Die Bedrohung der Schifffahrt im Roten Meer durch die Huthi-Rebellen wird nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling auch nach den Luftschlägen der Amerikaner und Briten andauern. Mölling sagte am Freitag im neuen stern–Podcast "Die Lage – international“: "Das einzige Ziel ist zurzeit, die Bedrohungsfähigkeit der Huthi zu reduzieren.“ Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik verwies darauf, dass die vom Iran unterstützte Miliz viel Zeit gehabt habe, sich einzugraben. Es sei nicht möglich, sie mit einem Schlag zu entwaffnen. "Wenn man die Huthi wirklich unter Druck setzen wollte, muss man in eine Intervention einsteigen“, erläuterte Mölling. Dazu sei aber niemand bereit. Im Jemen tobe ein komplexer Bürgerkrieg mit viele internationalen Akteuren. "Alle Guten und alle Bösen sind da“, sagte der Experte mit Blick auf die Risiken eines Einsatzes von Bodentruppen. Die Huthi nannte er eine "bedeutsame Gefahr in der Region". Ihr Potential, die wichtige Schiffsroute durch das Rote Meer zu stören, könne uns Wohlstand kosten. Zudem seien Huthi-Raketen eine Bedrohung für Israel.
Einmalige "Hau–Ruck–Aktion" reicht nicht
Nach Einschätzung Möllings wird die "Hau-Ruck-Aktion" aus der Nacht zum Freitag nicht die letzte dieser Art bleiben. Es gehe auch darum, den Rebellen Grenzen aufzuzeigen. Mölling sagte, wenn ein nichtstaatlicher Akteur in der Lage sei, die Staatengemeinschaft so massiv unter Druck setzen, "und das keine Antwort erfährt, dann hat das natürlich auch eine Signalwirkung an alle anderen".
Mölling verwies darauf, dass die Rolle Saudi-Arabiens in der Region sich bereits vor dem Angriff der Hamas auf Israel gewandelt habe und international gerade neu bewertet werde – was unter anderem Möglichkeiten für den Export von Eurofighter-Jets schaffen könne. "Deutsche Waffen für Saudi-Arabien waren für Jahre toxisch", sagte er. Jetzt gebe es eine "neue Sicht", die auch die Chance biete, Deutschland den europäischen Partnern als verlässlichen Partner für gemeinsame Rüstungsprojekte wie das Kampfflugzeug zu präsentieren. Angesichts der Festlegungen zum Waffenexport im Koalitionsvertrag wäre der Eurofighter-Export an Saudi-Arabien eine risikoreiche Entscheidung, die auf den Widerstand von Teilen der SPD und der Grünen stoßen könne. Er warnte aber davor, nur moralisch zu argumentieren und damit – wie in der Vergangenheit – die Möglichkeit zu beschneiden, Einfluss auf die Entwicklung in der Region zu nehmen.