Tschetschenen in der Ukraine Kadyrows Special Forces sollen gezielt Jagd auf ukrainische Politiker machen

Tschetschenische Kämpfer beim Morgengebet.
Tschetschenische Kämpfer beim Morgengebet.
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Die berüchtigten Kämpfer von Putins Bluthund, Ramsan Kadyrow, sind in der Ukraine. Sie sollen Jagd auf prominente Ukrainer machen. In Grosny machen sich weitere Soldaten auf den Weg in die Ukraine.

Ramsan Kadyrow ist offiziell Präsident der Republik Tschetschenien und praktisch Putins Statthalter. Während andere russische Politiker in Russland zumindest eine demokratische Maske tragen, hat der Tschetschene Kadyrow nie einen Hehl daraus gemacht, dass er eigentlich ein Warlord ist. Er ist Putins-Mann fürs ganz Grobe. Sein Vater und er kämpften zunächst mit einer eigenen Miliz gegen den Kreml, doch mit ihrer Hilfe gewann Putin schließlich den Tschetschenien-Krieg. Putins Rezept damals: Man muss nur den gefährlichsten Gegner bestechen und auf die eigene Seite ziehen.

Die Kadyrows bestach er mit der Alleinherrschaft über Tschetschenien. Seitdem Putin vor militärischen Auseinandersetzungen nicht mehr zurückschreckt, sichert Kadyrow nicht nur den unruhigen Kaukasus, sondern begleitet Russlands Kriege. Insbesondere in Syrien sind und waren die tschetschenischen Kämpfer aktiv. Nicht allein, weil sie als harte Krieger gelten, als sunnitische Muslime haben sie in Syrien einen natürlichen Vorteil.

Die Bedeutung von Ramsan Kadyrow liegt in der persönlichen Beziehung zu Putin. Das Ende des endlosen Krieges im Kaukasus ebnete Putin den Weg an die Macht. Vom Status her ist Tschetschenien eine autonome Republik in Russland, aber das Herrschaftssystem von Ramsan Kadyrow, das auf Clanbindungen, religiösen Beziehungen und nackter Gewalt beruht, unterläuft die offiziellen Strukturen. Formal gibt es keine Privatarmee, faktisch sieht es anders aus. Kadyrow braucht keine offiziellen Kanäle, er muss nie Sanktionen aus dem Kreml fürchten – er hat einen direkten Draht zum russischen Präsidenten.

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Liste mit ukrainischen Politikern

Und nun kommen Kadyrows Männer in die Ukraine, beziehungsweise sie sind schon da. Ein Video zeigt tschetschenische Spezialkräfte beim Morgengebet in einem Wald in der Ukraine an Tag 2 der Invasion. Diese Männer sollen angeblich Jagd auf die prominentesten Putin-Gegner machen. In Anlehnung an das bekannte Kartenspiel, auf denen die USA die gesuchtesten Männer des Regimes von Saddam Hussein abdruckten, soll jeder Kämpfer ein Päckchen Karten mit den wichtigsten Zielpersonen in der Ukraine erhalten haben. Präsident Selenskyj bestätigte die Existenz dieser Liste, als er sagte, er selbst sei die Nummer eins darauf.

Videos aus Grosny zeigen zudem, wie sich immer mehr Soldaten auf den Weg in die Ukraine begeben. Schon bei den Kriegen in der Ostukraine 2014 und 2015 tauchten die bärtigen Krieger aus dem Kaukasus in der Ukraine auf. Die Putin-treuen Männer Kadyrows aufseiten der Separatisten, die Kämpfer des untergegangenen Emirats auf der Seite Kiews. Der Tschetschenienkrieg wurde in dem fernen Land fortgeführt. Die Kiewer-Kämpfer verkündeten, dass sie gebunden durch die Blutrache bis zum Tode gegen Putins Schergen kämpfen werden und sammelten sich im Bataillon Dschochar Dudajew. Benannt nach dem Mann, der die Unabhängigkeit Tschetscheniens erkämpfen wollte und der 1996 getötet wurde. Am bekanntesten war die Scharfschützin Amina Okuyeva. Sie und ihr Mann Adam kämpften in der Ostukraine. Später wurden zwei Attentate auf Adam Okuyeva verübt. Vor dem ersten Attentäter konnte Amina Okuyeva ihren Mann schützen, beim zweiten Anschlag starb sie im Kugelhagel.

Als die Unterstützung Russlands für die Aufständischen noch geheim gehalten wurde, versteckten sich Kadyrows Männer nicht. Sie fuhren mit ihren Truppentransportern auf den zentralen Platz in Donezk auf, ließen sich von der Menge feiern und feuerten ihre Kalaschnikows in den Himmel. Für Kiew ist das eine gefährliche Entwicklung. Kadyrows Männer sind keine Rekruten, die sich auf einmal im Krieg wiederfinden. Es sind Truppen mit echter Kampferfahrung. Für Putin sind sie besonders wertvoll, weil ihre Verluste die russische Gesellschaft wenig berühren und die archaische Gesellschaft im Kaukasus bei Weitem nicht so sensibel auf Tote reagiert.

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