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Aschewolke über Europa Veranstalter sagen Reisen für Dienstag ab

Von den Sperrungen im Luftverkehr sind 100.000 deutsche Pauschaltouristen im Ausland betroffen. Die ersten Charter-Flieger mit Urlaubern aus dem Süden landen heute in Salzburg. Mehrere Veranstalter sagen alle Flugpauschalreisen mit Abflug bis einschließlich Dienstag ab. stern.de gibt eine Übersicht.
Von Till Bartels

Salzburg wird für viele Reisenden mit Ziel Deutschland zur Zwischenstation. Vor allem Flugzeuge, die eigentlich München ansteuern sollten, landen nun in der Mozart-Stadt. Es handele sich derzeit um acht Maschinen, unter anderem der Lufthansa und Air Berlin, wie ein Sprecher des Salzburger Flughafens sagte.

Auch drei Flugzeuge der Ferienfluggesellschaft Condor sind bereits auf dem Weg nach Salzburg, da der Luftraum über Österreich momentan geöffnet ist. Die Flugzeuge mit rund 400 Thomas Cook-Gästen an Bord kommen aus der Dominikanischen Republik, Kuba und Kenia. Vom Flughafen Salzburg sollen die Gäste mit Bussen zurück nach Deutschland gebracht werden. Im Laufe des Montags sollen weitere Maschinen der Condor aus Antalya, Teneriffa, Màlaga, Gran Canaria und Mallorca mit Gästen der Thomas Cook-Veranstalter an Bord starten. Die Flugzeuge werden ebenfalls heute in Österreich erwartet.

Tui setzt Flugzeuge und Busse ein

Alle Reiseveranstalter haben mit den Folgen des Vulkanausbruchs in Island zu kämpfen. "Rund 100.000 Gäste konnten bisher noch nicht aus dem Urlaub zurückkehren", teilte der Tui-Konzern am Montag mit. Wegen der großflächigen Luftraumsperrung über Europa holen Reiseveranstalter gestrandete Touristen nun per Bus und Fähre zurück. Allein von den Kanarischen Inseln sollten im Laufe des Tages rund 1300 Gäste ausgeflogen werden. "Nach jetzigem Stand werden die Maschinen in Rom landen. Von dort geht es mit Bussen weiter nach Deutschland", hieß es. Sollte kurzfristig ein günstiger gelegener Zielflughafen öffnen, würden die Maschinen dorthin umgeleitet.

In der Nacht zu Sonntag und Montag hatte Tui 1200 Gäste von Mallorca nach Barcelona ausgeflogen. Nach 20 Stunden Fahrt seien am Montagmorgen die ersten sieben von einem Dutzend Bussen mit den Gästen morgens am Hauptbahnhof in Frankfurt am Main eingetroffen. Der Reiseveranstalter habe zudem die kurzfristige Lockerung der Flugverbote in Deutschland genutzt und am Sonntag 165 Gäste aus Gran Canaria nach Hannover ausgeflogen. Eine weitere Maschine sei aus Antalya mit 180 Gästen sicher in Berlin-Schönefeld gelandet.

Alle Flugreisen bis einschließlich Montag, 19. April, 24 Uhr hat Tui vorerst abgesagt und bittet die Feriengäste, nicht zum Flughafen anzureisen. Diese Regelung gelte unabhängig von der Fluggesellschaft. Der Krisenstab in Hannover hat außerdem eine Hotline unter Tel. 0511 - 567 8000 eingerichtet.

Wie die Veranstalter reagieren

Die Touristik der Rewe-Gruppe, zu der die Reiseveranstalter Dertour, Meier's Weltreisen, ADAC Reisen, ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg und gehören, hat alle Flugpauschalreisen mit Abflug bis einschließlich Dienstag abgesagt. Die Reiseveranstalter bieten den betroffenen Kunden eine Umbuchung ihrer Reise auf einen späteren Zeitpunkt an. Gäste, die sich bereits an ihrem Urlaubsort befinden, werden vor Ort durch die Reiseleitung betreut.

