"Unser neuer Saugroboter ist nicht für jedermann": Brent Hild bleibt zumindest keine Antwort schuldig, wenn man ihn nach den möglichen Käufern des neuen Sauger-Flaggschiffs von iRobot fragt. 1499 Euro sind ein stolzer Preis für einen Robotersauger - wenn man den Sauger mit dem neuen Wischer von iRobot kombiniert, steigt der Systempreis für das Duo auf über 2000 Euro.
Wenn nicht für jedermann, für wen ist der neue Super-Sauger dann gedacht, wollten wir vom Chefentwickler Brent Hild wissen. "Für besonders anspruchsvolle Kunden". Bei Kundenbefragungen habe man herausgefunden, dass die iRobot-Kunden sehr hohe Reinigungsstandards haben, so Hild. Sie bezweifeln schlichtweg, dass so ein kleiner Roboter richtig sauber machen kann. "Wir haben sehr genau nachgefragt, was unsere Kunden von einem Premiumprodukt erwarten. Und sie wollen nicht allein eine bessere Reinigungsleistung. Sie erwarten eine perfekte Reinigung in Ecken und entlang von Kanten."
Das sei der entscheidende Punkt heute. Die Mitte eines Raums zu reinigen, sei einfach. "Aber wenn es darum geht, um Gegenstände im Raum herum zu saugen und wirklich tief in die Ecken zu kommen – daran verzweifeln viele Roboter, die sie heute kaufen können."
Bekanntes Feature: Basisstation
Und dafür gibt es nun den neuen s9+von Roomba. Er benutzt das Mappingsystem der Vorgänger und er wird auch mit der Basisstation verkauft, die zeitgleich mit dem Vorgänger auf den Markt kam.
Unserer Meinung nach ist diese Basis unbezahlbar, wenn viele (Tier-)Haare in der Wohnung herumliegen – oder man jede Berührung mit dem Saugerdreck vermeiden will. Mit der Station muss niemand mehr jeden zweiten Tag den kleinen Schmutzkasten des Saugers leeren, die Station saugt den Dreck automatisch ab und packt ihn in einen Beutel. Und der muss nur im Rhythmus von 4 bis 8 Wochen gewechselt werden. Einmal eingesaugt, bleibt der Staub in einem geschlossenen System – das ist nicht nur für Allergiker interessant. Die teuren Beutel von iRobot kann man übrigens mit einem kleinen Trick auch durch preiswerte Modelle ersetzen.
Komplett neue Konstruktion
Dieses Feature bringt also auch der neue s9+ mit. Darüber hinaus handelt es sich um einen von Grund auf neu konstruierten Sauger. Den i7+ kann man in Sachen Hardware eher als Weiterentwicklung des Vorvorgängers vom Typ 980 ansehen. Der s9+bricht mit der runden Form. Um besser in die Ecken zu kommen, besitzt er nun die Gestalt eines "U" oder eines Hufeisens, so das eine Ecke des Roboters in die Ecken des Raumes fahren kann. "Wir haben das Reinigungssystem komplett neu aufgebaut. Wir haben die Seitenbürste in die Ecke gesetzt. Die Bürsten sind ziemlich steif, so kommen sie in alle Ritzen."
Positiv: Der Roomba nutzt keinen rotierenden Sensor. Diese Lidar-Systeme setzten sich im Betrieb stets mit Haaren zu. Darüber hinaus wurde die Saugleistung und Staubaufnahme deutlich verbessert. Auf Hartböden ist das eigentlich nicht nötig, doch für eine tiefe Reinigung von Teppichböden können die kleinen Roboter gar nicht genug Leistung haben.
Die rotierenden Gummiwalzen sind um fast ein Drittel breiter als zuvor und bestehen aus einem weit strapazierfähigeren Material als noch beim 980. Als Tipp nebenbei: Günstige Sauger haben oft nur eine zehn Zentimeter breite Saugöffnung, entsprechend schlechter ist die Aufnahme des Schmutzes.
Viele Hersteller setzten auf eine einzige Bürste, Roomba dagegen auf zwei gegenläufig drehende Gummiwalzen. Diese Walzen "packen" groben Schmutz wie Popcorn besser als eine Bürste und befördern ihn in den Müllbehälter und schubsen ihn nicht vor dem Roboter her.
