Mit Verärgerung und Besorgnis hat die Welt auf einen Bericht der UN-Atomenergiebehörde IAEA reagiert, nach dem Teheran bereits an einer Atomwaffe arbeiten könnte. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) drohte dem Iran mit weiteren Sanktionen. Auch US-Vizepräsident Joe Biden warnte Teheran vor "Konsequenzen". Russland forderte das Land auf, den Verdacht zu entkräften. Der Iran zeigte sich dagegen gelassen: Der Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Wien sei "langweilig und nicht neu", sagte Irans Vertreter bei der IAEA, Ali Asghar Soltanieh.
Zugleich kündigte der Iran an, die nationale Marine habe das erste Kriegsschiff aus landeseigener Produktion in Dienst gestellt. Am Stapellauf am Freitag am Persischen Golf nahm auch das geistliche Oberhaupt der islamischen Republik, Ajatollah Ali Chamenei, teil. Der Zerstörer "Jamaran" sei mit neuester Militärtechnik ausgestattet wie Torpedos und Radaranlagen.
"Die Geduld der Weltgemeinschaft ist nicht unendlich"
Westerwelle sagte, die Weltgemeinschaft werde "sich nicht länger vertrösten lassen", wenn die Führung in Teheran weiterhin zu keinem "ehrlichen Dialog" im Atomstreit bereit sei. Einzelheiten zu möglichen neuen Strafmaßnahmen nannte er nicht. "Die Geduld der Weltgemeinschaft (ist) nicht unendlich", erklärte er in Berlin. "Der Bericht (...) bestätigt die große Besorgnis, die die Bundesregierung wegen des iranischen Nuklearprogramms sei langer Zeit hegt", sagte der Sprecher der Bundesregierung, Ulrich Wilhelm. Er schloss eine militärische Lösung aus. "Wir halten nur eine diplomatische Lösung für eine gangbare Lösung", sagte Wilhelm.
Der russische Außenamtssprecher Andrej Nesterenko sagte, Moskau rufe die Führung in Teheran erneut mit Nachdruck zu einer aktiveren Zusammenarbeit mit der IAEA sowie mit den fünf ständigen Mitgliedern im Weltsicherheitsrat USA, Großbritannien, Russland, Frankreich und China plus Deutschland auf. Moskau schließt zudem als Vetomacht im UN-Sicherheitsrat Sanktionen gegen den Iran nicht aus.
Iran soll wirkliche Konsequenzen zu spüren bekommen
US-Vizepräsident Biden drohte mit neuen Sanktionen: "Gemeinsam mit unseren internationalen Partnern arbeiten wir daran sicherzustellen, dass der Iran wirkliche Konsequenzen dafür zu spüren bekommt, dass er sich nicht an die internationalen Abmachungen hält". US-Außenamtssprecher Philip Crowley sagte in Washington, der Iran sei nicht in der Lage, befriedigend zu erklären, welches Ziel er mit seinem Atomprogramm verfolge. Der neue Bericht enthalte "viele besorgniserregende Dinge". Die neuen Erkenntnisse seien bezeichnend dafür, wie sich Teheran gegenüber der UN-Behörde in Wien verhalte.
Yukiya Amano, der neue IAEA-Generaldirektor, spricht in dem Bericht von "in sich schlüssigen und glaubhaften" Informationen zu möglichen Aktivitäten, die im Zusammenhang mit Nuklearwaffen stehen könnten. Es war das erste Mal, dass die in Wien ansässige Behörde in einem Bericht so konkret von einer nuklearen Bedrohung durch den Iran spricht.
Teheran hat immer wieder beteuert, mit seinem Atomprogramm nur friedliche Zwecke zu verfolgen. Nach dem Scheitern eines Atomdeals mit der IAEA und den Weltmächten hatte das Land in der vergangenen Woche mit einer höheren Urananreicherung auf 20 Prozent begonnen, was von der Weltgemeinschaft als Provokation gewertet wurde. Wenig später hatte Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad erklärt, sein Land habe das Know-how für die Atombombe. Allerdings habe Teheran nicht die Absicht, eine solche Waffe auch zu bauen.