Auch die Thomas Cook AG wird für ihre Veranstalter Neckermann Reisen, Thomas Cook Reisen, Bucher Last-Minute und Air Marin bis Montag um 24 Uhr keine Flugreisen durchführen. Die von den Streichungen betroffenen Reisen werden vom Veranstalter aufgrund höherer Gewalt gekündigt und die Kunden erhalten den Reisepreis zurück. Alternativ können die Kunden kostenfrei auf einen späteren Zeitpunkt umbuchen. Auch die Kunden werden gebeten, nicht am Flughafen zu erscheinen, sondern sich auf den Websites über die aktuellste Entwicklung zu informieren. Die Hotline von Neckermann Reisen und Thomas Cook Reisen ist unter Tel. 06171-65 65 190 zu erreichen, für Bucher Last-Minute und Air Marin unter Tel. 02132-93080.

Kunden, die am Urlaubsort auf ihren Rückflug warten, werden von der Reiseleitung betreut und in ihrem Hotel untergebracht. Bis auf weiteres übernimmt Thomas Cook aus Kulanz die Übernachtungskosten der Veranstaltergäste.

Wegen höherer Gewalt bietet der Veranstalter Alltours seinen Gästen mit Abflug bis 19. April um 20 Uhr ein kostenfreies Stornieren an. Auch ein Umbuchen sei möglich. Die eingerichtete Telefon-Hotline lautet: Tel. 0203 - 36 36 500. Für Gäste am Urlaubsort übernimmt Alltours aus Kulanz die Übernachtungskosten für die erste Verlängerungsnacht und im Urlaubsgebiet alle Transfers vom Hotel zum Flughafen.

Gestrandet im Paradies

Als Vorteil erweist sich in einer Krisensituation, wenn Urlauber eine Pauschalreise gebucht haben und jetzt am Urlaubsort festsitzen. Hier sollte sich die örtliche Reiseleitung um die Organisation und die unfreiwillige Verlängerung kümmern, sofern die Reiseleiter die nötige Zeit finden.

Nicht immer kann der Gast mit Kulanz seines Reiseveranstalters rechnen. Für Zehntausende Urlauber dürfte der Zwangsurlaub allmählich immer teurer werden: Ihnen wird nicht nur das Gehalt für die Fehltage gekürzt oder mit noch offenem Urlaub verrechnet. Viele von ihnen müssen ab Sonntag- oder Montagabend auch noch für Hotelübernachtungen zahlen und zusätzliche Kosten für die Rückreise befürchten. Der Grund: Immer mehr Veranstalter kündigen nun die Reiseverträge mit ihren Gästen.

Um Sonderkonditionen vor Ort feilschen

Der größte Teil der Urlauber steckt nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) in den klassischen Frühjahrszielen fest, beispielsweise auf der Ferieninsel Mallorca und dem türkischen Badeort Antalya. Alle Pauschalreisende, deren Verträge von den Veranstaltern gekündigt werden, haben zwar weiterhin Anspruch auf einen Rückflug in die Heimat. Doch für die zusätzlichen Kosten, die dabei etwa für Umbuchungen oder Fahrten zu entfernten Flughäfen entstehen, müssen die Urlauber laut Gesetz zur Hälfte selbst aufkommen. Das hilft es nur mit den Hoteliers vor Ort in Eigenregie Sonderkonditionen auszuhandeln. Denn auch die Hotels haben ein Problem: Durch die lahmgelegten Flugverkehr fehlen ihnen neue Gäste.

Auf eigene Kosten geht die Verlängerung bei Individualreisenden, die irgendwo auf der Welt festsitzen. Aber auch sie müssen sich nicht völlig alleine durchschlagen. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) wies weltweit alle deutschen Vertretungen an, Reisenden in individuellen Notlagen konsularische Hilfe zu leisten und dieser Betreuung "höchste Priorität einzuräumen".

mit Material von DPA/Reuters Reuters

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