SPD droht mit Verfassungsgerichtsklage Verlängerung der Atomlaufzeiten "ist eine windige Konstruktion"

Die SPD will im Streit um die von der Regierung angestrebte Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken notfalls das Bundesverfassungsgericht anrufen.

Die SPD droht mit einer Klage in Karlsruhe, wenn die Bundesregierung die Laufzeiten der Atomkraftwerke am Bundesrat vorbei verlängern will. "Wenn die Bundesregierung unter Umgehung des Bundesrats die Laufzeiten ausweiten will, werden wir das nicht nur politisch bekämpfen, sondern auch vom Bundesverfassungsgericht prüfen lassen", kündigte der stellvertretende Vorsitzende der SPD- Bundestagsfraktion, Ulrich Kelber, im "Hamburger Abendblatt" an.

Zunächst werde man ein Rechtsgutachten in Auftrag geben, sagte Kelber. "Die geplante Verlängerung am Bundesrat vorbei ist eine windige Konstruktion, mit der die Verfassung umgangen wird. Deswegen würden wir auch nicht den Gang nach Karlsruhe scheuen."

Nach Ansicht Kelbers kommt die Bundesregierung um eine Zustimmungspflicht der Länderkammer nicht herum: "Wenn die Regierung wie zugesichert im Gegenzug für einen längeren Betrieb der Atomkraftwerke die Sicherheitsauflagen verschärfen will, greift sie in die Auftragsverwaltung der Länder ein." Wenn sie auf die zusätzlichen Gewinne der Energieunternehmen Steuern oder Abgaben erheben wolle, treffe sie damit das Steueraufkommen der Länder.

Union und FDP hatten in ihrem Koalitionsvertrag im Bund vereinbart, die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke unter bestimmten Auflagen zu verlängern. Während Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) eine begrenzte Verlängerung um einige Jahre befürwortet, dringen andere Unionspolitiker auf eine Laufzeitverlängerung um 28 Jahre auf eine Gesamtlaufzeit von dann 60 Jahren. Die Frage, ob ein entsprechendes Gesetz der Zustimmung des Bundesrats bedürfte, ist strittig. Im Bundesrat verfügen Union und FDP nach ihrer Niederlage bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen künftig über keine Mehrheit mehr.

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DPA/AFP/Reuters