Nach geplatztem Trump-Kim-Gipfel Nordkorea richtet US-Sondergesandten zwar nicht hin, aber bestraft ihn schwer

Nordkorea Hinrichtung Delegation
Nordkoreas Verhandlungsdelegation für den Gipfel mit Donald Trump in Hanoi kommt am Pekinger Flughafen an. Kim Hyok Chol ist vermutlich der Mann in der Mitte links mit der blauen Krawatte
© Ed Jones / AFP
Kürzlich machte die Nachricht die Runde, dass Nordkorea, einen Gesandten für den Gipfel mit den USA erschossen habe - weil das Treffen erfolglos verlaufen war. Doch nun heißt es, möglicherweise sei der Mann nicht tot, sondern "nur" in Haft.

Über die harsch-absurden Bestrafungsriten in Nordkorea wird viel spekuliert und oft gerätselt. 2015 etwa soll Diktator Kim Jong Un seinen damaligen Verteidigungsminister wegen "Respektlosigkeit" hinrichten lassen haben - mit einem Flakgeschütz. Diese Horrormeldung wurde nur halboffiziell bestätigt, was die Fantasie der Nordkorea-Berichterstatter nicht gerade geerdet haben dürfte. Wohl auch deshalb fällt es leicht, Meldungen zu glauben, nachdem nun fast die gesamte mit dem Kim-Trump-Gipfel in Hanoi befasste Riege Nordkoreas in Ungnade gefallen sein soll – und einige Teilnehmer das Scheitern sogar mit dem Leben bezahlt haben sollen.

Nach Ankunft in Pjöngjang erschossen?

Darunter auch der US-Gesandte Kim Hyok Chol. Vor einigen Tagen hieß es, er sei nach der Rückkehr aus Vietnam im März am Mirim-Flughafen bei Pjöngjang erschossen worden. Außer Kim seien zudem vier weitere hochrangige Mitarbeiter nach einer "Untersuchung" hingerichtet worden. Die Gipfel-Übersetzerin Shin Hye Yong soll in ein Gefangenenlager geschickt worden sein, ebenso wie das führende Parteimitglied Kim Yong Chol. Einem Bericht der südkoreanischen Zeitung "Chosun Ilbo" zufolge, wurden sie alle dafür bestraft, dass das Treffen mit dem US-Präsidenten im Februar ergebnislos zu Ende gegangen ist.

Möglicherweise aber ist das Regime in Pjöngjang nicht ganz so unerbittlich. Nur zwei Tage nachdem es hieß, Kim Yong Chol sei in einem der berüchtigten Arbeitslager verschwunden, wurde er zusammen mit Machthaber Kim Jong Un bei einer Kunstveranstaltung gesichtet, wie Bilder der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA zeigen. Auch das Schicksal von Kim Hyok Chol, der die Verhandlungen mit den Amerikanern geleitet hatte, ist möglicherweise anders als dargestellt – wenn auch nicht wesentlich besser.

Kim am Leben aber "schwer bestraft"

Laut CNN ist der Abgesandte Kim weiterhin am Leben. Was genau mit ihm passiert ist, ist aber unklar. Der US-Sender beruft sich auf "mit der Sache vertrauten Quellen" und behauptet, dass der Abgesandte zwar am Leben sei, aber dennoch eine "schwere Bestrafung" über sich ergehen lassen müsse. Sollte das zutreffen, wurde Kim vermutlich ebenfalls in ein Arbeitslager gesteckt, wo er, nach allem, was von nordkoreanischen Flüchtlingen bekannt ist, unter entsetzlichen Bedingungen äußerst schwere Zwangsarbeit verrichten muss.

In der isolierten Diktatur gibt es im Wesentlichen zwei Arten von Gefangenencamps: Arbeitslager und Umerziehungslager. Schätzungen zufolge sind 120.000 bis 200.000 Menschen dort inhaftiert. Einem UN-Report zufolge arbeiten sich manche Insassen regelrecht zu Tode, sterben an Folter und Unterernährung, oder sie werden hingerichtet. Bereits bei kleineren Vergehen wie Diebstahl drohen die Lager. Am fürchterlichsten sollen die Zustände in den Camps für politische Gefangene sein, aus denen es nur selten ein Entkommen gibt.

Erfolglosigkeit ist gefährlich in Nordkorea

Bessere Überlebenschancen haben Insassen von Umerziehungslagern – auch, weil die Haftzeit oft begrenzt ist. Nicht selten landet auch hochrangiges Führungspersonal in solchen Camps. Geflüchtete Nordkoreaner berichten davon, dass höhere Kader monate- oder jahrelang wegen einer "Umerziehung" aus der Öffentlichkeit verschwinden. Möglich also, dass Kim Hyok Chol in Zukunft wieder auftauchen wird. Kim Jong Chol, so CNN, soll in den vergangenen Monaten dazu verdonnert worden sein, im stillen Kämmerlein Berichte von "Selbstkritik" zu verfassen. Eine in Nordkorea übliche Form der Disziplinierung. Was auch immer mit den am Gipfel beteiligten Funktionären passiert, offenbar wurden sie alle in irgendeiner Form bestraft und degradiert. Erfolglosigkeit scheint in Nordkorea gefährlich zu sein.

Quellen: CNN, "Bloomberg", BBC, "Chosun Ilbo"