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Covid-19 Erstmals Deutscher an Coronavirus gestorben – Sperrzonen in Norditalien, Hoffnung in China

Eine Passantin mit Atemschutz steht im Hauptbahnhof von Mailand
Eine Passantin mit Atemschutz steht im Hauptbahnhof von Mailand. Im Kampf gegen das neue Coronavirus schränkt Italien die Bewegungsfreiheit von Bürgern im Norden drastisch ein
© Claudio Furlan /LaPresse via ZUMA Press / DPA
Mit mehr als 900 Infektionen hat sich das Coronavirus in vielen Regionen Deutschlands ausgebreitet. Nun stirbt in Ägypten der erste deutsche Staatsbürger: ein 60 Jahre alter Mann. Wo hat er sich angesteckt? Ein Überblick über die aktuelle Corona-Lage.

Erstmals ist ein deutscher Staatsbürger nachweislich an der neuartigen Lungenerkrankung Covid-19 gestorben. Es handle sich um einen 60 Jahre alten Mann, der vor einer Woche nach Ägypten eingereist sei, teilte das ägyptische Gesundheitsministerium am Sonntag mit. Es ist zugleich der erste Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 in Afrika. Aus welchem deutschen Bundesland der Mann stammte, blieb zunächst unklar.

Der Mann sei aus der bei Touristen beliebten Stadt Luxor im Süden Ägyptens in den Strandort Hurghada gereist, teilte ein Sprecher des Ministeriums mit. Nach seiner Ankunft habe er eine erhöhte Temperatur gehabt und sei im Krankenhaus positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden. Der Mann sei auf der Intensivstation behandelt worden und habe sich geweigert, in eine andere Klinik verlegt zu werden. Sein Zustand habe sich zunehmend verschlechtert, am Sonntag sei er verstorben. 

Hat sich der Mann in Ägypten angesteckt?

Wo der Urlauber sich ansteckte, blieb zunächst unklar. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, die deutsche Botschaft in Kairo stehe dazu mit den ägyptischen Behörden in Kontakt. In Luxor waren zuletzt 45 Menschen an Bord eines Kreuzfahrtschiffs, das auf dem Nil unterwegs war, positiv getestet worden. Nach offiziellen Angaben waren etwa 170 Menschen an Bord, darunter etwa 100 Ausländer. 

Ägypten hatte im Vergleich zu anderen Ländern im arabischen Raum zunächst vergleichsweise wenige Sars-CoV-2-Infektionen gemeldet. Vor allem der regionale Nachbar Iran, wo inzwischen nach offizieller Statistik rund 145 Menschen an der vom Virus verursachten Krankheit Covid-19 verstarben, meldete fast 6000 Fälle. In Kuwait, Bahrain und dem Irak wurden Dutzende nachgewiesene Infektionen erfasst. 

Ägypten, mit 100 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Nordafrikas, meldete bisher 48 Nachweise, darunter die 45 Betroffenen an Bord des Kreuzfahrtschiffs. Ägypten zählt nach wie vor zu den beliebten Reiseländern bei Deutschen. Der Deutsch-Arabischen Industrie- und Handelskammer zufolge kamen 2019 rund ein Drittel der Touristen in Ägypten aus Deutschland. "Ägypten ist sicher und die Situation ist unter Kontrolle", hatte Ministerpräsident Mustafa Madbuli noch am Samstag erklärt.

In Algerien, das ebenfalls in Nordafrika liegt, wurden bisher 17 nachgewiesene Fälle gemeldet. Die Länder in Afrika südlich der Sahara blieben - zumindest den offiziellen Statistiken zufolge - von Sars-CoV-2-Infektionen bisher weitgehend verschont. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden dort bisher im Senegal (4) sowie in Kamerun (2), Südafrika (2), Nigeria (1) und Togo (1) einzelne Fälle gemeldet. 

Experten schätzen das Risiko einer Ausbreitung der Lungenkrankheit in Afrika als sehr hoch ein, da der Kontinent enge Verbindungen mit China hat und die Gesundheitssysteme in vielen Ländern eher schwach sind. Zudem leben in Ballungsräumen wie Lagos, Kairo und Algier Millionen Menschen auf engem Raum zusammen.

