Die Morgenlage Corona-Variante: Großbritannien isoliert – Lauterbach warnt vor schneller Verbreitung in Deutschland

stern-Journalist Christoph Koch im Interview zur Coronavirus-Mutation
stern-Journalist Christoph Koch im Interview zur Coronavirus-Mutation
Sehen Sie im Video: "Die Virus-Mutation ist wahrscheinlich schon hier" – stern-Experte Koch zu Gefahren durch Mutationen.
US-Kongress einigt sich auf Corona-Hilfspaket +++ Notfallprogramm in Berliner Charité +++ Amazon-Mitarbeiter streiken +++ Die Nachrichtenlage am Montagmorgen.

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

Eine mutierte Variante des neuartigen Coravirus sorgt wenige Tage vor Heiligabend in ganz Europa für Beunruhigung. Im Süden Großbritanniens soll sich die Variante von Sars-CoV-2 bereits unkontrolliert ausgebreitet haben. In Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen EU-Staaten gilt seit heute ein Landeverbot für Flüge aus Großbritannien. Frankreich hat den Eurotunnel geschlossen. Englands Premier Boris Johnson hat ein Krisentreffen der Regierung einberufen. Auch in Südafrika, Dänemark, Italien und Australien soll die Mutation bereits nachgewiesen worden sein.

Die Schlagzeilen zum Start in den Tag:

Neue Coronavirus-Variante: Europa schottet sich ab, Lauterbach warnt

Wegen der in Großbritannien entdeckten Variante des Coronavirus schottet sich Europa zum Wochenbeginn zunehmend vom Vereinigten Königreich ab. Zum Schutz vor der Mutation dürfen in Deutschland seit heute bis zunächst 31. Dezember keine aus Großbritannien kommenden Flugzeuge mehr landen. Das hatte das Bundesverkehrsministerium am Sonntag verfügt. Ausgenommen sind demnach reine Frachtflüge. Weitere Beschränkungen sollen folgen. Auch zahlreiche andere europäische Länder hatten am Sonntag Flugverbote oder Grenzschließungen zum Vereinigten Königreich verkündet.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte vor einem schnellen Vordringen der Coronavirus-Variante nach Deutschland. "Wenn es jetzt käme, wo wir mitten in der zweiten Welle sind, wo wir so hohe Fallzahlen haben, wäre das eine Katastrophe", sagte Lauterbach am Sonntagabend im "Bild"-Talk "Die richtigen Fragen". "Das ist so ähnlich, als wenn ich ein Feuer habe und gieße noch einmal Benzin nach." Die Wahrscheinlichkeit, dass die neue, angeblich deutlich ansteckendere Corona-Variante über kurz oder lang nach Deutschland komme, bezifferte Lauterbach auf 100 Prozent. 

Giffey warnt vor mehr häuslicher Gewalt an Weihnachten

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat vor einer Zunahme der häuslichen Gewalt an Weihnachten gewarnt. "Die familiäre Gewalt nimmt jedes Jahr an Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten zu. In diesem Corona-Jahr ist die Gefahr besonders groß", sagte Giffey dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Nerven vieler Menschen seien angespannt, oft hätten sie Existenzsorgen: "Viele wissen nicht, wie es bei ihnen im nächsten Jahr weitergeht." In dieser Situation könne sich an den Feiertagen "manches entladen", sagte Giffey. Sie rief dazu auf, dass Betroffene von häuslicher Gewalt das Hilfetelefon ihres Hauses anrufen sollten: "Lassen Sie sich helfen!". Das Hilfetelefon sei seit Beginn der Pandemie personell und finanziell verstärkt worden.  

US-Kongress einigt sich auf Corona-Hilfspaket

Nach monatelangem Streit ist im US-Kongress eine parteiübergreifende Einigung auf ein neues gigantisches Hilfspaket gegen die Corona-Krise erzielt worden. Dies teilte der Anführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, am Sonntag mit. Die Einigung hätten die vier Chefs der Republikaner und der Demokraten in beiden Kongresskammern erreicht, sagte er.

Berliner Charité stellt auf Notfallprogramm um 

Deutschlands und Europas größte Universitätsklinik, die Berliner Charité, fährt von diesem Montag an für zunächst zwei Wochen den Betrieb auf ein Notfallprogramm zurück. Auf diese Weise soll Personal zusammengezogen werden, um weitere Covid-19-Intensivkapazitäten aufzubauen. Planbare Eingriffe werden damit über Weihnachten und den Jahreswechsel nicht gemacht, wie die Klinik vergangene Woche ankündigt hatte. Notfälle werden aber weiter behandelt und Tumoroperationen vorgenommen. Auch der Betrieb in den Rettungsstellen geht weiter.

Amazon-Mitarbeiter legen Arbeit nieder

Beschäftigte des Online-Versandhändlers Amazon in Deutschland haben mit Beginn der Nachtschicht zum Montag an sechs Standorten die Arbeit niedergelegt. Die Streiks in Werne, Leipzig, Rheinberg, Koblenz sowie an zwei Standorten in Bad Hersfeld sollen bis einschließlich Heiligabend andauern, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. Sie rechnet mit rund 1700 Teilnehmern an dem Streik. Die Gewerkschaft fordert, dass Amazon den Tarifvertrag für den deutschen Einzelhandel unterzeichnet. Es ist eine Forderung, die Verdi bereits seit Jahren vergeblich durchzusetzen versucht. Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger erklärte nun, die weitgehende Schließung von Läden seit der vergangenen Woche wegen des Lockdowns in der Corona-Pandemie habe dazu geführt, dass das Bestellaufkommen bei Versandhändlern wie Amazon noch einmal deutlich gestiegen sei. Amazon verdiene sich in der aktuellen Krise "eine goldene Nase". 

Das wird heute wichtig:

Urteil im Prozess zum rechtsterroristischen Anschlag von Halle

Gut 14 Monate nach dem rechtsterroristischen Anschlag von Halle geht der Prozess zum Attentat zu Ende. Das Oberlandesgericht (OLG) Naumburg will um 11 Uhr das Urteil verkünden. Bundesanwaltschaft und Nebenklage hatten eine lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld beantragt. Die Verteidigung hatte dem in ihrem Plädoyer nicht widersprochen.

Notfalltreffen der EU-Ratspräsidentschaft wegen Virus-Mutation

Wegen der neuen Variante des Coronavirus beruft die deutsche EU-Ratspräsidentschaft ein Notfalltreffen mit Vertretern anderer Mitgliedstaaten ein. Berlin rufe im Rahmen des Krisenreaktionsmechanismus der Staatengemeinschaft (IPCR) nationale Experten zusammen, wie ein Sprecher der deutschen Ratspräsidentschaft mitteilte. Auf der Tagesordnung stehe die Koordination der Europäischen Union in Bezug auf die neue Virusvariante.

Europäische Arzneimittelbehörde EMA entscheidet über Empfehlung für Corona-Impfstoff

Die EMA legt ein Gutachten über den Impfstoff der Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer vor. Es gilt als so gut wie sicher, dass die EMA den Einsatz in der EU empfehlen wird. Formell muss dann noch die EU-Kommission der Zulassung zustimmen.

Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihre stern-Redaktion

DPA · AFP