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Gaza-Konflikt Israel willigt in zwölfstündige Waffenruhe ein

Nun also doch: Nachdem Israel am Abend zunächst eine Waffenruhe abgelehnt hatte, willigte es schließlich doch ein. Am Samstagmorgen trat eine zwölfstündige Feuerpause in Kraft.

Im Gaza-Krieg ist am Samstagmorgen um 8.00 Uhr (7.00 MESZ) eine zwölfstündige Feuerpause in Kraft getreten. Israel und die militant-islamische Hamas hatten sich am Vortag darauf geeinigt. Die israelische Armee setzt in dieser Zeit nach eigenen Angaben allerdings das Lokalisieren und Zerstören von Tunneln der Hamas im Gazastreifen fort. Sollten palästinensische Militante die Feuerpause nutzen, um israelische Soldaten anzugreifen oder auf israelische Zivilisten zu schießen, werde die Armee dies beantworten, hieß es weiter.

Die radikal-islamische Hamas hatte die vom israelischen Militär bekannt gegebene Feuerpause bestätigt. Zunächst war unklar, ob sie eingehalten wird.

Die Waffenpause habe Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu US-Außenminister John Kerry und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zugesagt, sagte ein hoher israelischer Beamter der Zeitung "Haaretz" am Freitagabend. Die Zivilbevölkerung solle sich mit Lebensmitteln und Wasser versorgen können. Krankenhäuser sollten ihre Vorräte an Medikamenten aufstocken und internationale Hilfsorganisationen humanitäre Hilfe leisten können.

Kerry hatte zuvor angekündigt zu weiteren Beratungen am Samstag nach Paris zu reisen, wo nach französischen Angaben eine internationale Außenminister-Konferenz über den Gaza-Konflikt beraten will.

Kerry will Gespräche über längerfristige Friedenslösung

Früher am Abend hatte Israel einen US-Vorschlag für eine Waffenruhe noch abgelehnt. Das Sicherheitskabinett der israelischen Regierung hatte seit dem Nachmittag über den Plan von US-Außenminister John Kerry beraten. Er sieht eine rasche Feuerpause mit der im Gazastreifen herrschenden radikal-islamischen Hamas vor. Die Kämpfe im Gazastreifen gingen mit unverminderter Härte weiter.

Nach Kerrys Vorstellungen sollen mit Einstellung der Kämpfe von Sonntag an unter ägyptischer Vermittlung Gespräche über eine längerfristige Friedenslösung aufgenommen werden, berichtet "Haaretz".

Militante Palästinenser feuerten unterdessen am Freitag erneut Raketen auf den Großraum Tel Aviv ab. In der Küstenstadt Aschkelon wurde ein Haus direkt getroffen. Die Zahl der Toten im Gazastreifen stieg auf 848. Mehr als 5500 Palästinenser wurden verletzt. Auf israelischer Seite starben 35 Soldaten und drei Zivilisten.

Hamas ohne Reaktion auf US-Vorschlag

Die Hamas in Gaza reagierte zunächst nicht auf Kerrys Vorschlag, prüfte ihn aber laut palästinensischen Medienberichten. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu traf in Katar ein, um Hamas-Exilchef Chaled Maschaal zu treffen. Katar und die Türkei gelten als die letzten Verbündeten der Hamas.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ließ bislang keine Bereitschaft erkennen, die Angriffe einzustellen. Rechtsorientierte Minister forderten eine Fortsetzung und sogar Verstärkung der Angriffe im Gazastreifen. Der israelische Rundfunk berichtete, die Armee sei angewiesen worden, sich auf eine "echte Ausweitung" der Offensive in der kommenden Woche vorzubereiten, sollte Hamas die vorgeschlagene Feuerpause ablehnen.

Die israelische Luftwaffe zerstörte nach palästinensischen Angaben das Haus des Hamas-Führers Salah Bardawil in Chan Junis im Süden des Gazastreifens. Dabei habe es keine Verletzten gegeben. Bei einem anderen Angriff im Süden des Palästinensergebiets sei ein örtlicher Führer des radikalen Islamischen Dschihad getötet worden. Der 45-jährige Salah Abu Hasanin und sein 15-jähriger Sohn seien bei dem Luftangriff in Rafah ums Leben gekommen, hieß es.

Airlines fliegen Tel Aviv wieder an

Bei gewaltsamen Protesten tausender Palästinenser im Westjordanland wurden nach Angaben von Rettungskräften am Donnerstagabend und Freitag sechs Menschen getötet und Dutzende verletzt. Drei der Opfer kamen durch Schüsse des israelischen Militärs ums Leben. Zwei weitere, einen 22-Jährigen und einen 17-Jährigen, erschoss ein jüdischer Siedler in der Nähe von Nablus.

Obwohl Palästinenser weiterhin Raketen Richtung Großraum Tel Aviv und Flughafen Ben Gurion schießen hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA ihr Flugverbot am Donnerstag wieder aufgehoben. Auch der britische Billigflieger Easyjet, die italienische Alitalia und die französische Air France kündigten die Wiederaufnahme des Flugbetriebs nach Israel an. Die Lufthansa und Air Berlin wollen ab Samstag ebenfalls wieder Flüge nach Tel Aviv aufnehmen. Sie hatten den Flughafen Ben Gurion wegen der anhaltenden Raketengefahr seit Dienstag nicht mehr angeflogen.

Irans Präsident Hassan Ruhani rief die islamische Welt zum Widerstand gegen Israel auf. "Was die Zionisten (Israel) in Gaza machen, ist ein unmenschlicher Völkermord, daher muss die islamische Welt heute einheitlich ihren Hass und Widerstand gegen Israel erklären", sagte der sonst moderate Kleriker am Rande einer anti-israelischen Demonstration in Teheran. Der Iran erkennt Israel nicht an und betrachtet die dortige Regierung als Wurzel aller Probleme in Nahost.

dho/Reuters/AFP/DPA DPA Reuters

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