Sicherheitslage Verstärkte Kontrollen im europäischen Bahnverkehr

Als Reaktion auf die schweren Anschläge von Madrid sind am Montag europaweit die Sicherheitsvorkehrungen an Bahnen im Fern- und Nahverkehr verstärkt worden.

Als Reaktion auf die schweren Anschläge von Madrid sind am Montag europaweit die Sicherheitsvorkehrungen an Bahnen im Fern- und Nahverkehr verstärkt worden. Angesichts der sich mehrenden Hinweise auf moslemische Extremisten als Urheber der Anschläge soll so eine Wiederholung der Attentate verhindert werden. Die französische Polizei kontrollierte in Bahnhöfen an den Hauptstrecken stichprobenartig das Reisegepäck und die Regierung in Paris drängte auf Treffen der Europäischen Union (EU) und der Vereinten Nationen (UNO), um den Kampf gegen den Terror zu verstärken. In Großbritannien patrouillierten Anti- Terrorpolizisten in Zivil in den U-Bahnhöfen. Italien und Polen, die beide den von den USA geführten Krieg gegen den Irak unterstützten, forderten Bahnreisende zu erhöhter Wachsamkeit auf. Auch in den USA sicherten nach den Anschlägen in Madrid zusätzliche Polizisten Züge und Bahnhöfe.

Italien: Erhöhte Alarmbereitschaft

"Wir haben unsere Polizeipräsenz erhöht und sind in höchster Alarmbereitschaft," sagte ein Sprecher der italienischen Bahn. "Das ist eine reale und ernsthafte Gefahr. Deshalb erhöhen wir die Zahl der Überprüfungen." Ein Fahrgast in London sagte: "Ich muss es hinnehmen, dass das Fahren mit der U-Bahn im Moment wie ein Roulett-Spiel ist." Großbritannien war im Irak-Krieg der engste Verbündete der USA. Aber selbst in Deutschland und Frankreich, die den Krieg vehement abgelehnt hatten, wuchs die Besorgnis, nachdem sich die Hinweise auf Islamisten wie die El-Kaida-Organisation des Moslemextremisten Osama bin Laden als Drahtzieher der Anschläge vom 11. März zu verdichten schien. So forderte Bundesinnenminister Otto Schily am Wochenende eine Eilkonferenz der EU-Innenminister.

Besonderer Schutz spanischer Einrichtungen

Die Innenministerien von Hessen und Nordrhein-Westfalen erklärten am Montag, vor allem an spanischen Einrichtungen sei der Schutz nochmals hochgefahren worden. "Wir haben nach den Anschlägen punktuell die Sicherheitsvorkehrungen in Hessen verstärkt, insbesondere bei spanischen Einrichtungen", sagte ein Sprecher des hessischen Innenministeriums. In Nordrhein-Westfalen hieß es, erhöhten Schutz gebe es für israelische Einrichtungen und Gebäude solcher Staaten, die sich am Irak-Krieg beteiligt hätten. Das bayerische Innenministerium erklärte, die Sicherheitsvorkehrungen bei spanischen Einrichtungen, Flughäfen und in der Umgebung von Bahnhöfen seien bereits am Freitag verschärft worden. Bayern habe von Anfang an daran gezweifelt, dass die baskische Separatistenorganisation ETA hinter den Anschlägen in Spanien stecken könnte, und habe daher früh die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Die niedersächsische Landesregierung will die Polizeipräsenz auf der am Donnerstag beginnenden Computermesse CeBIT in Hannover erhöhen.

Auswärtiges Amt erneuert Warnungen

Das Auswärtige Amt verwies erneut auf das Anschlagsrisiko in Europa. "Die Bombenanschläge in Madrid vom 11. März, denen mindestens 200 Personen zum Opfer gefallen sind, haben gezeigt, dass auch Mitgliedsstaaten der Europäischen Union Ziel schwerster terroristischer Attentate sein können", heißt es in dem am Montag aktualisierten weltweiten Sicherheitshinweis. Das Ministerium weist seit November 2002 auf das Risiko von Anschlägen hin. Im bislang gültigen Hinweis vom 5. Februar hieß es, es gebe weltweit Hinweise auf geplante Attentate, die auch gegen die USA, Mitgliedsstaaten der EU und den internationalen Verkehr nicht ausgeschlossen werden könnten.

Bundeskanzler Schröder wies erneut die Forderung der Union nach einem Einsatz der Bundeswehr im Inland zurück. Die Anschläge sollten nicht für parteitaktische Spiele genutzt werden, sagte er. Die Polizei und der Bundesgrenzschutz seien für ihre Aufgaben gut aufgestellt.

DPA