttgers, sitzen in ihren Ländern zwar unangefochten im Chefsessel. Doch in der Bundespolitik mussten sie 2006 wegen ihrer ständigen Piekserei gegen die Koalitionspolitik der Kanzlerin und CDU-Chefin Merkel einen Dämpfer hinnehmen. Auf dem CDU-Parteitag in Dresden wurden sie zwar als Stellvertreter Merkels im Amt bestätigt - doch mit Stimmergebnissen von jeweils unter 70 Prozent, was in der CDU schon fast eine Ohrfeige ist.

Karl-Heinz Reith und Ulrich Scharlack/DPA DPA

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