Wie mit der Zahnbürste
Wir müssen zugeben: Die Vorführung ist beeindruckend. Wer die Roboterarbeit selbst nachmachen will, müsste sich auf den Bauch liegen, mit dem Saugrohr an den Kanten entlangfahren und gleichzeitig die Ritzen mit einer Zahnbürste bearbeiten und das täglich an allen Kanten der Wohnung. Nur die Software muss noch mal nachjustiert werden, in der frontalen Annäherung fährt der Roboter so nah an die Wand, bis ihn die Sensoren im Bumper stoppen. Das kann ein Roomba auch berührungslos.
Edles Aussehen
Obendrein hat der Roboter einen neuen sehr edlen Look spendiert bekommen. Der kleine Robbi ist Instagram-tauglich und tritt in seinem edel-matten Metallfinish selbstbewusst als wertiger Haushaltsgegenstand auf. Auch praktisch: Eine unaufdringliche LED-Beleuchtung zeigt an, bei welcher Tätigkeit der Roboter gerade ist.

Wischroboter für die ganze Wohnung
Doch Saugen ist eine Disziplin, Wischen eine andere. Auch hier zeigte Roomba ein neues Gerät. Der Vorgänger, der Braava Jet 240 ist ein kleiner Wischer, dem man durchaus ansah, dass die Konstruktion zugekauft war und nicht von iRobot selbst stammt. Das neue Gerät, der Braava Jet m6, spielt in einer ganz anderen Klasse. Es ist deutlich größer und lädt sich nun an einer Basisstation auf. Beim Vorgänger musste man nach jedem Einsatz die Batterie entnehmen, um sie aufzuladen. Ein größerer Wassertank, stärkere Akkus und mehr Motor-Power machen es nun möglich, dass der Wischer nicht nur einen Raum wie bisher, sondern die Hartböden in der ganzen Wohnung wischt. Dabei ist es möglich, die versprühte Wassermenge für jeden Raum zu dosieren.
Der Roboter arbeitet nun so, dass er Wasser nur auf einen Bereich aufbringt, den er bereits befahren hat. In Japan habe es Probleme gegeben, von denen niemand gedacht hatte, dass sie existierten. "Die Japaner benutzen Türen und Wände aus Reispapier", bedauert Hild. Die habe der Vorgänger dann eingenässt.
Braava Jet m6 ist schwerer, die Motoren stärker, das Reinigungspad wird mit mehr Energie auf dem Boden bewegt – die schmutzlösende Wirkung dürfte ungleich besser sein.
Kleiner Nachteil: Der Wischer darf nicht auf Teppiche klettern, daher macht er bei kleinen Erhebungen halt. Das kann seine Bewegungsfähigkeit in Altbauten wegen der Türschwellen reduzieren. Noch ist unklar, ob man ihn später per Software doch dazu bewegen kann, zumindest niedrige Schwellen zu überrollen. Mehr als ein Bonus: Die Software kann beide Geräte koordinieren. Dann wird eine Zone erst gesaugt und dann gewischt. Ziemlich perfekt.
Reinigen für die ganz Peniblen
Unser Fazit: Beeindruckend - Sauger und Wischer sind eine Klasse für sich. Optisch fallen die Geräte auch in edel eingerichteten Wohnungen gewiss nicht negativ auf. Alles top, wenn nur der Preis nicht wäre. Das Flaggschiff von Neato ist auch ein guter und schlauer Sauger und den D7 Connected kann man für etwas mehr als 500 Euro bekommen.
Hild hat vollkommen recht: Roomba s9+und Braava Jet m6 sind nicht für jedermann. Erstens muss man das nötige Kleingeld besitzen und zweitens sollte man großen Wert auf penible Sauberkeit legen. Böse gesagt: Das sind die richtigen Geräte für Personen, die nach einem Einsatz der Putzfrau akribisch die versteckten Ecken auf porentiefe Sauberkeit kontrollieren.
Treffen diese Faktoren auf Sie zu, passt dieses Duo von iRobot sicher perfekt.
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