Mittlerweile fast 950 bestätigte Coronavirus-Erkrankungen in Deutschland

Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in Deutschland hat sich auf fast 950 erhöht. Das Robert-Koch-Institut bestätigte am Sonntagnachmittag bundesweit 902 Fälle. Dazu kommen weitere 45 Fälle aus Bayern und Baden-Württemberg, die in dieser Statistik noch nicht erfasst sind. Damit gibt es insgesamt 100 Erkrankte mehr als Sonntagvormittag und 152 Fälle mehr als Samstagnachmittag bestätigt waren.  

Mit 398 Fällen ist Nordrhein-Westfalen weiter mit Abstand am stärksten betroffen, mehr als 200 Erkrankungen entfallen auf den Landkreis Heinsberg. Gegenüber Samstag waren dies 25 Erkrankte mehr.    

Die größte Steigerung der Fallzahlen gibt es aber in Bayern, wo die Zahl der Fälle seit Samstag um 67 auf 200 anstieg. Besonders in der Landeshauptstadt München mit 35 neu erfassten Erkrankungen gab es demnach zahlreiche Meldungen. In Baden-Württemberg stieg die Zahl der Infizierten auf 199.

Sprunghafter Anstieg der Todesfälle in Italien

In Italien ist die Zahl der Todesfälle durch das neuartige Coronavirus sprunghaft angestiegen. Die Zahl der Todesopfer stieg binnen 24 Stunden um 133 auf 366 an, wie der italienische Zivilschutz am Sonntagabend mitteilte. Damit liegt Italien bei der Zahl der Coronavirus-Toten nun weltweit auf Platz zwei hinter dem Ursprungsland China, wie aus einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP hervorgeht. 

Die meisten der neuen Todesfälle in Italien wurden nach Angaben des Zivilschutzes in der Lombardei in Norditalien verzeichnet. Die Zahl der bestätigten Infektionen liegt mittlerweile bei 7375, das sind 1492 mehr als am Samstag. Wegen der Coronavirus-Epidemie hatte die Regierung in Rom zuvor ein grundsätzliches Ein- und Ausreiseverbot für weite Gebiete in Norditalien erlassen. Betroffen sind insgesamt mehr als 15 Millionen Einwohner, unter anderem in der Lombardei.

Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in Frankreich ist auf mehr als tausend gestiegen. Mittlerweile hätten sich 1126 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert, teilten die französischen Gesundheitsbehörden am Sonntagabend mit. Die Zahl der Todesopfer liegt demnach bei 19. Frankreich ist mit Italien und Deutschland das am stärksten betroffene Land in der EU. 

Präsident Emmanuel Macron hat für den Abend ein Krisentreffen einberufen, an dem unter anderem Gesundheitsminister Olivier Véran teilnimmt. Die französische Regierung bereitet sich darauf vor, Stufe drei des Schutzprogramms auszurufen. Erwogen wird eine flächendeckende Schließung von Schulen wie in Italien oder die Einschränkung öffentlicher Verkehrsmittel.

Mehr als 109.000 Infektionen weltweit

Das Coronavirus, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslöst, hat sich mittlerweile auf fast 100 Länder ausgebreitet. Weltweit wurden mehr als 109.000 Infektionen und fast 3600 Todesfälle registriert. 

In China, wo das neuartige Coronavirus im Dezember erstmals aufgetreten war, gab es derweil die Hoffnung auf ein Ende der drastischen Quarantäne-Maßnahmen. Mit 44 Neuinfektionen war diese Zahl am Sonntag nach offiziellen Angaben erneut rückläufig. Mit 27 neuen Todesopfern - alle in Hubeis Hauptstadt Wuhan - meldete das Land die geringste Opferzahl seit mehr als einem Monat. Insgesamt starben damit in Festlandchina 3097 Infizierte.

Wegen Coronavirus: Die Menschenmassen um den Kaaba in Mekka sind deutlich kleiner

Auch Südkorea verzeichnete einen Rückgang bei den Neuinfektionen. Am Sonntag wurden dort 272 neu Infizierte registriert, deutlich weniger als die bisher täglich rund 500 neuen Fälle. Der Iran hingegen meldete am Sonntag einen Anstieg um 49 Todesfälle auf 194 binnen 24 Stunden. Die Gesamtzahl der gemeldeten Infektionen lag bei 6566. Die nationale Fluggesellschaft Iran Air stoppte bis auf weiteres alle Flüge Richtung Europa.

fs DPA AFP

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